Herzrhythmusstörungen – Medizingerätediagnostik

Obligate Medizingerätediagnostik 

  • VHF-Gelegenheits-Screening mittels Pulsmessung und nachfolgendem EKG, bei Patienten ≥ 65 Jahre
  • Elektrokardiogramm (EKG; Aufzeichnung der elektrischen Aktivitäten des Herzmuskels) [Brady- oder Tachykardie (Herzfrequenz: < 60/min oder > 100/min); bei Tachykardie: Sind die QRS-Komplexe schmal oder breit?
    Schmaler Kammerkomplex (QRS-Breite ≤ 120 ms) = Schmalkomplextachykardie; dazu gehören:
    • Sinustachykardie
    • Supraventrikuläre Tachykardie (SVT)
    • Vorhofflattern
    • Vorhofflimmern (VHF)
    • AV-Knoten-Reentrytachykardie
    Breiter Kammerkomplex (QRS-Breite ≥ 120 ms) = Breitkomplextachykardie; dazu gehören
    • Ventrikuläre Tachykardie (VT) (Im Notfall immer eher von einer VT ausgehen. Beachte: Im 12-Kanal- EKG kann nie sicher eine VT von einer supraventrikulären Tachykardie (SVT) bei Präexzitation oder Aberration unterschieden werden)
    • Rechtsschenkelblock (RSB)
    • Linksschenkelblock (LSB)
  • Langzeit-EKG (über 24 Stunden angelegtes EKG) 
    • zur genaueren Beurteilung der Herzfunktion innerhalb des Tages, ggf. Event-Recorder
    • zur Entdeckung von Vorhofflimmern nach kryptogenem Schlaganfall; EKG-Monitoring mindestens 72 Stunden, optimal über 30 Tage [1]
  • Belastungs-EKG (Elektrokardiogramm bei Belastung, das heißt unter körperlicher Aktivität/Belastungsergometrie) – Erfassung von belastungsinduzierten Herzrhythmusstörungen und von Anomalien des Herzfrequenzanstiegs z. B. beim Sick-Sinus-Syndrom
  • Echokardiographie (Echo; Herzultraschall) – bei Verdacht auf strukturelle Herzerkrankungen [Ischämiezeichen (Zeichen der Minderdurchblutung des Herzmuskels) (regionale Wandbewegungsstörung)? Herzklappenvitia/Herzklappenfehler, linksventrikuläre (LV-)Hypertrophie (Vergrößerung der linken Herzkammer)?, Rechtsherzbelastung?, Aortendissektion (akute Aufspaltung (Dissektion) der Wandschichten der Aorta )?, Perikarderguss (Herzbeutelerguss)?; abschätzen der linksventrikulären Ejektionsfraktion (Auswurffraktion der linken Herzkammer pro Herzschlag) (LVEF)]

Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Elektrophysiologische Untersuchung (EPU); z. B. mittels Mapping-Katheter – spezielle Herzkatheteruntersuchung bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen zur Erfassung ektopen Erregungszentren (ektoper Fokus), akzessorischer Leitungsbahnen (z. B. Mahaim-Fasern oder Kent Bündel beim Wolff-Parkinson-White-Syndrom (WPW-Syndrom))
  • Kardio-MRT (Kernspintomographie des Herzens); Indikationen s. u. dem Verfahren
  • Kardio-CT (Computertomographie des Herzens); Indikationen s. u. dem Verfahren
  • Polysomnographie (Schlaflabor; Messung verschiedener Körperfunktionen im Schlaf, die Auskunft über die Schlafqualität geben) – bei Verdacht auf Schlafapnoe-Syndrom

Wearables bei Herzrhythmusstörungen

Verwendung digitaler Geräte zur Erkennung und Behandlung von Arrhythmien: ein EHRA-Praxisleitfaden [s. u. Leitlinie]

  • Wearables sind bei Symptomen, die eine Herzrhythmusstörung wahrscheinlich machen, geeignet, umeine Korrelation zwischen Symptomen und Arrhythmie aufzudecken.
  • Bei paroxysmalen Herzrhythmusstörungen können diese digitalen Geräte als "Event-Recorder" zur Feststellung der Arrhythmie beitragen.
  • Wenngleich die EHRA-Experten die Wearables nicht als Screening-Tool empfehlen, sprechen sie sich nach einer Risiko-Nutzen-Abwägung für das systematisches Screening für folgende Personengruppen aus:
    • Patienten mit Schlaganfallanamnese
    • Menschen im Alter über 75 Jahren
    • Menschen in einem Alter zwischen 65 und 75 Jahren, ohne Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) wie beispielsweise Adipositas, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Herzinsuffizienz (Herzschwäche) oder Hypertonie (Bluthochdruck) vorliegen.
    • Jüngere Patienten, wenn Komorbiditäten vorliegen.

Literatur

  1. Albers GW, Bernstein RA, Brachmann J et al.: Heart rhythm monitoring strategies for cryptogenic stroke: 2015 Diagnostics and Monitoring Stroke Focus Group Report. J Am Heart Assoc 2016; 5. pii: e002944. doi: 10.1161/JAHA.115.002944

Leitlinien

  1. Svennberg E et al.: How to use digital devices to detect and manage arrhythmias: an EHRA practical guide EP Europace 03 April 2022 euac038, https://doi.org/10.1093/europace/euac038