Windeldermatitis – Einleitung

Windeldermatitis ist eine entzündliche Hautveränderung im Windelbereich, die durch Reizung und Feuchtigkeit hervorgerufen wird. Diese Hautreizung tritt primär bei Säuglingen, aber auch bei Erwachsenen mit Inkontinenz auf, die regelmäßig Windeln tragen müssen.

Synonyme und ICD-10: Dermatitis ammoniacalis; Dermatitis anogenitalis; Erythema guteale; glutäales Erythem; Jacquet-Dermatitis; Psoriasiforme Windeldermatitis; Psoriasiformer Windeldermatitis; Windeldermatose; Windelerythem; ICD-10-GM L22: Windeldermatitis

Formen der Erkrankung

Windeldermatitis ist ein Überbegriff für verschiedene Hauterkrankungen im perianalen Bereich (rund um den Anus). Meistens handelt es sich dabei um eine irritative Kontaktdermatitis (Hautentzündung, die entweder durch reizende/toxische Wirkungen oder durch Allergien ausgelöst wird) [1]. Es können verschiedene Formen auftreten:

  • Irritative Kontaktdermatitis: Die häufigste Form, verursacht durch den Kontakt der Haut mit Urin und Stuhl, die zu Reizungen und Entzündungen führt.
  • Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD): Spezifisch bei Erwachsenen mit Stuhlinkontinenz, bei denen die perineale Haut (Haut im Bereich zwischen Anus und Genitalien) betroffen ist.
  • Superinfizierte Windeldermatitis: Bei dieser Form kommt es zusätzlich zur Besiedelung mit Bakterien oder Pilzen, meist Candida albicans, was zu verstärkten Entzündungen und Pustelbildung führt.
  • Jacquet-Dermatitis: Eine schwere Verlaufsform mit tiefen, erosiven Hautveränderungen, oft durch anhaltende Reizung und Infektion.

Ursachen

Die Hauptursachen für Windeldermatitis sind:

  • Feuchtigkeit: Durch Urin und Stuhl, die in Kontakt mit der Haut kommen und die natürliche Schutzbarriere der Haut beeinträchtigen.
  • Mechanische Reizung: Durch Reibung zwischen Windel und Haut.
  • Mikroorganismen: Insbesondere Candida albicans, der unter feuchten Bedingungen gedeiht und zu einer Superinfektion führen kann.
  • Ammoniak: Entsteht durch die Zersetzung von Urin durch Bakterien und wirkt stark reizend auf die Haut.

Differentialdiagnosen

Bei der Diagnose von Windeldermatitis müssen folgende Differentialdiagnosen in Betracht gezogen werden:

  • Seborrhoische Dermatitis: Oft im Windelbereich, aber auch an anderen Körperstellen wie Kopfhaut und Gesicht.
  • Psoriasis: Kann ebenfalls im Windelbereich auftreten, unterscheidet sich jedoch durch silbrig-schuppige Plaques.
  • Allergische Kontaktdermatitis: Reaktion auf Windelmaterialien, Cremes oder Waschmittel.
  • Bakterielle Hautinfektionen: Insbesondere durch Staphylococcus aureus oder Streptokokken, die ähnliche Symptome hervorrufen können.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Keine geschlechtsspezifische Prävalenz.

Häufigkeitsgipfel: Vorwiegend zwischen dem 9. und 12. Lebensmonat bei Säuglingen.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit)

  • Säuglinge: Etwa 66 % aller gewickelten Säuglinge in Deutschland betroffen.
  • Neugeborene in England: Ca. 25 % in den ersten vier Lebenswochen.

Schwere Verlaufsform: Bei etwa 6 % der Betroffenen tritt eine schwere Verlaufsform mit Papeln (Knötchen) und Pusteln (Eiterbläschen) auf.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akut: Die meisten Fälle verlaufen akut mit stark erythematösen Hautstellen, die schmerzhaft auf das Einnässen und Einkoten reagieren.
  • Chronisch: Selten kann die Erkrankung chronisch verlaufen, besonders wenn prädisponierende Faktoren wie ständige Feuchtigkeit und Reizung bestehen bleiben.
  • Superinfektion: Eine häufige Komplikation ist die Superinfektion mit Candida albicans, was zu Windelsoor führt.

Prognose

  • Günstig: Bei adäquater Behandlung, wie das Vermeiden von Feuchtigkeit und Reizung sowie die Behandlung von Superinfektionen, heilt die Windeldermatitis innerhalb weniger Tage ab.
  • Rezidive: Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung) sind häufig, weshalb prophylaktische Maßnahmen wie häufiges Windelwechseln und das Vermeiden reizender Substanzen empfohlen werden.

Literatur

  1. Klunk C, Domingues E, Wiss K: An update on diaper dermatitis. Clin Dermatol 2014;32:477-487 doi: 10.1016/j.clindermatol.2014.02.003.