Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie) – Physiologie

Die Physiologie der Blutdruckregulation ist ein komplexes Zusammenspiel aus kardiovaskulären und neurohumoralen Mechanismen, die den arteriellen Blutdruck auf einem optimalen Niveau regulieren. Hier ist eine umfassende Darstellung auf Facharztniveau, die sich auf deutsche medizinische Fachsprache konzentriert:

Grundlagen der Blutdruckregulation

  • Arterieller Blutdruck: Der arterielle Blutdruck ist pulsatil, mit Variationen zwischen einem maximalen (systolischen) und einem minimalen (diastolischen) Wert während des Herzzyklus. Der mittlere arterielle Druck (MAD) ergibt sich aus dem Produkt des Herzzeitvolumens (HZV) und des totalen peripheren Widerstands (TPW):

    MAD=HZV⋅TPWMAD = HZV \cdot TPWMAD=HZVTPW
  • Herzzeitvolumen (HZV): Das HZV, auch bekannt als Herzminutenvolumen, ist die Blutmenge, die das Herz pro Minute pumpt. Es berechnet sich aus dem Schlagvolumen (SV) und der Herzfrequenz (HF):

    HMV=SV⋅HFHMV = SV \cdot HFHMV=SVHF

    Das normale HZV liegt bei Erwachsenen zwischen 4,5 und 5 Litern pro Minute.

  • Herzindex (HI): Der Herzindex ist das Herzminutenvolumen pro Quadratmeter Körperoberfläche und ist ein wichtiger Indikator für die Herzleistung. Er wird genutzt, um die Hämodynamik, insbesondere bei kritisch kranken Patienten, zu überwachen und liegt im Normalbereich zwischen 3,3 und 4,2 l/min/m².

Mechanismen der Blutdruckregulation

  • Schnelle Regulation: Die schnelle Anpassung des Blutdrucks erfolgt primär durch den Sympathikus, der die Herzfrequenz und das Schlagvolumen bei Bedarf steigert, was zu einem schnellen Anstieg des Blutdrucks führt. Barorezeptoren, die sich in den Karotiden und im Aortenbogen befinden, registrieren diese Veränderungen und können durch Aktivierung des Parasympathikus den Blutdruck schnell senken.
  • Langsame Regulation: Langfristige Anpassungen des Blutdrucks werden hauptsächlich über die Nieren und hormonelle Mechanismen gesteuert. Das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) spielt dabei eine zentrale Rolle, indem es den Blutdruck durch Anpassung des Blutvolumens und des Gefäßtonus reguliert.
  • Lokale Regulation: Die Feinabstimmung des Blutdrucks auf Gewebe- oder Organebene erfolgt durch vasodilatierende und vasokonstriktive Substanzen wie Stickstoffmonoxid (NO) und Endothelin, die von den Endothelzellen produziert werden.
  • Zirkadiane Rhythmik: Der Blutdruck folgt einem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus, gesteuert durch das Gleichgewicht zwischen sympathischer und parasympathischer Aktivität, wobei der Blutdruck nachts normalerweise absinkt.

Klinische Bedeutung

Das Verständnis und die Überwachung dieser Mechanismen sind entscheidend für die Prävention und Behandlung von Hypertonie, einer der Hauptursachen für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Moderne Behandlungsstrategien nutzen Medikamente wie ACE-Hemmer, Betablocker oder Diuretika, um diese Mechanismen zu beeinflussen und eine optimale Blutdruckkontrolle zu erreichen. Die kontinuierliche Forschung in der kardiovaskulären Physiologie unterstützt die Entwicklung individuell angepasster Therapien, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten sind, insbesondere bei resistenter Hypertonie oder bei Patienten mit multiplen Komorbiditäten.