Aneurysma – Medikamentöse Therapie

Therapieziel

Verhinderung einer Ruptur ("Zerreißung“)

Therapieempfehlungen

  • Akute unkomplizierte Aortendissektion Typ B: 
    • Akuttherapie Station (Überwachung der Hämodynamik und Urinausscheidung)
    • Analgesie (Gabe von Schmerzmitteln)
    • Senkung des systolischen Blutdrucks auf kleiner 120 mmHg durch intravenöse Gabe von Betablockern (Esmolol, Metoprolol) und Vasodilatatoren (Labetolol, Nitroprussid)
      Beachte: Um eine Reflextachykardie durch Gabe peripherer Vasodilatatoren zu verhindern, sollte zuvor eine Betablockade vorausgehen.
  • Die medikamentöse Therapie der arteriellen Hypertonie (Bluthochdruck) ist essentiell bei Vorliegen eines Aneurysmas (s. u. "Hypertonie (Bluthochdruck)/Medikamentöse Therapie"); des Weiteren Behandlung kardiovaskulärer Risikofaktoren (Statine/Cholesterinsenker sind in der kardiovaskulären Primär- oder Sekundärprävention indiziert)
  • Beim Marfan-Syndrom sollten Betablocker zur Verminderung der Progression der Aortendilatation (Erweiterung der Aorta) eingesetzt werden. Losartan soll der Ausbildung eines Aortenaneurysmas entgegen wirken (günstiger Effekt auf den TGF-beta/Bindegewebsstoffwechsel in der Aortenwand).
    • Therapiestandard beim Aortendurchmesser < 5,0 cm: Betablocker (unter bildgebender Verlaufskontrolle) 
  • Siehe auch unter "Weitere Therapie".

Weitere Hinweise

  • Marfan-Syndrom: Irbesartan (AT1 -Antagonist; Dosierung: 300 mg pro die), mit der höchsten Bioverfügbarkeit (80 %) und Halbwertszeit (11-15 Stunden) als bei anderen Sartanen, hat in einer Phase-III-Studie die Dilatation (Ausweitung) der aufsteigenden Aorta vermindert.
    Mechanismus: Blockade des „transforming growth factor beta“, der beim Marfan-Syndrom vermehrt aktiv ist. 
    Ergebnis: In der Placebogruppe kam es in den folgenden Jahren zu einer Zunahme um 0,74 mm pro Jahr versus Irbesartan-Gruppe 0,53 mm pro Jahr (Unterschied von 0,22 mm pro Jahr war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,02 bis 0,41 mm pro Jahr signifikant) [1].

Literatur

  1. Mullen M et al.: Irbesartan in Marfan syndrome (AIMS): a double-blind, placebo-controlled randomised trial. Lancet December 10, 2019 doi:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(19)32518-8

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Spontane Dissektionen der extrakraniellen und intrakraniellen hirnversorgenden Arterien. (AWMF-Registernummer: 030-005), Januar 2016 Langfassung