Aneurysma – Symptome – Beschwerden

Ein Aneurysma macht häufig keine Beschwerden.

Folgende Symptome und Beschwerden können auf ein Aneurysma hinweisen:

Aneurysma der hirnversorgenden Gefäße 

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf ein Aneurysma der hirnversorgenden Gefäße und werden oft zuerst bemerkt:

  • Kopfschmerzen 
  • Hirnnervenausfälle: Je nach Lage des Aneurysmas können spezifische neurologische Ausfälle auftreten
    • Sehstörungen: Doppelbilder, verschwommenes Sehen oder ein eingeschränktes Gesichtsfeld können durch den Druck des Aneurysmas auf die Nervenstrukturen im Gehirn verursacht werden (25-30 % der Fälle).
    • Hörstörungen: Ein vermindertes Hörvermögen oder Ohrgeräusche (Tinnitus) können auftreten, wenn das Aneurysma Druck auf den Hörnerv ausübt (10-15 % der Fälle).
    • Schwindel: Schwindelgefühle können auf einen beeinträchtigten Blutfluss oder Druck auf bestimmte Hirnregionen hindeuten (10-15 % der Fälle).

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Müdigkeit und allgemeine Schwäche: Ein Gefühl der Erschöpfung kann bei einigen Patienten auftreten, insbesondere wenn das Aneurysma einen größeren Bereich des Gehirns betrifft.

Akute Ruptur

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine akute Aneurysmaruptur und werden oft zuerst bemerkt:

  • Akute diffuse Kopfschmerzen: Patienten beschreiben die Kopfschmerzen häufig als "plötzlich einschießend" und mit einer Intensität, die sie noch nie zuvor erlebt haben. Diese sogenannten Vernichtungskopfschmerzen sind bei fast allen Patienten mit einer Ruptur vorhanden und sehr charakteristisch.
  • Bewusstseinsstörungen: In ca. 50-60 % der Fälle; können von Benommenheit bis hin zu tiefer Bewusstlosigkeit (Koma) reichen

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer akuten Aneurysmaruptur:

  • Meningismus (schmerzhafte Nackensteifigkeit): Tritt bei ca. 50-60 % der Patienten auf und ist ein Hinweis auf eine Reizung der Hirnhäute durch Blutungen im Bereich des Gehirns.
  • Übelkeit (Nausea) und Erbrechen (Emesis): Diese Symptome begleiten häufig die intensiven Kopfschmerzen und treten bei ca. 30-50 % der Patienten auf.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Photophobie (Lichtempfindlichkeit)
  • Lähmungen oder Sensibilitätsstörungen: Bei schweren Fällen, insbesondere bei größeren Blutungen, kann es zu neurologischen Ausfällen kommen.

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Verwirrtheit und Desorientierung

Thorakales Aortenaneurysma

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf ein thorakales Aortenaneurysma und werden oft zuerst bemerkt:

  • Starker thorakaler Schmerz: Patienten beschreiben oft plötzliche und sehr starke Schmerzen im Brustbereich, die in den Rücken ausstrahlen. Dies ist ein typisches Symptom, das auf ein thorakales Aortenaneurysma hinweisen kann, insbesondere wenn das Aneurysma expandiert oder rupturiert.
  • Dyspnoe (Luftnot): Bei etwa 30-40 % der Patienten kommt es zu Atemnot, insbesondere wenn das Aneurysma Druck auf die Atemwege oder die Lunge ausübt.

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild eines thorakalen Aortenaneurysmas:

  • Heiserkeit (Dysphonie): Bei ca. 20-30 % der Patienten kann es zu Heiserkeit kommen, wenn das Aneurysma Druck auf den wiederkehrenden Kehlkopfnerv (Nervus recurrens) ausübt, was die Stimme beeinträchtigt.
  • Rückenschmerzen: Der Schmerz strahlt oft in den oberen oder mittleren Rückenbereich aus und wird von den Patienten als tief sitzend beschrieben. Dieser Schmerz kann konstant oder episodisch auftreten und ist häufig ein Hinweis auf ein expandierendes Aneurysma.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Schluckbeschwerden (Dysphagie): Wenn das Aneurysma Druck auf die Speiseröhre ausübt, kann es zu Schwierigkeiten beim Schlucken kommen.

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Müdigkeit und Schwäche: Patienten berichten oft über allgemeine Schwäche und Erschöpfung, die durch den anhaltenden Druck des Aneurysmas auf benachbarte Strukturen verursacht

Akute Aortendissektion (Aneurysma dissecans aortae)

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine akute Aortendissektion und werden oft zuerst bemerkt:

  • Plötzliche Thorax- oder Rückenschmerzen: Patienten berichten häufig von extrem starken, plötzlich einsetzenden Schmerzen im Brustbereich oder im Rücken, die als "Vernichtungsschmerz" beschrieben werden. Dieser Schmerz wird oft von Todesangst begleitet.
  • Synkope (kurzzeitige Bewusstlosigkeit): Eine plötzliche Ohnmacht oder Bewusstseinsverlust tritt bei ca. 10-15 % der Patienten auf und kann ein Zeichen für eine schwere Durchblutungsstörung durch die Aortendissektion sein.

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer akuten Aortendissektion:

  • Akute Herzinsuffizienz (Herzschwäche): Eine plötzliche Verschlechterung der Herzleistung kann auftreten, insbesondere wenn die Aortendissektion die Herzklappen oder den Blutfluss zu den Koronararterien betrifft. Ca. 20-30 % der Patienten zeigen Zeichen einer akuten Herzinsuffizienz.
  • Myokardinfarkt (Herzinfarkt): Ein Herzinfarkt kann als Komplikation der Aortendissektion auftreten, wenn der Blutfluss zu den Koronararterien unterbrochen wird. Dies betrifft etwa 10-15 % der Patienten.
  • Apoplex (Schlaganfall): Eine Aortendissektion kann die Blutversorgung des Gehirns beeinträchtigen und zu einem Schlaganfall führen, was bei ca. 5-10 % der Patienten vorkommt.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Schock: Ein Schockzustand tritt auf, wenn der Blutdruck stark abfällt und der Körper nicht mehr ausreichend durchblutet wird. Dies ist ein lebensbedrohlicher Zustand und tritt bei ca. 20-30 % der Patienten mit Aortendissektion auf.
  • Blutdruckdifferenz zwischen den Armen: Eine messbare Blutdruckdifferenz zwischen den Armen tritt bei ca. 30-40 % der Patienten auf und ist ein Hinweis auf eine ungleiche Durchblutung aufgrund der Dissektion.

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Müdigkeit und Schwäche: Patienten können sich schwach und erschöpft fühlen, insbesondere wenn der Blutdruck stark absinkt.

Beachte: Bei heftigem Thoraxschmerz (Brustschmerzen) häufig als Myokardinfarkt (Herzinfarkt) missgedeutet.

Weitere Hinweise

  • Eine Metaanalyse zeigt, dass drei klinische Zeichen die stärksten Hinweise auf eine akute Aortendissektion geben [1]:
    • fokale motorische oder sensorische neurologische Defizite (Sensitivität (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Verfahrens erkannt wird, d. h. ein positiver Befund auftritt) 18 %, Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden) 95 %, positive Likelihood-Ratio [LR+: richtig positiv/falsch positiv] 4,3, negative Likelihood-Ratio [gibt an, um wie vielmal wahrscheinlicher ein negatives Testergebnis bei Kranken eintritt als bei Gesunden; LR-: falsch negativ/richtig negativ] 0,8)
    • Pulsdefizit (Differenz zwischen der Herzfrequenz (per Auskultation oder EKG gemessen) und der peripher messbaren Pulsfrequenz) (Sensitivität 24 %, Spezifität 92 %, LR+: 2,5, LR-0,8)
    • Hypotonie (niedriger Blutdruck) < 90 mmHg (Sensitivität 10-22 %, Spezifität 92-95 %, LR+: 1,2-2,5, LR-: 0,8-1,0).

Einteilung der Aortendissektion nach Stanford und DeBakey

  Stanford A = DeBakey Typ I/II (80 %)
Stanford B = DeBakey Typ III (20 %)
Lokalisation
Aorta ascendens oder Aortenbogen
Aorta descendens
Symptomatik
  • Starker retrosternaler Thoraxschmerz (Brustschmerzen hinter dem Brustbein gelegen)
  • Heftiger Thoraxschmerz, wandernd
  • Ausstrahlung zwischen Schulterblätter, in Rücken und Abdomen
Komplikationen
  • Ruptur (Riss)
  • Aortenklappeninsuffizienz (Undichtigkeit der Aortenklappe)
  • Herzbeuteltamponade (Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel)
  • Ischämien; Verlegung der:
    • Koronarostien/Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
    • Kopf-Halsgefäße/Apoplex (Schlaganfall)
    • rückenmarkversorgenden Arterien
    • Intestinal- und Extremitätenarterien
  • Ruptur (Rupturgefahr deutlich geringer als bei Typ A)
  • Mesenterialinfarkt, Niereninfarkt, akutes Nierenversagen, Beinischämie

Abdominelles Aortenaneurysma (AAA)

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf ein abdominelles Aortenaneurysma und werden oft zuerst bemerkt:

  • Chronische Rücken- oder Bauchschmerzen/Flankenschmerzen: Diese Symptome treten bei etwa 30-50 % der Patienten auf und sind oft als dumpf oder drückend beschrieben. Der Schmerz kann konstant sein oder episodisch auftreten und wird häufig als unspezifisch empfunden.
  • Tastbarer, pulsierender Tumor: In einigen Fällen (ca. 20-30 %) kann ein pulsierender Bereich im Bauch (vor allem oberhalb des Nabels) durch die Bauchdecke tastbar sein. Dies ist ein Hinweis auf ein erweitertes Aneurysma.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Gefühl von Druck im Bauchraum: Wird durch die Vergrößerung des Aneurysmas verursacht
  • Übelkeit und Völlegefühl: Selten; besonders wenn das Aneurysma Druck auf den Magen oder den Darm ausübt

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Schwäche und Müdigkeit

Beachte: 

  • Die meisten Patienten mit einem nicht rupturiertem AAA sind asymptomatisch, d. h. zeigen keine Symptome.
  • Falls das AAA bei der Palpation druckdolent (druckschmerzhaft) ist, besteht ein erhöhtes Rupturrisiko → sofortige weitere Abklärung und Operation!
  • Akut einsetzende starke Rücken- oder Bauchschmerzen + Symptome einer Hypovolämie (Volumenmangel) oder eines hämorrhagischen Schocks (blutungsbedingter Schock/Volumenmangelschock) → (gedeckt) rupturiertes AAA wahrscheinlich!

Akute Ruptur

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine akute Aneurysmaruptur und werden oft zuerst bemerkt:

  • Vernichtungsschmerz (plötzliche, extrem starke Schmerzen): Patienten beschreiben den Schmerz häufig als unerträglich und plötzlich auftretend. Der Schmerz ist oft im Bauch oder Rücken lokalisiert und kann in die Flanken und Beine ausstrahlen. Diese Schmerzen gehen oft mit Todesangst einher.
  • Schockzustand: Aufgrund des massiven Blutverlustes kommt es zu einem Schockzustand, der sich durch kaltschweißige Haut, Blässe, Verwirrtheit und einen schnellen, schwachen Puls äußert. Schock tritt bei 80-90 % der Patienten mit einer Ruptur auf.

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer akuten Aneurysmaruptur:

  • Hypotonie (niedriger Blutdruck): Durch den plötzlichen Blutverlust fällt der Blutdruck rapide ab, was bei fast allen Patienten mit einer Ruptur zu beobachten ist.
  • Bewusstseinsstörungen: Infolge des Schocks kann es zu Bewusstlosigkeit oder Verwirrtheit kommen. Dies tritt bei ca. 30-50 % der Patienten auf.

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Müdigkeit und Schwäche: Patienten fühlen sich extrem schwach und erschöpft, was durch den plötzlichen Blutverlust verursacht wird.

Literatur

  1. Chien N et al.:What Signs Increase the Likelihood of Acute Aortic Dissection? Ann Emerg Med 2018, online 30. April https://doi.org/10.1016/j.annemergmed.2018.03.026