Herzschmerzen (Kardialgie) – Einleitung

Herzschmerzen (Synonym: Kardialgie) bezeichnen schmerzliche Empfindungen im Bereich des Herzens oder der Herzgegend. Diese Schmerzen können verschiedene Ursachen haben, sowohl physischer als auch psychischer Natur, und sind häufig ein Symptom ernster Herzerkrankungen.

Synonyme und ICD-10: Kardialgie; linksthorakale Schmerzen; perikardiale Schmerzen; präkordiale Schmerzen; Präkordialschmerzen; Schmerzen in der Herzgegend; ICD-10-GM R07.2: präkordiale Schmerzen

Ursachen

Herzschmerzen können durch eine Vielzahl von Erkrankungen und Zuständen verursacht werden. Dazu gehören:

  • Herzerkrankungen: Myokardinfarkt (Herzinfarkt), koronare Herzkrankheit (KHK), Myokarditis (Herzmuskelentzündung), Perikarditis (Herzbeutelentzündung)
  • Lungenerkrankungen: Pneumonie (Lungenentzündung), Lungenembolie (Verschluss von Lungengefäßen)
  • Gastrointestinale Ursachen: Zwerchfell- oder Magenbeschwerden (z. B. Gastritis/Magenschleimhautentzündung), gastroösophageale Refluxkrankheit (Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre)
  • Muskuloskelettale Ursachen: Erkrankungen der Wirbelsäule, Gelenkbeschwerden, Muskelverspannungen
  • Psychogene Ursachen: Herzschmerzen können auch psychischer Natur sein, wie beispielsweise bei starkem Stress, Angstzuständen oder Liebeskummer (psychogener Herzschmerz).

Differentialdiagnosen

Herzschmerzen müssen differenzialdiagnostisch von anderen thorakalen Schmerzen abgegrenzt werden. Wichtige Differentialdiagnosen sind:

  • Lungenembolie: Plötzliche, stechende Schmerzen in der Brust, oft begleitet von Atemnot.
  • Pneumothorax: Luftansammlung im Brustkorb, die zu plötzlichen Schmerzen und Atemnot führen kann.
  • Gastroösophageale Refluxkrankheit: Brennender Schmerz hinter dem Brustbein, der durch säurehaltigen Reflux verursacht wird.
  • Muskuloskelettale Schmerzen: Schmerzen durch Verspannungen oder entzündliche Erkrankungen des Bewegungsapparates, die oft atemabhängig sind.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind häufiger von organisch bedingten Herzschmerzen betroffen, während psychogene Herzschmerzen in beiden Geschlechtern gleich häufig auftreten.

Häufigkeitsgipfel:
Herzschmerzen im Zusammenhang mit Herzerkrankungen treten meist im mittleren bis höheren Lebensalter auf. Psychogener Herzschmerz kann in jedem Lebensalter vorkommen.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Angina pectoris (anfallsartiger Schmerz in der Brust), eine häufige Ursache für Herzschmerzen, hat eine Prävalenz von etwa 3-5 % in der Allgemeinbevölkerung.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Die Inzidenz des Myokardinfarkts (Herzinfarkt) liegt in Deutschland bei etwa 300-400 pro 100.000 Einwohner pro Jahr.

Saisonale Häufung:
Herzinfarkte treten häufiger im Winter auf, was mit der erhöhten Belastung des Herz-Kreislauf-Systems durch Kälte in Verbindung gebracht wird.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Herzschmerzen können akut oder chronisch auftreten, je nach Ursache. Akute Herzschmerzen, insbesondere bei einem Myokardinfarkt (Herzinfarkt), erfordern eine sofortige medizinische Behandlung. Chronische Herzschmerzen, z. B. bei einer koronaren Herzkrankheit (KHK; Herzkranzgefäßerkrankung), können wellenförmig verlaufen, wobei die Beschwerden bei körperlicher Belastung oder emotionalem Stress zunehmen.

Prognose

  • Bei Herzerkrankungen: Die Prognose hängt stark von der zugrunde liegenden Erkrankung ab. Bei korrekter und frühzeitiger Behandlung ist die Prognose von Erkrankungen wie der koronaren Herzkrankheit gut. Unbehandelte akute Zustände wie der Myokardinfarkt können jedoch lebensbedrohlich sein.
  • Bei psychogenen Ursachen: Psychogene Herzschmerzen haben keine organische Grundlage, können aber dennoch das Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Mit psychotherapeutischer Behandlung oder Stressmanagement können die Symptome oft gut kontrolliert werden.
  • Komplikationen: Unbehandelte Herzschmerzen, insbesondere bei organischen Ursachen, können zu schweren Komplikationen wie Herzinsuffizienz (Herzschwäche), Herzrhythmusstörungen oder plötzlichem Herztod führen.