Halsschlagaderverengung (extracranielle Carotisstenose) – Prävention
Zur Prävention der extracraniellen Carotisstenose (Halsschlagaderverengung) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Fehl- und Überernährung, z. B. zu hohe Kalorienzufuhr und fettreiche Ernährung (hohe Aufnahme von gesättigten Fettsäuren)
- Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – siehe Atherosklerose/Prävention mit Mikronährstoffen
- Genussmittelkonsum
- Alkohol (Frau: > 40 g/Tag; Mann: > 60 g/Tag) – (Hypertriglyzeridämie)
- Tabak (Rauchen) [1, 2] – Rauchen ist einer der zentralen Risikofaktoren für die Atherosklerose und damit für alle kardiovaskuläre Erkrankungen
- Körperliche Aktivität
- Bewegungsmangel
- Psycho-soziale Situation
- Psychische Belastung
- Stress
- Schlafqualität
- Schlafstörungen im Klimakterium (Wechseljahre) [3]
- Unregelmäßiger Schlaf (unterschiedlich lang bzw. unterschiedliche Zeiten des Einschlafens) [5]:
- Variation der Schlafdauer um mehr als 2 Stunden: 1,12-fach höhere Wahrscheinlichkeit von Plaques in der Halsschlagader und 1,91-mal häufiger anomale Resultate beim Knöchel-Arm-Index (< 0,9).
- unregelmäßigen Einschlafzeiten, die im Wochenverlauf um mehr als 90 Minuten variierten: 1,43-mal häufiger hohe Calcium-Scores als diejenigen, die immer etwa um die gleiche Zeit (Variation < 30 Minuten) einschliefen.
- Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas)
- Androide Körperfettverteilung, das heißt abdominales/viszerales, stammbetontes, zentrales Körperfett (Apfeltyp) – es liegt ein hoher Taillenumfang bzw. ein erhöhter Taille-Hüft-Quotient (THQ; englisch: waist-to-hip-ratio (WHR)) vor; vermehrtes Bauchfett wirkt stark atherogen und fördert inflammatorische Prozesse ("Entzündungsprozesse")
Bei der Messung des Taillenumfangs gemäß der Richtlinie der International Diabetes Federation (IDF, 2005) gelten folgende Normwerte:
- Männer < 94 cm
- Frauen < 80 cm
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
Zur Prävention der extracraniellen Carotisstenose (Halsschlagaderverengung) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
- Ernährung
- Reduktion gesättigter Fettsäuren – Eine fettarme Ernährung mit bevorzugtem Konsum von ungesättigten Fettsäuren senkt das Risiko für Atherosklerose.
- Ausreichende Mikronährstoffzufuhr – Optimale Versorgung mit Magnesium, Kalium und Antioxidantien verbessert die Gefäßgesundheit [3].
- Genussmittelkonsum
- Reduktion von Alkohol – Begrenzung auf weniger als 40 g/Tag (Frau) bzw. 60 g/Tag (Mann) zur Vermeidung einer Hypertriglyzeridämie.
- Rauchstopp – Raucherentwöhnung ist essenziell, da Rauchen zentraler Risikofaktor für Atherosklerose ist [1, 2].
- Körperliche Aktivität
- Moderate Bewegung – Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert die Gefäßfunktion und fördert den Fettstoffwechsel.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, bestehende Carotisstenosen frühzeitig zu erkennen und eine Progression zu verhindern.
- Früherkennung und Diagnostik
- Duplex-Sonographie – Standard zur Erkennung von Carotisplaques ("Ablagerungen" in der Carotis) und Stenosen (Verengungen).
- Knöchel-Arm-Index (ABI) – Einfache Methode zur Beurteilung der peripheren Durchblutung.
- Medikamentöse Therapie
- Statine – Senken das LDL-Cholesterin und wirken entzündungshemmend.
- Antihypertensive Therapie – Optimale Kontrolle des Blutdrucks zur Vermeidung von Gefäßschäden.
- Thrombozytenaggregationshemmer – Sekundärprophylaxe bei symptomatischen Stenosen.
- Lebensstilmodifikation
- Rauchstopp und Reduktion von Alkohol.
- Gewichtsreduktion bei Übergewicht.
Screening auf stumme Carotisstenosen
- Die US Preventive Services Task Force (USPSTF) rät in einer aktuellen Stellungnahme davon ab, ein allgemeines Screening auf stumme Carotisstenosen durchzuführen. Als Grund dafür wird angegeben, dass von solcher Routinediagnostik mehr Schaden als Nutzen zu erwarten ist [4].
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt darauf ab, das Risiko von Schlaganfällen bei bestehender Carotisstenose zu minimieren.
- Langzeitüberwachung
- Regelmäßige Ultraschallkontrollen – Überprüfung der Progression der Stenose.
- Monitoring von Risikofaktoren – Kontinuierliche Kontrolle von Blutzucker, Blutdruck und Lipidwerten (Blutfettwerte).
- Therapeutische Maßnahmen
- Endarteriektomie (gefäßchirurgisches Verfahren zur Beseitigung von atherosklerotischen Gefäßverengungen (Stenosen)) – Indiziert bei symptomatischen Stenosen ≥ 70 % oder asymptomatischen Stenosen ≥ 60 % bei niedriger Operationsmortalität.
- Carotis-Stent-Implantation (CAS) – Alternative zur Operation bei Hochrisikopatienten.
- Rehabilitation und Nachsorge
- Kardiovaskuläres Rehabilitationstraining – Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit.
- Schulungen zur Schlaganfallprophylaxe – Aufklärung über Notfallsymptome und Präventionsmaßnahmen.
Literatur
- Deutsches Krebsforschungszentrum Tabakatlas Deutschland 2015. Heidelberg,
- Secretan B, Straif K, Baan R et al.: A review of human carcinogens – Part E: tobacco, areca nut, alcohol, coal smoke, and salted fish. Lancet Oncol. 2009 Nov;10(11):1033-4.
- Thurston RS et al.: Sleep Characteristics and Carotid Atherosclerosis among Midlife Women. Abstract S-16, North American Menopause Society (NAMS) Annual Meeting, Orlando (Florida), 5.–8. Oktober 2016
- Krist AH et al.: Screening for Asymptomatic Carotid Artery Stenosis: US Preventive Services Task Force Recommendation Statement. JAMA 2021;325(5):476-481. https://doi.org/10.1001/jama.2020.26988
- Full KM et al.: Sleep Irregularity and Subclinical Markers of Cardiovascular Disease: The Multi‐Ethnic Study of Atherosclerosis Journal of the American Heart Association. 2023;12:e027361 https://doi.org/10.1161/JAHA.122.027361