Hirnblutung (Intrazerebrale Blutung) – Folgeerkrankungen

Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch eine intrazerebrale Blutung (ICB) mit bedingt sein können:

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Einbruch der Hirnblutung in das Ventrikelsystem (Hohlraumsystem im Gehirn) (intraventrikuläre Blutung (IVB))
    • Tritt bei bis zu 40 % der Patienten mit intrazerebraler Blutung auf [1, 2].
    • Symptome: Cephalgie (Kopfschmerzen), Emesis (Erbrechen), Vigilanzminderung (Minderung der Aufmerksamkeit)
    • In der Folge kann der Abfluss des Liquor cerebrospinalis (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit, engl  Cerebrospinal fluid (CSF), umgangssprachlich "Nervenwasser") behindert sein → Entwicklung eines Verschlusshydrocephalus (pathologische/krankhafte Erweiterung der liquorgefüllten Flüssigkeitsräume (Hirnventrikel) des Gehirns); des Weiteren kann es zu einer Arachnoiditis (Infektion der Arachnoidea (weiche Hirnhaut bzw. mittlere Hirnhaut; "Spinnenhaut")) kommen
  • Hämatomprogression (Fortschreiten der Blutung; Synonyme: Hämatomwachstum; Hämatomexpansion)
  • Herzrhythmusstörungen
  • Myokardinfarkt (Herzinfarkt) – Patienten mit ICB haben ca. doppelt so hohes Risiko wie die übrige Bevölkerung [5]
  • Nachblutung (meist innerhalb der ersten 24 Stunden)
  • Peri-hämorrhagisches (perifokales) Ödem (Synonym: Umgebungsödem)

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Epileptische Anfälle (Krampfanfälle) – betroffen sind etwa 10 % der Patienten mit ICB; das Risiko ist in den ersten 24 Stunden nach der Hirnblutung am höchsten
  • Verschlusshydrocephalus (Hydrocephalus occlusus) – pathologische/krankhafte Erweiterung der liquorgefüllten Flüssigkeitsräume (Hirnventrikel) des Gehirns

Prognosefaktoren

  • Größe der Blutung [3, 4] und Lokalisation spielen eine entscheidende Rolle. 
  • Weitere prognostische Parameter sind das Alter des Patienten [3, 4], der neurologische Status [4] und die Hämatomprogression (Fortschreiten der Blutung; Synonyme: Hämatomwachstum; Hämatomexpansion) [3, 4]. Bricht die Blutung in das Ventrikelsystem (Hohlraumsystem im Gehirn) ein (intraventrikuläre Blutung (IVB)), was als unabhängiger Risikofaktor gilt, kann es zu Störungen der Zirkulation des Liquor cerebrospinalis (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit, engl. Cerebrospinal fluid (CSF), umgangssprachlich "Nervenwasser") kommen – die Prognose ist dann ungünstig [3, 4].

Literatur

  1. Khan NR, Tsivgoulis G, Lee SL et al.: Fibrinolysis for intraventricular hemorrhage: an updated meta-analysis and systematic review of the literature. Stroke 2014;45: 2662-2669
  2. Kleffmann J, Roth C, Siekmann R, Deinsberger W: Intrazerebrale Blutungen. Spezielle Notfallmedizin update 2015; 10 (1): 45-60. Georg Thieme Verlag KG Stuttgart –  New York
  3. Utzt MJ: ICB unter oralen Antikoagulantien: Was Sie im Notfall beachten sollten. DNP – Der Neurologe & Psychiater 2017;18:11-12
  4. Qureshi AI, Mendelow AD, Hanley DF: Intracerebral haemorrhage. Lancet 2019;373: 1632-1644
  5. Murthy S et al.: Association Between Intracerebral Hemorrhage and Subsequent Arterial Ischemic Events in Participants From 4 Population-Based Cohort Studies. JAMA Neurol 2021; https://doi.org/10.1001/jamaneurol.2021.0925