Keratosen

Keratosen sind Verhornungsstörungen der Haut, die sich durch eine übermäßige Bildung von Hornmaterial und Schuppenauflagerungen manifestieren. Diese Hautveränderungen resultieren aus einer gestörten Regulation der Keratinisierung, dem Prozess, durch den Hautzellen reifen und schließlich abgestoßen werden.

Synonyme und ICD-10: ICD-10-GM L57.0: Aktinische Keratose, inkl. Keratosen

Typische Erkrankungen, die mit Keratosen einhergehen, sind beispielsweise aktinische Keratose (nichtinvasive, frühe (in situ) Plattenepithelkarzinome; ICD-10-GM L57.0: Aktinische Keratose), seborrhoische Keratose (Alterswarze; ICD-10-GM L82: seborrhoische Keratose) und Keratosis actinica (Lichtkeratose; ICD-10-GM L57.0: Aktinische Keratose: Keratosis solaris).

Formen der Keratose

  • Aktinische Keratose (Lichtkeratose)
    • Beschreibung: Nichtinvasive, frühe (in situ) Plattenepithelkarzinome, die durch chronische UV-Strahlung entstehen. Sie gelten als präkanzeröse Läsionen, die sich potenziell zu invasivem Plattenepithelkarzinom entwickeln können.
    • ICD-10-GM: L57.0
  • Seborrhoische Keratose (Alterswarze)
    • Beschreibung: Gutartige, häufig vorkommende, pigmentierte Hautveränderungen, die meist bei älteren Menschen auftreten. Sie haben ein wachsartiges, verruköses Aussehen und sind in der Regel harmlos.
    • ICD-10-GM: L82
  • Keratosis pilaris (Reibeisenhaut):
    • Beschreibung: Verhornungsstörung der Haarfollikel, die sich durch kleine, raue Papeln, besonders an den Oberarmen und Oberschenkeln, zeigt. Es handelt sich um eine gutartige und häufige Hauterkrankung.
    • ICD-10-GM: L11.0 (Keratosis follicularis)
  • Palmoplantarkeratose
    • Beschreibung: Verhornungsstörung, die sich durch eine übermäßige Verhornung der Handflächen und Fußsohlen auszeichnet. Sie kann genetisch bedingt (hereditäre Palmoplantarkeratose) oder erworben sein.
    • ICD-10-GM: L85.1 (Hyperkeratosis palmaris et plantaris)
  • Ichthyosis
    • Beschreibung: Eine Gruppe genetischer Erkrankungen, die durch eine weit verbreitete und abnormale Verhornung der Haut gekennzeichnet ist. Die Haut erscheint trocken, schuppig und rau.
    • ICD-10-GM: Q80 (angeborene Ichthyose)

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Keratosen treten bei beiden Geschlechtern auf, jedoch zeigen sich bestimmte Formen wie die seborrhoische Keratose häufiger bei älteren Personen, unabhängig vom Geschlecht. Aktinische Keratosen sind bei Männern häufiger, bedingt durch höhere berufliche und Freizeit-Exposition gegenüber UV-Strahlung.

Häufigkeitsgipfel: Die Häufigkeit von Keratosen steigt mit dem Alter. Aktinische Keratosen treten typischerweise ab dem 40. Lebensjahr auf, während seborrhoische Keratosen meist ab dem 50. Lebensjahr auftreten.

Risikofaktoren: Chronische UV-Exposition, heller Hauttyp, genetische Prädisposition, Alter, Kontakt mit chemischen Substanzen wie Arsen oder Teer.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Aktinische Keratose: Kann sich über Jahre hinweg entwickeln und bleibt oft asymptomatisch. Ohne Behandlung besteht ein Risiko der Progression zu invasivem Plattenepithelkarzinom.
  • Seborrhoische Keratose: Entwickelt sich langsam und bleibt gutartig. Es besteht kein Risiko einer malignen Entartung, aber die Läsionen können an Größe zunehmen und kosmetisch störend werden.
  • Keratosis Pilaris: Der Verlauf ist chronisch, aber die Symptome können durch Feuchtigkeitspflege und sanfte Peelings verbessert werden. Sie neigt dazu, sich im Erwachsenenalter zu bessern.
  • Palmoplantarkeratose und Ichthyosis: Diese Verhornungsstörungen sind oft chronisch und erfordern eine kontinuierliche Pflege zur Symptomlinderung.

Prognose

  • Aktinische Keratose: Bei rechtzeitiger Behandlung ist die Prognose gut. Unbehandelt besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Plattenepithelkarzinoms.
  • Seborrhoische Keratose: Die Prognose ist ausgezeichnet, da die Läsionen gutartig sind und keine Gefahr für die Gesundheit darstellen.
  • Andere Formen: Die Prognose hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab, jedoch ist die Lebensqualität durch kosmetische oder symptomatische Behandlung in den meisten Fällen gut zu erhalten.

Symptome – Beschwerden

Die Symptome und Beschwerden bei Keratosen variieren je nach Art der Verhornungsstörung und ihrer Lokalisation auf der Haut. Typische Symptome umfassen:

  • Trockene, raue Haut
    • Beschreibung: Die Haut fühlt sich oft rau und trocken an, insbesondere in Bereichen mit übermäßiger Verhornung.
    • Lokalisation: Häufig betroffen sind die Hände, Füße, Ellenbogen und Knie, aber auch andere Körperregionen können betroffen sein.
  • Schuppige Haut
    • Beschreibung: Die Haut zeigt sichtbare Schuppen, die sich ablösen können, aber oft erneut gebildet werden.
    • Lokalisation: Besonders ausgeprägt bei Erkrankungen wie Ichthyose oder Keratosis pilaris.
  • Verdickte Hornhaut
    • Beschreibung: Es bildet sich eine auffällige Verdickung der Hornschicht (Hyperkeratose), die manchmal verhärtet und gelblich verfärbt sein kann.
    • Lokalisation: Häufig an den Handflächen, Fußsohlen und anderen stark beanspruchten Hautbereichen.
  • Juckreiz
    • Beschreibung: Juckreiz ist ein häufiges Symptom, insbesondere bei trockenen und schuppigen Hautzuständen. Er kann durch Reibung und trockene Haut verstärkt werden.
    • Lokalisation: Tritt häufig an den betroffenen Hautstellen auf.
  • Rötung und Entzündung
    • Beschreibung: In einigen Fällen, insbesondere bei sekundären Infektionen oder bei irritativen Verhornungsstörungen, kann die Haut gerötet und entzündet sein.
    • Lokalisation: Überall, wo die Haut betroffen ist, besonders bei aktinischer Keratose, wenn sie entzündet ist.
  • Knotenartige Hautveränderungen
    • Beschreibung: Besonders bei seborrhoischer Keratose können die Verhornungen als erhabene, warzenartige Knoten erscheinen.
    • Lokalisation: Häufig im Gesicht, am Rumpf und an den Extremitäten.
  • Schmerzen
    • Beschreibung: Bei ausgeprägten Verhornungen, wie z. B. an den Fußsohlen, können Schmerzen beim Gehen oder durch Druck entstehen.
    • Lokalisation: Besonders an den Fußsohlen, aber auch an anderen Stellen, wo die Haut stark verdickt ist.
  • Ästhetische Beeinträchtigung
    • Beschreibung: Viele Betroffene empfinden die sichtbaren Verhornungen als kosmetisch störend, insbesondere wenn sie im Gesicht oder an anderen sichtbaren Körperstellen auftreten.
    • Lokalisation: Vor allem im Gesicht, an den Händen und an anderen gut sichtbaren Körperstellen.

Pathogenese (Krankheitsentstehung) – Ätiologie (Ursachen)

Unter normalen Bedingungen durchläuft eine Hautzelle einen Reifungsprozess von etwa 28 Tagen, vom Entstehen in der Basalschicht der Epidermis bis zu ihrem Absterben und der Abstoßung als abgestorbene Hautzelle an der Hautoberfläche. Diese toten Hautzellen werden durch natürliche Bewegungen des Körpers oder durch Reibung an Kleidung kontinuierlich abgetragen. Bei Verhornungsstörungen (Keratose) ist dieser Prozess gestört: Entweder beschleunigt sich die Lebensdauer der Hautzellen, oder die abgestorbenen Zellen werden nicht effektiv abgetragen, was zur Bildung dicker Hornhautschichten führt.

Die Ursachen von Verhornungsstörungen sind vielfältig und können sowohl genetisch bedingt als auch erworben sein.

Genetische Ursachen

  • Ichthyosis: Eine Gruppe genetischer Hauterkrankungen, die durch eine abnormale Verhornung der Haut charakterisiert ist. Betroffene haben eine schuppige, trockene Haut, die an Fischschuppen erinnert.
  • Palmoplantarkeratose: Eine genetisch bedingte Verhornungsstörung, die zu einer übermäßigen Verhornung der Handflächen und Fußsohlen führt. Diese Erkrankung kann isoliert oder im Rahmen eines Syndroms auftreten.

Erworbene Ursachen

  • Hyperkeratosen: Übermäßige Verdickung der Hornschicht, die durch verschiedene äußere Einflüsse entstehen kann, darunter:
    • Arsen- und Teereinwirkung: Chronische Exposition gegenüber diesen chemischen Substanzen kann zur Entwicklung von Hyperkeratosen führen, die potenziell präkanzerös sind.
    • Berufsbedingte Keratosen: Wiederholte mechanische Belastungen, wie sie bei bestimmten beruflichen Tätigkeiten auftreten, können zur Verdickung der Hornschicht führen.
    • Strahlenexposition: Chronische UV-Strahlenexposition führt zu aktinischen Keratosen, die als Frühform von Plattenepithelkarzinomen gelten.
    • Sonnenstrahlen (Photoaging): Langjährige Exposition gegenüber Sonnenlicht kann die Haut altern lassen und zu Verhornungsstörungen führen.
    • Vitamin-A-Mangel: Dieser Mangel kann zu einer Beeinträchtigung der normalen Hautzellregeneration und damit zur Entwicklung von Hyperkeratosen führen.

Typen der Verhornungsstörung

  • Hyperkeratose: Gekennzeichnet durch eine Verdickung der Hornschicht (Stratum corneum) der Epidermis. Diese kann sowohl aufgrund genetischer Faktoren als auch durch äußere Einflüsse entstehen.
  • Parakeratose: Hierbei bleibt der normale Reifungsprozess der Hautzellen gestört, sodass unreife Hautzellen mit Zellkernen im Stratum corneum sichtbar bleiben, was ein Zeichen für eine abnormale Verhornung ist.
  • Dyskeratose: Dieser Begriff beschreibt eine gestörte Verhornung auf zellulärer Ebene, bei der die Reifung und Differenzierung der Hautzellen abnorm verläuft, was in verschiedenen Hauterkrankungen zu beobachten ist.

Diagnostik

Klinische Untersuchung: Die Diagnose von Keratosen basiert in der Regel auf dem klinischen Erscheinungsbild.

Dermatoskopie: Einsatz zur besseren Beurteilung der Hautläsionen.

Biopsie: Bei unklaren Fällen oder Verdacht auf Malignität (Bösartigkeit) wird eine Biopsie (Gewebeprobe) entnommen und histologisch (feingeweblich) untersucht.

Prophylaxe

  • UV-Schutz: Konsequente Anwendung von Sonnenschutzmitteln und das Meiden intensiver Sonnenexposition sind die effektivsten Maßnahmen zur Vorbeugung von aktinischen Keratosen.
  • Hautpflege: Regelmäßige Feuchtigkeitspflege zur Vermeidung von übermäßiger Verhornung, insbesondere bei Ichthyose und Keratosis pilaris.

Therapie

  • Medizinische Behandlung: Die Therapie richtet sich nach der Art der Verhornungsstörung. Bei aktinischer Keratose kommen topische Medikamente wie 5-Fluorouracil oder Imiquimod, Kryotherapie (Kältetherapie) oder Lasertherapie zum Einsatz.
  • Kosmetische Behandlung: Regelmäßige Abtragung der Verhornungen, z. B. durch mechanische Peelings oder sanfte chemische Peelings (z. B. Fruchtsäurepeelings), kann helfen, das Erscheinungsbild zu verbessern.
  • Chirurgische Maßnahmen: Bei stark ausgeprägten Verhornungen oder verdächtigen Läsionen kann eine chirurgische Entfernung oder Laserabtragung erforderlich sein.