Epiduralhämatom (EDH) – Operative Therapie
Die Therapie der Wahl beim Epiduralhämatom (EDH, Blutansammlung zwischen Schädelknochen und harter Hirnhaut) ist eine sofortige Schädeltrepanation (Eröffnung des Schädels durch Bohrloch oder Knochendeckelentfernung) zur Druckentlastung und Evakuation des Hämatoms (Entfernung des Blutergusses). Eine verzögerte Behandlung kann zu einer lebensbedrohlichen Hirndrucksteigerung (Erhöhung des Drucks im Schädelinneren) und sekundären Hirnschädigungen führen.
Indikationen (Anwendungsgebiete) für eine Operation
- Raumfordernde Hämatome (große Blutansammlungen im Schädel) mit einem Volumen von > 30 ml, unabhängig von neurologischen Symptomen
- Klinische Zeichen einer Hirndrucksteigerung (z. B. Bewusstseinseintrübung, ungleiche Pupillenreaktion)
- Hirnstammeinklemmung (lebensbedrohliche Verschiebung des Gehirns nach unten) in der Bildgebung (Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT))
- Verschlechterung des neurologischen Zustands (z. B. Abfall des Glasgow Coma Score (GCS, Skala zur Bewusstseinsbewertung) um ≥ 2 Punkte)
- Mittellinienverlagerung (Verschiebung der Gehirnstrukturen zur Gegenseite) um mehr als 5 mm
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Irreversible Hirnstammschädigung (nicht rückgängig zu machende Schädigung des unteren Gehirnteils)
- Therapielimitierung bei Patienten mit schlechter Prognose (z. B. GCS 3 ohne Schmerzreaktion und beidseits fixierte Pupillen)
- Unkorrigierbare Gerinnungsstörungen (schwere Blutgerinnungsstörungen, die eine Operation unmöglich machen)
Operatives Vorgehen
Die chirurgische Therapie erfolgt abhängig von der Größe, Lokalisation (Lage im Schädel) und Blutungsquelle:
- Kraniotomie (operative Schädelöffnung mit Knochendeckelentfernung):
- Standardverfahren bei großen, raumfordernden Hämatomen
- Evakuation des Hämatoms (Blutentfernung), Hämostase (Blutstillung) und Dekompression (Druckentlastung)
- Burr-Hole-Trepanation (Bohrlochöffnung des Schädels):
- Minimalinvasives Verfahren für kleinere Hämatome (< 30 ml), wenn kein erheblicher Hirndruck vorliegt
- Mögliche Drainage (Einlage eines Schlauchs zur Ableitung von Blut und Flüssigkeit)
Die Blutungsquelle, meist eine Läsion (Verletzung) der Arteria meningea media (mittlere Hirnhautarterie), muss durch bipolare Koagulation (elektrische Verödung), Ligatur (Abbinden) oder temporäre Tamponade (Druckverband mit blutstillenden Materialien) verschlossen werden.
Konservative Therapie
In seltenen Ausnahmefällen kann ein kleines, nicht raumforderndes Hämatom (< 15 mm Dicke, < 5 mm Mittellinienverlagerung) ohne neurologische Verschlechterung konservativ (ohne Operation) behandelt werden. Hierbei ist eine intensive Überwachung auf der Intensivstation mit seriellen CT-Kontrollen (mehrmalige Bildgebung zur Verlaufskontrolle) erforderlich, um eine sekundäre Hämatomausdehnung frühzeitig zu erkennen.
Postoperative Nachsorge
- Intensivmedizinische Überwachung mit Kontrolle des intrakraniellen Drucks (ICP, Druck im Schädelinneren)
- Regelmäßige CT-Verlaufskontrollen zur Detektion von Rezidivblutungen (erneute Blutungen)
- Gerinnungsmanagement (Überprüfung und Optimierung der Blutgerinnung) bei Patienten mit Antikoagulation (Blutverdünnung)
- Frührehabilitation (frühzeitige Wiederherstellungstherapie) zur Verbesserung von neurologischen Defiziten (Funktionsstörungen des Gehirns)
Prognose
Die Prognose des Epiduralhämatoms (EDH) hängt wesentlich vom präoperativen neurologischen Status, der Schnelligkeit der chirurgischen Intervention und dem Ausmaß der Hirnschädigung ab.
- Bei frühzeitiger Operation vor Auftreten irreversibler Schäden sind die Überlebenschancen sehr gut.
- Ein unbehandeltes oder verzögert operiertes EDH kann zu schweren neurologischen Beeinträchtigungen oder Tod führen.