Gangrän – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die Gangrän (Gewebsnekrose) entsteht durch eine Ischämie (Minderdurchblutung) des Gewebes, welche die Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr unterbricht und zum Absterben von Gewebe führt. Ebenso kann die Gangrän durch thermische (Hitze/Kälte) oder mechanische Schädigung (z. B. Traumata oder Druckstellen) ausgelöst werden. Die gestörte Durchblutung führt dabei zu einer Hypoxie (Sauerstoffmangel), sodass die Gewebszellen nicht mehr ausreichend versorgt werden und irreversible Schädigungen erleiden.
Ursachen für eine Minderdurchblutung
- Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung): Ablagerungen in den Gefäßwänden führen zu Verengungen und Verschlüssen der Arterien, wodurch die Durchblutung vermindert wird.
- Thrombosen/Embolien: Akuter Gefäßverschluss durch Thromben (Blutgerinnsel) oder Embolien (Verschleppung von Gerinnseln).
- Diabetes mellitus: Durch eine diabetische Mikroangiopathie (Schädigung der kleinen Blutgefäße) und Makroangiopathie (Schädigung der großen Gefäße) kommt es häufig zur Entstehung einer Gangrän.
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Chronische arterielle Durchblutungsstörung der Extremitäten, die in fortgeschrittenen Stadien zur Gangränbildung führen kann.
Einteilung der Gangränformen
- Trockene Gangrän: Entwickelt sich typischerweise bei einer chronischen Ischämie (langsame Gefäßverschlüsse). Es kommt zur Austrocknung (Mumifizierung) des betroffenen Gewebes ohne bakterielle Superinfektion. Häufig sind die unteren Extremitäten (Zehen, Fuß) betroffen. Das Gewebe ist trocken, schwarz verfärbt und verhärtet.
- Feuchte Gangrän: Entsteht infolge einer akuten Ischämie oder bei fortgeschrittener Gewebenekrose mit bakterieller Superinfektion. Das abgestorbene Gewebe verflüssigt sich, es kommt zu einer fauligen Zersetzung mit toxischen Stoffwechselprodukten der Bakterien (z. B. Clostridien). Das Gewebe ist ödematös, verflüssigt und übel riechend.
- Gasgangrän: Wird durch anaerobe Bakterien, vorwiegend durch Clostridium perfringens, verursacht. Diese Bakterien produzieren Toxine und Gase (z. B. CO₂, H₂), die zu einer raschen Ausbreitung der Infektion im Gewebe führen. Charakteristisch sind knisternde Geräusche bei Palpation (Gasansammlung im Gewebe) und ein süßlicher Geruch.
Risikofaktoren für die Gangränentwicklung
- Diabetes mellitus: Prädisposition aufgrund von Neuropathien (Nervenerkrankungen) und Angiopathien (Gefäßerkrankungen), die die Gewebeperfusion stören.
- Rauchen: Fördert die Arteriosklerose und damit die Entstehung von Gefäßverschlüssen.
- Immunschwäche: Erhöhtes Risiko für bakterielle Superinfektionen.
- Gefäßoperationen oder Traumata: Können die lokale Blutversorgung beeinträchtigen.
Zusammenfassung
Die Gangrän entsteht durch eine gestörte Durchblutung, die in Gewebenekrose resultiert. Je nach Ausprägung und Ursache unterscheidet man trockene, feuchte und Gasgangrän. Faktoren wie Diabetes mellitus, Rauchen und Gefäßkrankheiten erhöhen das Risiko signifikant.
Ätiologie (Ursachen)
Verhaltensbedingte Ursachen
- Genussmittelkonsum
- Rauchen
Krankheitsbedingte Ursachen
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)
- Gangrän bei Diabetes mellitus
Haut und Unterhaut (L00-L99)
- Pyoderma gangraenosum (PG; Synonym: Dermatitis ulcerosa) – sterile, destruierende, neutrophilenreiche und schmerzhafte Entzündung der Haut, bei der es großflächig, in der Regel an einer Stelle, zu einer Ulzeration (Geschwürbildung) und zu einem Gangrän (Gewebsuntergang aufgrund einer Ischämie oder sonstiger Schädigung) kommt.
Beachte: Bei einer Pyoderma gangraenosum wird in bis zu 50 Prozent der Fälle eine Assoziation mit einer Systemerkrankung beobachtet (chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED), Paraproteinämien, myeloproliferative und rheumatologische Erkrankungen).
Herzkreislaufsystem (I00-I99)
- Gangrän bei Arteriosklerose
- Gangrän bei sonstigen peripheren Gefäßkrankheiten
Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)
- Gangraena emphysematosa (Gasbrand; Synonyme: Gasgangrän, Gasödem, Gasphlegmone, Clostridium-Myositis und -zellulitis, clostridiale Myonekrose, malignes Ödem) ‒ Wundinfektion, die vor allem durch Bakterien der Art Clostridium ausgelöst wird
Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)
- Fournier-Gangrän (Synonym: Morbus Fournier) – seltene Sonderform der nekrotisierenden Fasziitis (entzündliche Erkrankung der Faszien) im genito-perinealen Bereich und des Peritoneums (Bauchfell) mit hoher Letalität (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten: 7-75 %); ursächlich ist eine bakterielle Mischinfektion; Kofaktoren sind häufig Alkoholabusus (Alkoholmissbrauch), Diabetes mellitus, Immunsuppression (Unterdrückung des körpereigenen Abwehrsystems) oder andere konsumierende Erkrankungen; Männer sind überwiegend betroffen.
Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)
- Gangraena congelationis ‒ Stadium 3 der Erfrierungen