Halsschlagaderverengung (extracranielle Carotisstenose) – Medikamentöse Therapie

Therapieziel

  • Prävention des Apoplex (Schlaganfall)

Therapieempfehlungen

  • Ggf. Thrombozytenaggregationshemmung (TAH); beachten Sie dabei:
    • Bei einer > 50%igen asymptomatischen arteriosklerotischen Carotisstenose (Verengung der hirnversorgenden Gefäße):
      • Acetylsalicylsäure (ASS; 100 mg) und Statine (Cholesterinsenker) [1]
      • Bei Männern wird das Risiko für Myokardinfarkt (Herzinfarkt) und Apoplex (Schlaganfall) durch Thrombozytenfunktionshemmer reduziert.
    • Bei der symptomatischer Karotisstenose wird eine langfristige Monotherapie mit einem Thrombozytenaggregationshemmer empfohlen (ESC Guidelines: Klasse I)
    • Nach Karotisstent ("Gefäßbrücke in der der Karotis") wird eine duale Plättchenhemmung mit ASS und Clopidogrel für mindestens 1 Monat empfohlen (ESC Guidelines: Klasse I), gefolgt von einer langfristigen Monotherapie.
    • Bei Indikation für eine orale Antikoagulation (OAK) sollte diese allein gegeben werden  (ESC Guidelines: IIa)
  • Neben den Patienten mit konservativer Therapie sollten auch alle Patienten, die einer operativen Therapie zugeführt werden, ASS erhalten.
  • Siehe auch unter "Operative Therapie" und "Weitere Therapie".

Weitere Hinweise

Cochrane Database [5]:

  • Acetylsalicylsäure (ASS) zeigt möglicherweise wenig bis keinen Unterschied im Vergleich zu Placebo bezüglich Schlaganfall, Schlaganfall-bedingter Sterblichkeit, Progression der Karotisstenose und unerwünschten Ereignissen. Ihr Effekt auf größere Blutungen ist sehr unsicher
  • Antihypertensiva/blutdrucksenkende Mittel (Metoprolol und Chlorthalidon): Metoprolol zeigt möglicherweise keinen Unterschied im Vergleich zu Placebo in Bezug auf Schlaganfall und Schlaganfall-bedingter Sterblichkeit. Chlorthalidon könnte jedoch die Progression der Karotisstenose im Vergleich zu Placebo verlangsamen.
  • Antikoagulans/Blutverdünner (Warfarin): Die Auswirkungen von Warfarin auf größere Blutungen sind sehr unsicher, es könnte jedoch unerwünschte Ereignisse im Vergleich zu Placebo reduzieren.
  • Lipidsenkende Mittel (Atorvastatin, Fluvastatin, Lovastatin, Pravastatin, Probucol, Rosuvastatin) zeigen möglicherweise wenig bis keinen Unterschied im Vergleich zu Placebo oder keiner Behandlung hinsichtlich Schlaganfall, Schlaganfall-bedingter Sterblichkeit und unerwünschten Ereignissen.

Weiteres

  • Einnahme von ASS gegen 22.00 Uhr führt zu einer ausgeprägteren Thrombozytenhemmung in den kardiovaskulär kritischen Morgenstunden [2].
  • Clopidogrel: Erhöhtes kardiovaskuläre Risiko nach Myokardinfarkt (Herzinfarkt) bei Kombination mit Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI; Säureblocker) [3, 4]

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)

Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für die Gesundheit von Herz und Gefäßen sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:

  • Vitamine (A, C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
  • Mineralstoffe (Magnesium)
  • Spurenelemente (Chrom, Molybdän, Selen, Zink)
  • Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA); Omega-6-Fettsäure: Gamma-Linolensäure (GLA))
  • Sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Traubenkern- und Olivenpolyphenole)
  • Weitere Vitalstoffe (Coenzym Q10 (CoQ10))

Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.

Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.

Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

Literatur

  1. Meschia JF et al.: AHA/ASA Guideline Guidelines for the Primary Prevention of Stroke A Statement for Healthcare Professionals From the American Heart Association/American Stroke Association. STR.0000000000000046 Published online before print October 28, 2014, doi: 10.1161/STR.0000000000000046
  2. Bonten TN et al.: Time-Dependent Effects of Aspirin on Blood Pressure and Morning Platelet Reactivity: A Randomized Cross-Over Trial. Hypertension. 2015 Feb 17. doi: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.114.04980
  3. Charlot M et al.: Proton-pump inhibitos are associated with increased cardiovascular risk dependent of clopidogrel use. Ann Intern Med 2010; 153: 378-86
  4. Angiolillo DJ et al.: Differential effects of omeprzole and pantoprazole on the pharmacodynamics and pharmacokinetics of clopidogrel in healthy subjets: Randomized, placebo-controlled, crossovercomparsion studies.Clin Pharmacol Ther 2010; doi:10.1038/clpt.2010.219.
  5. Clezar CNB et al.: Pharmacological interventions for asymptomatic carotid stenosis Cochrane Database of Systematic Reviews Review - Intervention; Version published: 04 August 2023 Version history https://doi.org/10.1002/14651858.CD013573.pub2

Leitlinien

  1. Aboyans V, Ricco JB, Bartelink MEL et al.: 2017 ESC Guidelines on the Diagnosis and Treatment of Peripheral Arterial Diseases, in collaboration with the European Society for Vascular Surgery (ESVS). Document covering atherosclerotic disease of extracranial carotid and vertebral, mesenteric, renal, upper and lower extremity arteries. European Heart Journal 2017; doi:10.1093/eurheartj/ehx095
  2. S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge der extracraniellen Carotisstenose. (AWMF-Registernummer: 004-028), Februar 2020 Kurzfassung Langfassung