Cor pulmonale – Einleitung
Das Cor pulmonale – umgangssprachlich Lungenherz genannt – bezeichnet eine Dilatation (Erweiterung) und/oder Hypertrophie (Vergrößerung) des rechten Ventrikels (Hauptkammer) des Herzens infolge einer pulmonalen Hypertonie (Drucksteigerung im Lungenkreislauf: pulmonal-arterieller Mitteldruck (mPAP) > 25 mmHg in Ruhe – normal liegt der mPAP bei 14 ± 3 und geht nicht über 20 mmHg), die durch verschiedene Erkrankungen der Lunge bedingt sein kann.
Synonyme und ICD-10: chronische kardiopulmonale Krankheit; chronische pulmonale Herzkrankheit; chronisches Cor pulmonale; kardiopulmonale Herzinsuffizienz; kardiopulmonale Herzkrankheit; pulmonale Herzkrankheit; ICD-10-GM I27.9: Pulmonale Herzkrankheit, nicht näher bezeichnet
Formen des Cor pulmonale
- Cor pulmonale acutum (akutes Cor pulmonale): Akute Rechtsherzbelastung; Hauptursache ist eine Lungenembolie (partielle oder vollständige Verlegung einer Lungenarterie), selten ein akuter Asthma bronchiale-Anfall.
- Cor pulmonale chronicum (chronisches Cor pulmonale): Chronische Rechtsherzbelastung infolge einer chronischen Struktur-, Funktions- oder Zirkulationsstörung der Lunge mit pulmonaler Hypertonie (Lungenhochdruck; z. B. bedingt durch eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD)).
Ungefähr 84 % aller Cor pulmonale-Fälle werden durch eine COPD verursacht.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Männer sind häufiger betroffen als Frauen (aufgrund des Rauchverhaltens).
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit)
- In den USA macht das Cor pulmonale etwa 6-7 % aller Herzerkrankungen bei Erwachsenen aus.
- In Indien wird die Prävalenz auf 16 % geschätzt und in England wird das Cor pulmonale für 30-40 % der Fälle von Herzversagen verantwortlich gemacht.
- In Regionen mit schwerer Luftverschmutzung oder hoher Inhalationsrauch-Belastung liegt die Prävalenz für das Cor pulmonale höher.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Anfangsstadium: Zu Beginn verursacht die Erkrankung, falls überhaupt, wenig Beschwerden. Patienten können symptomfrei sein oder nur leichte Symptome wie Müdigkeit und Atemnot bei Anstrengung bemerken.
- Fortschreitende Symptomatik: Mit Fortschreiten der Krankheit treten zunehmend stärkere Symptome auf, darunter:
- Dyspnoe (Atemnot), zunächst bei Belastung, später auch in Ruhe.
- Zyanose (Blaufärbung der Lippen und Haut) aufgrund der schlechten Sauerstoffversorgung.
- Ödeme (Schwellungen) an den Beinen und im Bauchraum durch Flüssigkeitseinlagerungen.
- Halsvenenstauung durch erhöhten Druck im venösen System.
- Progredienz: Die Erkrankung verläuft progredient (fortschreitend). Ohne Behandlung verschlechtern sich die Symptome kontinuierlich.
- Rechtsherzinsuffizienz: In vielen Fällen mündet das Cor pulmonale in einer Rechtsherzinsuffizienz (Herzschwäche des rechten Ventrikels). Dies führt zu einer weiteren Verschlechterung der Symptome und Lebensqualität.
Prognose
- Abhängigkeit von der Grunderkrankung: Die Prognose hängt stark von der Behandlung der zugrunde liegenden Lungenerkrankung ab. Effektive Behandlung der Ursachen der pulmonalen Hypertonie kann die Progression des Cor pulmonale verlangsamen oder stoppen.
- Morbidität und Mortalität: Die Erkrankung ist mit einer hohen Morbidität (Krankheitshäufigkeit) und Mortalität (Sterblichkeit) verbunden. Unbehandelt führt sie zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität und Lebensdauer.
- Morbidität: Patienten leiden häufig unter chronischen Symptomen, die ihre Alltagsaktivitäten stark einschränken.
- Mortalität: Die Lebenserwartung ist je nach Schweregrad und Fortschritt der Erkrankung deutlich reduziert.
- Einfluss der Diagnose und Therapie:
- Frühzeitige Diagnose: Eine frühzeitige Diagnose kann entscheidend für die Prognose sein. Je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Chancen, die Progression zu verlangsamen.
- Konsequente Therapie: Eine konsequente Therapie der Grunderkrankung, wie z. B. die Behandlung der COPD oder anderer Ursachen der pulmonalen Hypertonie, kann den Verlauf positiv beeinflussen. Dazu gehören medikamentöse Therapien, Lebensstiländerungen und gegebenenfalls chirurgische Eingriffe.
- Langzeitbetreuung: Regelmäßige ärztliche Überwachung und Anpassung der Therapie sind notwendig, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und die Lebensqualität zu verbessern.
Fazit
Die frühzeitige Erkennung und Behandlung des Cor pulmonale sowie der zugrunde liegenden Lungenerkrankungen sind entscheidend für den Verlauf und die Prognose der Erkrankung. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Fachärzten verschiedener Disziplinen ist erforderlich, um die bestmögliche Versorgung der Patienten zu gewährleisten.