Herzinnenhautentzündung (Endokarditis) – Endokarditisprophylaxe

Die Empfehlungen zur Endokarditisprophylaxe wurden 2007 durch die American Heart Association geändert und 2023 durch die European Society of Cardiology ergänzt.

Bei welchen Patienten sollte eine Endokarditisprophylaxe durchgeführt werden:

  • Patienten mit Herzklappenprothesen/rekonstruierten Herzklappen mit alloprothetischem Material
  • Patienten mit Zustand nach Endokarditis
  • Patienten mit angeborenen Herzfehlern
    • Nicht korrigierte zyanotische Herzfehler (Gruppe von Herzfehlern, bei denen der Patient blau erscheint (Zyanose), da sauerstoffarmes Blut die Lunge umgeht), Residuen, palliative Shunts (Kurzschlussverbindung mit Flüssigkeitsübertritt zwischen normalerweise getrennten Gefäßen)
    • Bis sechs Monate nach operativer/interventioneller Korrektur, wenn Fremdmaterial eingebracht wurde
    • Residuale Defekte nach operativ/interventioneller Korrektur mit Einbringung von prothetischem Material
  • Patienten mit Zustand nach Einsatz linksventrikulärer Unterstützungssysteme

Des Weiteren sollte eine Prophylaxe auch bei Patienten mit minimal-invasivem Eingriff an der Mitral- oder Trikuspidalklappe erwogen werden (IIa C). Ebenso kann die Prophylaxe bei Patienten nach Herztransplantation erwogen werden (IIb C; ESC-Guidelines].

Keine Prophylaxe benötigen Patienten mit nativen Klappenerkrankungen ohne Klappenersatz.

Wichtig ist nach wie vor das Einhalten von Präventionsmaßnahmen bei Patienten mit hohem oder mittlerem Risiko der infektiösen Endokarditis:

  • Zähne zweimal täglich zu putzen
  • Professionelle Zahnreinigung
  • Zahnärztliche Nachkontrolle

Bei welchen Eingriffen sollte eine Endokarditisprophylaxe durchgeführt werden:

  • Zahnärztliche Eingriffe mit Verletzung des Zahnfleisches oder der Mundschleimhaut
  • Zahnärztliche Eingriffe mit intraligamentärer Anästhesie ‒ Form der Analgesie (Schmerzausschaltung), bei der eine geringe Menge (ca. 0,2 ml) eines Anästhetikums (Betäubungsmittels) mit einer sehr feinen Injektionsnadel zwischen Zahn und Kieferknochen eingebracht wird
  • Eingriffe an den oberen Atemwegen mit Schleimhautverletzung wie bei der Tonsillektomie (Gaumenmandelausschälung) oder der Adenotomie (Rachenmandelentfernung)

Eine Endokarditisprophylaxe ist nicht notwendig bei Kariestherapie, Wurzelbehandlungen oder Applikation von Lokalanästhetika in nicht infiziertes Zahnfleisch.

Bei den folgenden Eingriffen ist keine Endokarditisprophylaxe nötig:

  • Eingriffe an Haut/Weichteilen
  • Eingriffe am Magen-Darm-Trakt, auch Gastroskopie (Magenspiegelung) bzw. Koloskopie (Darmspiegelung) mit Biopsie (Gewebeentnahme)
  • Eingriffe am Urogenitaltrakt (Harn- und Geschlechtsapparat)

Welche Antibiotika werden zur Endokarditisprophylaxe eingesetzt:

Wirkstoffgruppe Wirkstoff Dosierung Besonderheiten
Aminopenicilline Amoxicillin 2 g  
  Ampicillin 2 g  
Lincosamide Clindamycin 600 mg Bei Penicillinallergie
  Vancomycin 1 g Bei MRSA-Kolonisation

Die Antibiose (Antibiotika-Behandlung) sollte 60-90 Minuten vor dem Eingriff verabreicht werden.

Leitlinien

  1. 2023 ESC Guidelines for the management of endocarditis: Developed by the task force on the management of endocarditis of the European Society of Cardiology (ESC) European Heart Journal, ehad193, 25 August 2023 https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehad193

Leitlinien

  1. 2023 ESC Guidelines for the management of endocarditis: Developed by the task force on the management of endocarditis of the European Society of Cardiology (ESC) European Heart Journal, ehad193, 25 August 2023 https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehad193