Arterienverkalkung (Arteriosklerose) – Medikamentöse Therapie

Therapieziel

Verhinderung von kardiovaskulären (Herz-Kreislauf-) Komplikationen durch Ausbreitung der Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung)

Therapieempfehlungen

  • Medikamente der ersten Wahl: Lipidsenker/Medikamente gegen erhöhte Fettwerte (Wirkstoffgruppen in Abhängigkeit von der Form der Hyperlipidämie/Fettstoffwechselstörungen)
    • HMG-CoA-Reduktasehemmer (Statine) sollten nach aktuellen US-Leitlinien auch [1]:
      • bei allen Personen mit LDL > 190 mg/dl
      • bei Patienten mit manifester atherosklerotischer kardiovaskulärer Erkrankung; unabhängig vom LDL-Cholesterin 
      • Personen über 40 Jahren mit einem 10-Jahres-Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen > 7,5 %; unabhängig vom LDL-Cholesterin 
      • Personen mit Typ-2-Diabetes zwischen 40 und 75 Jahren eingesetzt werden; unabhängig vom LDL-Cholesterin 
    • Die US-Leitlinien zur Verminderung des Atherosklerose-Risikos, die eine Ausweitung der Indikationen zur Statin-Therapie unter Verzicht auf Grenzwerte vorgenommen haben, werden durch aktuelle Studien unterstützt [3, 4].
  • Behandlung von Komorbiditäten (Begleiterkrankungen)
  • Siehe auch unter "Weitere Therapie".

Weitere Hinweise

  • Bei Patienten ab 75 Jahren war die Lipidsenkung bei der Reduzierung kardiovaskulärer Ereignisse genauso wirksam wie bei Patienten unter 75 Jahren. Diese Ergebnisse sollten die Leitlinienempfehlungen für die Anwendung lipidsenkender Therapien, einschließlich der Behandlung ohne Statin, bei älteren Patienten stärken [6].
  • Eine Statintherapie verringert weniger die Progression (Fortschreiten) einer Atherosklerose als die Zusammensetzung der Läsionen (koronare Plaqueszusammensetzung). Bei mit Statinen behandelten Patienten nimmt das Volumen aller Plaquetypen über die Zeit ab. Diese Volumenabnahme betrifft [7]:
    • Low-Attenuation-Plaques (Plaques mit sehr geringen Dichtewerten) [hohe Anteil an Low-Attenuation-Plaques korreliert mit einem hohen Myokardinfarktrisiko (Herzinfarktrisiko)
    • lipidreiche, wie fibroatheromatöse Plaques
    Der Anteil der sehr kompakten kalzifizierten Läsionen und K1-Plaques hat dagegen zugenommen.[kompakt kalzifizierter Läsionen (high-density calcium) erhöhtes Myokardinfarktrisiko]

Wirkung der verschiedenen Lipidsenker auf die jeweiligen Fett-Fraktionen:

Wirkstoffgruppen/Wirkstoffe
LDL HDL TG
Fibrate - 20 % ↓ - 20 % ↑ - 40 % ↓
Austauschharze - 20 % ↓ - 8 % ↑ -
Ezetimib (mit Statin) - 25 % ↓ Keine Daten
Keine Daten
Nikotinsäurederivat - 30 % ↓ - 20 % ↑ - 40 % ↓
Statine - 40 %↓ - 10 % ↑ - 20 % ↓
PCSK9-Hemmer (Alirocumab*, Evolocumab) 50-60 %  50     

Weitere Hinweise

  • Wenn das Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis in den nächsten Jahren 10 bis 20 % beträgt, ist gemäß den europäischen Richtlinien eine Behandlung einer Dyslipidämie, mit den Ziel der Senkung des LDL-Cholesterins und der Erhöhung des HDL-Cholesterins, gerechtfertigt.
  • *In Deutschland gemäß Mitteilung vom 18. Juli 2019 aus patentrechtlichen Gründen vom Markt genommen.
  • Ezetimib: Kombination mit Statinen ratsam (additiver Effekt); z. B. Kombination aus 20 mg Atorvastatin und 10 mg Ezetimib bringt eine zusätzliche LDL-Senkung um 31 % [5]

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)

Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für die Gesundheit von Herz und Gefäßen sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:

  • Vitamine (A, C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
  • Mineralstoffe (Kalium, Magnesium)
  • Spurenelemente (Chrom, Kupfer, Mangan, Molybdän, Selen, Zink)
  • Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA); Omega-6-Fettsäure: Gamma-Linolensäure (GLA))
  • Sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Traubenkern- und Olivenpolyphenole)
  • Weitere Vitalstoffe (Coenzym Q10 (CoQ10), L-Carnitin, Fruchtsäuren – Citrat (gebunden in Magnesium- und Kaliumcitrat))

Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.

Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.

Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

Literatur

  1. http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/56559/US-Leitlinien-Statine-auch-bei-normalen-Cholesterinwerten?s=statine
  2. Pursnani A et al.: Guideline-Based Statin Eligibility, Coronary Artery Calcification, and Cardiovascular Events. JAMA. 2015;314(2):134-141. doi:10.1001/jama.2015.7515.
  3. Pandya A et al.: Cost-effectiveness of 10-Year Risk Thresholds for Initiation of Statin Therapy for Primary Prevention of Cardiovascular Disease. JAMA. 2015;314(2):142-150. doi:10.1001/jama.2015.6822
  4. Pandya A et al.: Cost-effectiveness of 10-Year Risk Thresholds for Initiation of Statin Therapy for Primary Prevention of Cardiovascular Disease. JAMA. 2015;314(2):142-150. doi:10.1001/jama.2015.6822
  5. Conard SE et al.: Efficacy and safety of ezetimibe added on to atorvastatin (20 mg) versus uptitration of atorvastatin (to 40 mg) in hypercholesterolemic patients at moderately high risk for coronary heart disease. Am J Cardiol. 2008 Dec 1;102(11):1489-94. doi: 10.1016/j.amjcard.2008.09.075. Epub 2008 Oct 23.
  6. Gencer B et al.: Efficacy and safety of lowering LDL cholesterol in older patients: a systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials. Lancet November 10, 2020 doi:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(20)32332-1
  7. van Rosendael A et al.: Association of Statin Treatment With Progression of Coronary Atherosclerotic Plaque Composition. JAMA Cardiol. Published online August 18, 2021. doi:10.1001/jamacardio.2021.3055