Herzklappenfehler (Herzvitien) – Prävention
Zur Prävention von Herzvitien (Herzklappenfehler) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Vitamin-K1-Mangel – Niedrige Vitamin-K1-Zufuhr erhöht das Risiko für Aortenklappenstenosen (Hazard Ratio [HR]: 0,77 bei ausreichender Zufuhr) [4].
- Genussmittelkonsum
- Elterlicher Alkoholkonsum vor der Zeugung – Alkoholkonsum der Eltern erhöht das Risiko für angeborene Herzvitien [3].
- Körperliche Aktivität
- Mangelnde Bewegung – Bewegungsmangel führt indirekt zu Übergewicht und einer erhöhten kardiovaskulären Belastung.
- Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas)1 [1]
- Androide Körperfettverteilung1, das heißt abdominales/viszerales, stammbetontes, zentrales Körperfett (Apfeltyp) – es liegt ein hoher Taillenumfang bzw. ein erhöhter Taille-Hüft-Quotient (THQ; englisch: waist-to-hip-ratio (WHR)) vor [1]Bei der Messung des Taillenumfangs gemäß der Richtlinie der International Diabetes Federation (IDF, 2005) gelten folgende Normwerte.
- Männer < 94 cm
- Frauen < 80 cm
- Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft veröffentlichte 2006 etwas moderatere Zahlen für den Taillenumfang: < 102 cm bei Männern.
Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)
- Außentemperaturen für 10 Tage über 30 °C in den Wochen 2 bis 8 der Schwangerschaft (also während der Zeit der Herzentwicklung) → Anstieg der Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) von Herzfehlern2 von 878,9 auf 979,5 pro 100.000 (vor allem unkritische Herzfehler); für Vorhofseptumdefekte (Fehlbildung des Herzens, bei der die Herzscheidewand zwischen den beiden Vorhöfen des Herzens nicht vollständig verschlossen ist) Anstieg der Prävalenz um 37 % [2]
Legende
1Aortenklappenstenose (Aortenstenose)
2angeborene Herzvitien
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Ernährung
- Ausreichende Vitamin-K1-Zufuhr – Regelmäßiger Konsum vitaminreicher Lebensmittel senkt das Risiko für Aortenklappenstenosen um 23 % [4].
- Genussmittelkonsum
- Alkoholkarenz der Eltern vor der Zeugung – Frauen mindestens zwölf Monate, Männer mindestens sechs Monate vor der Zeugung abstinent, um das Risiko angeborener Herzvitien zu minimieren [3].
- Gesunder Lebensstil
- Gewichtsreduktion – Prävention von Übergewicht zur Entlastung des kardiovaskulären Systems.
- Vermeidung von Hitzeexposition während der Schwangerschaft – Schutz vor hohen Temperaturen in den ersten acht Wochen der Schwangerschaft.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, Herzvitien frühzeitig zu erkennen und deren Fortschreiten zu verhindern.
- Früherkennung und Diagnostik
- Echokardiographie (Herzultraschall) – Regelmäßige Untersuchung der Herzklappenfunktion bei Risikopatienten.
- Kardiologische Untersuchung – Kontrolle bei Symptomen wie Atemnot, Müdigkeit oder Ödemen.
- Medikamentöse Therapie
- Antikoagulation (Blutverdünner) – Einsatz bei mechanischen Herzklappen oder Vorhofflimmern zur Thromboseprophylaxe.
- Lipidsenkende Therapie – Anwendung von Statinen bei Aortenklappenstenosen mit Hyperlipidämie.
- Lebensstilinterventionen
- Regelmäßige Bewegung – Moderate körperliche Aktivität zur Verbesserung der kardiovaskulären Fitness.
- Rauchstopp – Verzicht auf Rauchen zur Senkung des Progressionsrisikos.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt darauf ab, langfristige Komplikationen zu minimieren und die Lebensqualität zu erhalten.
- Langzeittherapie
- Klappenersatz – Operative Therapie bei fortgeschrittener Aorten- oder Mitralklappenstenose.
- Interventionelle Klappentherapie – Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) bei Hochrisikopatienten.
- Rehabilitation und Nachsorge
- Kardiologische Rehabilitation – Förderung von Fitness und Lebensqualität nach Klappenoperationen.
- Regelmäßige Kontrolle – Überwachung der Klappenfunktion und kardiovaskulärer Parameter.
- Patientenaufklärung
- Schulung zu Endokarditisprophylaxe (Prophylaxe einer Herzinnenhautentzündung) – Information über Antibiotikaprophylaxe bei invasiven Eingriffen.
- Therapietreue fördern – Unterstützung bei der Einhaltung von Medikations- und Kontrollplänen.
Literatur
- Larsson S, Wolk A, Hakannson N and Bäck M: Overall and abdominal obesity and incident aortic valve stenosis: two prospective cohort studies. European Heart Journal 2017;0,1-6 doi: 10.1093/eurheartj/ehx140
- Wangjian Zhang Tanya L. Spero Christopher G. Nolte Valerie C. Garcia Ziqiang Lin Paul A. Romitti Gary M. Shaw Scott C. Sheridan Marcia L. Feldkamp Alison Woomert et al.: Projected Changes in Maternal Heat Exposure During Early Pregnancy and the Associated Congenital Heart Defect Burden in the United States. Journal of the American Heart Association. 2019;8 https://doi.org/10.1161/JAHA.118.010995
- Zhang S et al.: Parental alcohol consumption and the risk of congenital heart diseases in offspring: An updated systematic review an meta-analysis. Eur J Prev Cardiol. 2019 Oct 2:2047487319874530. doi: 10.1177/2047487319874530
- Schultz CL et al.: Dietary Vitamin K1 Intake and Incident Aortic Valve Stenosis. Arteriosclerosis, Thrombosis, and Vascular Biology 2024;44:513–521. https://doi.org/10.1161/ATVBAHA.123.320271