Herzklopfen (Palpitationen) – Einleitung

Als Palpitationen – umgangssprachlich Herzklopfen genannt – bezeichnet man Herzaktionen, die vom Betroffenen selbst als ungewöhnlich schnell, kräftig oder unregelmäßig wahrgenommen werden. Sie können dabei intermittierend (mit Unterbrechungen) oder anhaltend auftreten.

Synonyme und ICD-10: Herzstolpern; Palpitatio cordis; Palpitationen; Palpitationen des Herzens; Unangenehm empfundener Herzschlag; ICD-10-GM R00.2: Palpitationen

Ursachen von Palpitationen

In bis zu 43 % der Fälle handelt es sich um eine kardiologische Ursache, während in etwa 30 % eine psychische Ursache vorliegt. Palpitationen können Symptom vieler Erkrankungen sein, darunter:

  • Kardiologische Ursachen: Herzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit (KHK), Herzklappenfehler (Vitien)
  • Endokrinologische Ursachen: Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
  • Metabolische Ursachen: Hypoglykämie (Unterzuckerung)
  • Substanzen: Alkoholkonsum, Drogen, Medikamente

Palpitationen können Symptom vieler Erkrankungen sein (siehe unter "Differentialdiagnosen")

Epidemiologie

Häufigkeitsgipfel: Das Symptom tritt vorwiegend im 3. und 4. Lebensjahrzehnt auf.

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei 10-25 % (in Deutschland). Palpitationen zählen im Rahmen der herzbezogenen Beschwerden neben thorakalen Schmerzen (Brustschmerzen) und Dyspnoe (Atemnot) zu den häufigsten Symptomen in den allgemeinmedizinischen und internistischen Praxen.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akute Palpitationen: Diese können plötzlich auftreten und sind häufig mit temporären Faktoren wie Stress, Koffein oder akuten Erkrankungen verbunden. Meist verschwinden sie nach Beseitigung der auslösenden Faktoren.
  • Chronische Palpitationen: Diese können auf eine zugrunde liegende chronische Erkrankung hinweisen und erfordern eine weiterführende Diagnostik und Therapie.

Prognose

  • Harmlos: Palpitationen können harmlos sein, insbesondere wenn sie bei jüngeren und ansonsten gesunden Personen auftreten. Funktionelle Rhythmusstörungen wie supraventrikuläre oder ventrikuläre Extrasystolen sind häufig und meistens benigne (gutartig).
  • Ernsthaft: Ein Teil der Palpitationen hat Krankheitswert und bedarf einer weiterführenden Diagnostik. Unabhängige Prädikatoren für eine kardiale Ursache sind [1]:
    • Männliches Geschlecht
    • Beschreibung eines unregelmäßigen Herzschlages
    • Herzerkrankungen in der Anamnese
    • Dauer der Palpitationen über mindestens fünf Minuten

Falls eine Herzerkrankung vorliegt, wie eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche), koronare Herzkrankheit (KHK; Herzkranzgefäßerkrankung) oder Herzklappenfehler (Vitien), ist eine kardiologische Kontrolluntersuchung und ggf. eine Optimierung der Therapie vorzunehmen.

Falls bei jüngeren und ansonsten gesunden Personen nächtliches Herzstolpern auftritt, handelt es sich häufig um eine harmlose funktionelle Rhythmusstörung. Unabhängig davon sollte man eine gründliche Anamnese (Herztod in der Familie?, Dyspnoe (Atemnot)?, Synkope (kurzzeitige Bewusstlosigkeit)?) erheben und eine EKG-Dokumentation (Langzeit-EKG) vornehmen. Meistens zeigen sich dann supraventrikuläre oder ventrikuläre Extrasystolen (Herzschläge, die außerhalb des physiologischen Herzrhythmus auftreten; Entstehung im Vorhof oder in der Herzkammer); gelegentlich ein nächtlich auftretendes paroxysmales Vorhofflimmern (anfallsartig auftretende Herzrhythmusstörung mit ungeordneter Tätigkeit der Herzvorhöfe).

Empfehlungen

  • Sofortige Abklärung: Palpitationen sollten sofort ärztlich abgeklärt werden, wenn sie mit Atemnot, Schwindel, Brustschmerzen oder Ohnmacht einhergehen, da dies Anzeichen eines ernsthaften Herzproblems sein können.
  • Langzeit-EKG: Bei nächtlichem Herzstolpern oder bei jüngeren, gesunden Personen sollte eine gründliche Anamnese und eine EKG-Dokumentation (Langzeit-EKG) erfolgen, um supraventrikuläre oder ventrikuläre Extrasystolen oder nächtliches paroxysmales Vorhofflimmern zu erkennen.

Literatur

  1. Weber BE, Kapoor WNE: Evaluation and outcomes of patients with palpitations. Am J Med 1996; 100: 138-148