Falten
Falten entstehen durch den natürlichen biologischen Alterungsprozess der Haut, der zu einem Verlust von Elastizität, Feuchtigkeit und Struktur führt.
Synonyme und ICD-10: Hautfalten; ICD-10-GM L98.9: Krankheit der Haut und der Unterhaut, nicht näher bezeichnet
Formen der Falten
Falten können je nach ihrer Entstehung und ihrem Erscheinungsbild in verschiedene Formen unterteilt werden:
- Mimikfalten (Dynamische Falten)
- Beschreibung: Diese Falten entstehen durch wiederholte Muskelbewegungen des Gesichts, wie Lachen, Stirnrunzeln oder Augenbrauenheben.
- Lokalisation: Häufige Bereiche sind die Stirn (Zornesfalten), um die Augen (Krähenfüße) und der Mundbereich (Nasolabialfalten).
- Verlauf: Sie sind anfangs nur bei Bewegung sichtbar, werden jedoch mit der Zeit tiefer und bleiben auch in Ruhe bestehen.
- Statische Falten
- Beschreibung: Diese Falten sind dauerhaft sichtbar und entstehen durch den fortschreitenden Verlust von Elastizität und Volumen der Haut.
- Lokalisation: Betrifft oft die Wangen, den Hals und die Hände.
- Verlauf: Sie vertiefen sich mit der Zeit, unabhängig von der Gesichtsmimik.
- Gravitationsfalten
- Beschreibung: Entstehen durch die Schwerkraft, die das Gewebe im Gesicht nach unten zieht, insbesondere bei nachlassender Hautelastizität.
- Lokalisation: Typisch sind Falten im Bereich des Kinns und Halses, die sogenannten Marionettenlinien, die von den Mundwinkeln zum Kinn verlaufen.
- Verlauf: Diese Falten werden im Laufe der Jahre tiefer und ausgeprägter, da die Haut zunehmend an Festigkeit verliert.
- Aktinische Falten
- Beschreibung: Diese Falten werden durch chronische Sonneneinstrahlung verursacht und sind Teil des Fotoagings (Lichtalterung).
- Lokalisation: Betroffen sind hauptsächlich sonnenexponierte Hautareale wie das Gesicht, der Nacken und die Hände.
- Verlauf: Diese Falten erscheinen als feine Linien und vertiefen sich mit fortgesetzter UV-Exposition.
- Seneszenzfalten (Schlaffalten)
- Beschreibung: Diese Falten entstehen durch den generellen Verlust von Elastizität und Volumen der Haut im Alter, oft kombiniert mit einem Rückgang des subkutanen Fettgewebes.
- Lokalisation: Häufig im Bereich der Wangen, des Halses und der Augenlider.
- Verlauf: Die Haut erscheint zunehmend dünn, trocken und faltig, was mit einer allgemeinen Erschlaffung des Gewebes einhergeht.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Frauen sind durch ihre geringere Hautdicke und hormonelle Einflüsse häufiger und früher betroffen als Männer.
Häufigkeitsgipfel: Die ersten Falten treten bei Frauen typischerweise zwischen dem 25. und 30. Lebensjahr auf, während sie bei Männern meist ab dem 35. Lebensjahr sichtbar werden. Die altersbedingten Hautveränderungen werden deutlicher ab dem 40. Lebensjahr.
Risikofaktoren: Genetische Veranlagung, chronische UV-Exposition, Rauchen, Stress, ungesunde Ernährung und Schlafmangel tragen zur frühzeitigen Faltenbildung bei.
Verlauf und Prognose
Verlauf:
- Frühe Phase: In den späten Zwanzigern bis frühen Dreißigern treten erste feine Linien und Mimikfalten auf, besonders in Bereichen, die stark der Sonne ausgesetzt sind oder durch Mimik beansprucht werden.
- Mittlere Phase: Ab dem 40. Lebensjahr werden statische Falten sichtbarer, die Haut verliert an Elastizität und Volumen, und Gravitationsfalten sowie Schlaffalten treten auf.
- Späte Phase: Im fortgeschrittenen Alter vertiefen sich die Falten weiter, die Haut wird dünner und trockener, und es kommt zu einer deutlichen Erschlaffung des Gewebes.
Prognose:
- Unvermeidliche Hautalterung: Die Hautalterung und die damit verbundene Faltenbildung sind natürliche Prozesse, die nicht vollständig verhindert werden können.
- Verlangsamung des Prozesses: Durch eine gesunde Lebensweise, die Vermeidung von übermäßiger Sonneneinstrahlung, Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum sowie eine gute Hautpflege kann die Hautalterung verlangsamt und die Faltenbildung gemindert werden.
- Ästhetische Behandlungen: Für tiefe oder störende Falten stehen verschiedene ästhetische Behandlungsmethoden zur Verfügung, wie z. B. Botulinumtoxin, Filler-Injektionen, Lasertherapie und chirurgische Straffungen, die das Erscheinungsbild der Haut verbessern können.
Die Hautalterung und Faltenbildung ist ein individueller Prozess, der durch genetische und Umweltfaktoren beeinflusst wird. Ein bewusster Lebensstil und frühzeitige präventive Maßnahmen können helfen, die Haut jugendlich und gesund zu erhalten.
Symptome – Beschwerden
Typische Zeichen der Hautalterung sind:
- Falten
- Erschlaffung
- Atrophie (Schrumpfung, bzw. Verminderung der Zellmasse)
- gelbliche Verfärbung
- Lipidmangel (Mangel an Fetten)
- unregelmäßige Pigmentierung
Pathogenese (Krankheitsentstehung) – Ätiologie (Ursachen)
Die Ursachen der Faltenentstehung sind vielfältig und komplex. Zuerst muss zwischen der sogenannten intrinsischen und der extrinsischen Hautalterung unterschieden werden. Die intrinsische Hautalterung bzw. endogene Alterung bezeichnet das physiologische, chronologische Altern der Haut.
Faktoren der intrinsischen Hautalterung sind:
- genetische Veranlagung
- Hormonhaushalt (hormonelle Veränderungen im Alter: Menopause (Wechseljahre der Frau), Andropause (Wechseljahre des Mannes) und Somatopause)
- Ansammlung von Replikationsfehlern während der Zellteilung.
Hautareale, die nur durch diesen Alterungsprozess gezeichnet sind, sind z. B. Flächen an der Arminnenseite oder in der Glutealregion (Gesäßregion). Diese zeitgealterte Haut weist meist sehr feine Falten auf, die durch Wasser- und Elastizitätsverlust entstehen.
Die extrinsische Hautalterung bzw. exogene Alterung wird durch die Umwelteinflüsse bestimmt, denen die Haut ausgesetzt ist. Sie stellt eine Beschleunigung der intrinsischen Hautalterung durch unterschiedliche Faktoren dar.
Faktoren der extrinsischen Hautalterung sind:
- UV-Licht (Photoaging)
- Tabakkonsum (Rauchen)
- Alkoholkonsum
- Hitze- und Kälteeinwirkung
- Ernährungsweise
- berufliche Tätigkeiten
- Stress
- Medikamente (z. B. Corticoide, die Altershaut – durch Abnahme der Hautstärke – schneller altern lassen, d. h. die Haut wird pergamentartig)
Auch äußerlich unterscheiden sich Hautveränderungen, die endogener bzw. exogener Ursache sind. Die Falten der exogenen Hautalterung sind sehr tief, da der Elastizitätsverlust immens ist. Außerdem sieht die Haut ledrig aus und weist eine unregelmäßige Pigmentierung auf. Vor allem sonnenexponierte Hautareale wie z. B. das Gesicht oder die Hände altern vorzeitig. Auf molekularer Ebene gibt es unterschiedliche Prozesse, die zur Faltenentstehung beitragen:
- Reactive Oxygen Species (ROS) – Diese sogenannten reaktiven Sauerstoffspezies werden auch als freie Radikale bezeichnet und sind Verursacher des wichtigsten Alterungsprozesses. ROS entstehen durch die oben genannten exogenen Faktoren und bewirken die Oxidation von Proteinen (Eiweiß), Phospholipiden (Zellmembranbestandteile) und der DNA (Erbsubstanz). Um Schäden dauerhaft zu verhindern, besitzt der Organismus antioxidative Schutzmechanismen. Bei Überlastung dieser Mechanismen kommt es trotz allem zu Schädigungen der Zellen und der DNA. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter "Oxidativer Stress – Freie Radikale".
- Matrixmetalloproteinasen – UV-Licht induziert die Bildung dieser Enzyme (Stoff, der chemische Reaktionen beschleunigt), die vermehrt zum Abbau von elastischen Fasern und Kollagen beitragen. Dies führt zum Elastizitätsverlust und zur Bildung von Falten, deren Entstehung, z. B. durch den ständigen Gebrauch der mimischen Gesichtsmuskulatur, besonders gefördert wird.
- Reduktion der Wasserbindungskapazität – Gealterte Haut trocknet schneller aus und begünstigt die Faltenbildung.
- Veränderung des Hormonhaushaltes
- Östrogene induzieren die Kollagensynthese und stimulieren die Bildung der Hyaluronsäure, die ein wichtiger wasserbindender Bestandteil der Haut ist. Im Alter sinkt die Hormonkonzentration ebenso wie der Kollagengehalt.
- Progesteron hemmt die Kollagenasen und damit den Kollagenabbau.
- Testosteron führt zum Crossing over (kreuzförmige Kollagenstränge). Dieses führt dazu, dass das Binde- und Fettgewebe seinen Halt bekommt (Anti-Cellulite-Faktor) – des Weiteren führt Testosteron ebenso zur Hemmung der Kollagenasen (= Hemmung des Kollagenabbaus).
Therapie
Es gibt heutzutage zahlreiche Möglichkeiten, Falten schon im jungen Alter vorzubeugen. Äußere Faktoren, wie starke oder häufige Sonneneinstrahlung, führen zu vorzeitiger Hautalterung und können verhindert werden, indem für einen ausreichenden Sonnenschutz gesorgt wird. Eine regelmäßige Pflege und Reinigung trägt ebenfalls zur Erhaltung schöner Haut bei.
Vor allem die exogene Hautalterung kann maßgeblich durch den Lebensstil beeinflusst werden. Hier ist z. B. eine ausgewogene und vitalstoffreiche Ernährung (Makro- und Mikronährstoffe) sinnvoll.
Sind die Falten erst einmal da, kann mit wirksamen Methoden geholfen werden:
- Botoxinjektionen – Bei diesem Verfahren werden kleine Mengen des Botulinumtoxins in die mimische Muskulatur injiziert. Das Nervengift lähmt die Muskulatur und führt zur Glättung der Falten.
- Dermabrasion – Das Verfahren der Dermabrasion ist eine operative Methode der ästhetischen Medizin. Es handelt sich um ein mechanisches Abschleifen der Epidermis (oberste Hautschicht) zur Korrektur von Falten und Narben
- (Fruchtsäure-)Peeling – Ein Peeling kann ein- bis zweimal wöchentlich nach der Reinigung angewandt werden. Dabei werden die abgestorbenen Hautschuppen der obersten Hautschicht (Epidermis) entfernt.
- Faltenunterspritzung – Diese Methode ist heutzutage mit diversen Mitteln möglich, wie AlloDerm, Cymetra, Eigenfett, Hyaluronsäure, NASHA-Gel oder Kollagen.
- Laser Skin Resurfacing – Durch die Laserbehandlung mittels CO2-Laser oder Erbium-Yag-Laser wird die gealterte Oberhaut sanft und schmerzfrei abgetragen. Tiefe, jüngere Hautschichten werden dadurch zu einem natürlichen Erneuerungsprozess, das heißt zur Bildung von Kollagen und zur Speicherung von Feuchtigkeit, angeregt.
- Lifting – Im Rahmen eines operativen Eingriffs wird die Haut gestrafft und unschöne Falten korrigiert. Dazu stehen verschiedene operative Methoden der ästhetischen Medizin zur Verfügung: Facelifting (Gesichtshebung), Stirnlifting (Stirnhebung), Halslifting (Halsstraffung)
Weitere Maßnahmen, die komplementär in der Faltenbehandlung eingesetzt werden, sind: die Hormonkosmetik und die Mikronährstofftherapie (Vitalstoffe). All diese Verfahren werden – in Abhängigkeit von Ort und Art der Falten – erfolgreich zur Behandlung von störenden Fältchen eingesetzt.
Literatur
- Kosmetische Dermatologie; Wolf-Ingo Worret/Wolfgang Gehring; Springer Verlag 2003
- Kursbuch Anti-Aging; Günther H. Jacobi; Georg Thieme Verlag 2004
- Männer-Medizin: in der allgemeinmedizinischen und internistischen Praxis; Reinhard G. Bretzel/Wolf-Bernhard Schill/Wolfgang Weidner; Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2005