Extrasystolen – Medikamentöse Therapie
Therapieziel
- Beschwerdefreiheit
Therapieempfehlungen
- Extrasystolen bedürfen in der Regel keiner Therapie. Die kausale Behandlung liegt bei Personen mit einer bestehenden Herzerkrankung in der Therapie der zugrunde liegenden Erkrankung.
- Supraventrikuläre Extrasystolen (SVES):
- Keine Behandlung bei Gesunden
- Überprüfung des Kalium- und Magnesium-Serumspiegel (Mangel dieser Elektrolyte/Blutsalze kann Ursache der Extrasystolen sein); ggf. Supplementierung von Magnesium und Kalium (z. B. Nahrungsergänzungsmittel mit Magnesium- und Kaliumcitrat)
- In Einzelfällen kann eine Therapie mit einem Betablocker (z. B. Bisoprolol) indiziert sein.
- Ventrikuläre Extrasystolen (VES):
- Belastende Symptome, häufiges Auftreten (ab ca. 10 % aller QRS-Komplexe in 24 Stunden) und bestehende oder zu befürchtende Verschlechterung der Pumpfunktion (prognostische Indikation), Therapieversuch mit Betablockern (geringe Suppressionsrate) oder Amiodaron; ggf. Einsatz von Klasse-I-Antiarrhythmika (s. u.)
- Beachte: Bei (überwiegend) monomorphen VES kann die Katheterablation eine dauerhafte Heilung ermöglichen.
- Belastende Symptome, häufiges Auftreten (ab ca. 10 % aller QRS-Komplexe in 24 Stunden) und bestehende oder zu befürchtende Verschlechterung der Pumpfunktion (prognostische Indikation), Therapieversuch mit Betablockern (geringe Suppressionsrate) oder Amiodaron; ggf. Einsatz von Klasse-I-Antiarrhythmika (s. u.)
Mineralstoffe
Magnesium und Kalium (in Kombination)
Wirkstoff | Dosierung | Besonderheiten |
Magnesium | 10-20-(30) mmol pro Tag (entspricht circa 240-480-(720) mg Magnesium) Zufuhr bevorzugt als Magnesiumcitrat |
Einnahme mind. 2 Stunden zeitversetzt zur Nahrungsaufnahme |
Kalium | 40 mmol pro Tag (entspricht circa 1.600 mg Kalium) Zufuhr bevorzugt als Kaliumcitrat |
- Wirkung: Zur Aufrechterhaltung der elektrischen Stabilität der Herzfunktion ist stets eine positive Kalium- und Magnesiumbilanz notwendig.
Magnesium wirkt als physiologischer Calciumantagonist. Er verdrängt kompetitiv an der Zellmembran Calciumionen von den Rezeptoren und Bindungsstellen, kontrolliert damit den Einstrom von Calcium in die Zellen und wirkt so einer Calciumüberladung entgegen. Neben dem Calcium-Antagonismus hemmt Magnesium die Herzmuskelerregung, durch die Herzrhythmusstörungen (z. B. Torsade-de-pointes-Tachykardien; Kammertachykardien; Vorhofflimmern und -flattern; multifokale atriale Tachykardien [2]) verhindert oder beseitigt werden können.
Des Weiteren ist Magnesium als Cofaktor der Natrium-Kalium-ATPase in der Lage, die Aufnahme von Kalium in die Zelle zu fördern. Bzgl. der Herzfunktion ergänzen sich beide Mineralstoffe.
Beachte: Eine Hypomagnesiämie (Magnesiummangel) erhöht die Durchlässigkeit von Kalium durch die K+-Kanäle, was zu einem ungleichen Verhältnis zwischen extra- und intrazellulärem Kalium führt und negative Auswirkungen auf das Herzmuskelaktionspotential hat [1]. Der Ausgleich eines Kaliumdefizites macht somit eine gleichzeitige Magnesiumzufuhr erforderlich. Magnesium verschließt dann die K+-Kanäle und gewährleistet so ausreichend hohe intrazelluläre Kaliumkonzentrationen. - Indikationen:
- ventrikuläre Extrasystolen (Extraschläge aus der Herzkammer) bei fehlender oder stabiler kardialer Grunderkrankung
- Prävention und Therapie von supraventrikulären Extrasystolen (SVES; Extraschläge aus dem Vorhof)
- Dosierung: Zusätzliche Zufuhr zur Ernährung
- Magnesium sollte relativ hoch dosiert werden (s. u.: Dosierung) und über einen längeren Zeitraum, ggf auch auf Dauer, zugeführt werden.
- Dosen über 300 mg Magnesium auf Einnahmen morgens und abends aufteilen.
- Obergrenze der Zufuhr ist erreicht, wenn der Stuhl dünn aber zugleich noch geformt ist.
- 4-6-(8) Wochen nach Therapiebeginn sind im Regelfall die Magnesiumspeicher gefüllt – danach erfolgt eine Dosisreduktion:
Als mittlere Tagesdosis gelten 0,2 mmol (entsprechend ca. 5 mg Magnesium) pro kg Körpergewicht (KG). Diese Dosis kann bei schweren Magnesiummangelzuständen unbedenklich auf 0,4 mmol (entsprechend ca. 10 mg Magnesium) pro kg KG erhöht werden.
- Kontraindikationen
- Magnesiumtherapie: schwere Nierenfunktionsstörungen; Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) mit Anurie (Versagen der Urinausscheidung) und Exsikkose (Austrocknung durch Abnahme des Körperwassers); Störungen der Erregungsleitung im Herzen (AV-Block); Myasthenia gravis (seltene neurologische Autoimmunerkrankung mit charakteristischen Symptomen wie einer abnormen belastungsabhängigen und schmerzlosen Muskelschwäche); Veranlagung zu Harnwegsinfektionen mit Bildung von Magnesium-Ammoniumphosphat-Steinen
- Kaliumtherapie: Hyperkaliämie (Kaliumüberschuss); schwere Niereninsuffizienz (Oligurie); Behandlung mit kaliumsparenden Diuretika; Nebenniereninsuffizienz, unbehandelter Morbus Addison (primäre Nebennierenrindeninsuffizienz); schwere Dehydratation (Flüssigkeitsmangel)
- Nebenwirkungen (bei Überdosierung von Magnesium): Diarrhoe (Durchfall), Meteorismus (Blähbauch)
Hinweis: Ein weicher und geformter Stuhl gilt noch nicht als Zeichen einer Überdosierung. - Der Kalium-Serumspiegel sollte hoch normal um 4,4 mmol/l (entspricht 17.2 mg/dl) und der Magnesium-Serumspiegel um 0,9 mmol/l (entspricht 2,2 mg/dl) liegen.
Differenzierung der verschiedenen Klassen der Antiarrhythmika (nach Vaughan Williams)
Klasse | Wirkstoffe | Wirkmechanismus |
Ia | Ajmalin Chinidin Disopyramid Prajmalin |
Hemmung des schnellen Natriumeinstroms in die Zelle und langsame Reaktivierung |
Ib | Aprindin Lidocain Phenytoin Tocainid |
Hemmung des schnellen Natriumeinstroms und schnelle Reaktivierung → Leitungsverbesserung (durch Verkürzung des Aktionspotentials) |
Ic | Flecainid Lorcainid Propafenon |
Hemmung des schnellen Natriumeinstroms und langsame Reaktivierung → Leitungsverzögerung |
II | Atenolol Bisoprolol Metoprolol Propranolol |
Kompetitive Hemmung der ß-Rezeptoren → Erregbarkeit ↓ |
III | Amiodaron (Dronedaron) Sotalol |
Hemmung des Kaliumausstroms → Aktionspotential ↑ |
IV | Diltiazem Verapamil |
Hemmung des Calciumausstroms → Leitungsverzögerung |
Nicht- Klassifiziert |
Adenosin | Hemmung der Erregungsüberleitung |
(Dronedaron) | Multikanalblocker | |
Magnesium | Calciumantagonist |
Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)
Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für die Gesundheit von Herz und Gefäßen sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:
- Vitamine (A, C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
- Mineralstoffe (Kalium, Magnesium)
- Spurenelemente (Chrom, Molybdän, Selen, Zink)
- Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA); Omega-6-Fettsäure: Gamma-Linolensäure (GLA))
- Sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Traubenkern- und Olivenpolyphenole)
- Weitere Vitalstoffe (Coenzym Q10 (CoQ10), Fruchtsäuren – Citrat (gebunden in Magnesiumcitrat und Kaliumcitrat))
Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.
Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
Literatur
- Marktl W: Physiologie der Interaktion zwischen Kalium und Magnesium. J. Miner. Stoffwechs. 2003; 10: 5-7
- Liebscher DH, Micke O, von Ehrlich B, Kisters K: Magnesiummangel und Magnesiumtherapie bei Herzrhythmusstörungen Empfehlungen der Gesellschaft für Magnesium-Forschung e.V. Vierling W, Dtsch Med Wochenschr 2013; 138: 1165-1171