Intrazerebrale Blutung (ICB) – Klassifikation

Intrazerebrale Blutungen werden gemäß den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie nach der Ätiologie (Ursachen) eingeteilt:

  • Spontane intrazerebrale Blutungen
    • kryptogene spontane intrazelluläre Blutungen – die Ätiologie ist bislang nicht geklärt; man geht aber davon aus, dass es eine Ursache gibt
    • idiopathische spontane intrazelluläre Blutungen – diese Form der Blutung ist pathophysiologisch bislang nicht zu erklären
  • Sekundäre intrazerebrale Blutungen (eine Grunderkrankung ist nachweisbar)
    • Arterielle Erkrankungen
      • Erkrankungen der kleinen Gefäße
        • genetisch bedingte Erkrankungen der kleinen Gefäße
        • erworbene Erkrankungen der kleinen Gefäße
      • Erkrankungen der großen Gefäße
        • Moyamoya-Erkrankung (von jap. moyamoya „Nebel“) – zerebrovaskuläre Erkrankung (Gehirngefäßerkrankung), bei der es zu einer Stenose (Verengung) oder einer Okklusion (Verschluss) von hirnversorgenden Arterien kommt [plötzlicher Sehverlust beim Kind]; auch beim Erwachsenen vorkommend
        • reversibles zerebrales Vasokonstriktionssyndrom (RCVS): Erkrankung, die typischerweise Frauen mittleren Alters betrifft und im Zusammenhang mit der Einnahme adrenerger oder serotinerger Substanzen auftritt. Neben dem Vernichtungskopfschmerz treten in der zerebralen Angiographie (bildgebendes Verfahren zur Darstellung von Arterien und Venen unter Verwendung von Kontrastmittel) multiple und multilokuläre Vasospasmen (Gefäßspasmen) auf
        • sekundäre hämorrhagische Transformation
        • zerebrale Vaskulitis (Entzündung von Gefäßwänden im Gehirn)
        • zerebrales Aneurysma – pathologische (krankhafte) Aussackungen von Gefäßwänden im Gehirn
    • Venöse Erkrankungen
      • zerebrale Venen- und Sinusthrombose (ZVT); Symptome: stärkste, akut einsetzende, umschriebene Kopfschmerzen; evtl. zudem fokale oder allgemeine zerebrale Ausfälle (Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): < 1,5/100.000 pro Jahr)
    • Gefäßmissbildungen (Malformation)
      • arteriovenöse Malformation – angeborene Fehlbildung der Blutgefäße, bei der die Arterien direkt mit den Venen verbunden sind
      • durale arteriovenöse Fistel (Durafistel) – pathologische Kurzschlussverbindung zwischen den Arterien und den Venen auf der Ebene der Hirnhäute
      • zerebrale kavernöse Malformation – Anlagestörung des Gefäßsystems
    • Gerinnungsstörungen
      • hämatologische Erkrankungen – Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe
      • iatrogene Gerinnungsstörungen
      • Blutungen unter Therapie mit Antikoagulantien (Gerinnungshemmer)
    • Intrazerebrale Blutungen im Kontext mit anderen Erkrankungen
      • Substanzmissbrauch (Alkohol, Kokain)
      • infektiöse Endokarditis (Herzinnenhautentzündung)

In Abhängigkeit von der Lage des Hämatoms können intrazerebrale Blutungen unterteilt werden in:

  • supratentorielles Hämatom (Lokalisation im Bereich des Großhirns (Thalamus- und Hirnstammblutungen))
  • infratentorielles Hämatom (Lokalisation im Bereich des Kleinhirns)

Literatur

  1. S2k-Leitlinie: Behandlung von spontanen intrazerebralen Blutungen. (AWMF-Registernummer: 030-002), Juni 2021 Langfassung

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Behandlung von spontanen intrazerebralen Blutungen. (AWMF-Registernummer: 030-002), Juni 2021 Langfassung