Besenreiser

Besenreiser, auch als Besenreiservarizen oder Besenreiservarikosis bezeichnet, sind kleine, erweiterte und sichtbare Venen, die direkt unter der Hautoberfläche verlaufen. Sie gelten als eine Form von Varizen (Krampfadern), die in der Haut lokalisiert sind. Besenreiser treten häufig in Verbindung mit retikulären Varizen (netzförmige, kleinere Krampfadern) auf und sind meist harmlos, können jedoch kosmetisch störend sein.

Synonyme und ICD-10: Besenreiservarikosis; Besenreiservarizen; ICD-10-GM I83.9: Varizen der unteren Extremitäten ohne Ulzeration oder Entzündung

Formen der Besenreiser

  • Lineare Besenreiser
    • Aussehen: Dünne, gerade oder leicht gebogene Linien, die parallel verlaufen oder sich überkreuzen.
    • Lokalisation: Häufig an den Oberschenkeln oder Waden zu finden.
    • Verlauf: Können isoliert auftreten oder in Verbindung mit anderen Formen stehen.
  • Arborisierende Besenreiser
    • Aussehen: Verzweigte, baumartige Strukturen, die aus einem zentralen Punkt ausgehen und sich verzweigen.
    • Lokalisation: Oft an den Beinen, insbesondere an den Oberschenkeln und Knöcheln.
    • Verlauf: Erscheinen oft dichter und auffälliger als lineare Besenreiser.
  • Sternförmige (stellate) Besenreiser
    • Aussehen: Ein zentraler Punkt, von dem aus sich feine Gefäße in verschiedene Richtungen ausbreiten, was einem sternförmigen Muster ähnelt.
    • Lokalisation: Häufig an den Beinen, aber auch im Gesicht und an anderen Körperstellen möglich.
    • Verlauf: Können isoliert oder in Gruppen auftreten.
  • Netzartige Besenreiser (retikuläre Besenreiser):
    • Aussehen: Netzartige, ineinander verwobene Gefäßmuster, die großflächigere Bereiche der Haut bedecken.
    • Lokalisation: Häufig an den Beinen, insbesondere an den Oberschenkeln und Waden.
    • Verlauf: Diese Form ist oft ausgedehnter und auffälliger.
  • Punktförmige Besenreiser
    • Aussehen: Kleine, punktartige Erweiterungen der Kapillaren, die oft rot oder violett erscheinen.
    • Lokalisation: Können an den Beinen, aber auch im Gesicht, insbesondere an den Wangen und der Nase auftreten.
    • Verlauf: Treten häufig in Gruppen auf und können mit anderen Formen kombiniert sein.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Sie treten vermehrt bei Frauen auf, speziell an den Oberschenkeln.

Häufigkeitsgipfel: Frauen im mittleren Lebensalter 

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Entstehung: Besenreiser entstehen durch die Erweiterung kleiner Hautvenen, die dann als rote, blaue oder violette Gefäßstrukturen sichtbar werden. Sie sind meist harmlos, können jedoch ästhetisch störend sein.
  • Verlauf: Besenreiser entwickeln sich allmählich und können mit der Zeit zahlreicher und ausgeprägter werden. Faktoren wie hormonelle Veränderungen, genetische Veranlagung, Schwangerschaft, stehende oder sitzende Tätigkeiten und zunehmendes Alter begünstigen ihre Entstehung.
  • Symptome: In den meisten Fällen verursachen Besenreiser keine Beschwerden. Gelegentlich können sie jedoch Spannungsgefühl, leichte Schmerzen oder Juckreiz verursachen.

Prognose

  • Ästhetische Belastung: Besenreiser sind vor allem ein kosmetisches Problem. Sie haben in der Regel keinen Einfluss auf die Gesundheit und führen selten zu Komplikationen.

Symptome – Beschwerden

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Besenreiservarikosis und werden oft zuerst bemerkt:

  • Fein verästelte, rote oder blaue Äderchen: Die erweiterten Venen haben einen Durchmesser von etwa 1,0-3,0 mm und treten deutlich unter der Haut hervor, meist an den Ober- und Unterschenkeln. Bei etwa 90 % der Betroffenen sind diese Venen gut sichtbar.

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Besenreiservarikosis:

  • Kosmetische Beeinträchtigung: Die Besenreiser werden von den meisten Betroffenen als kosmetisch störend empfunden. Es handelt sich in der Regel um erweiterte, unter der Haut verlaufende, retikuläre Venen, die etwa 2 mm groß und blau gefärbt sind.
  • Leichtes Spannungsgefühl oder Schweregefühl in den Beinen: Bei einigen Patienten kann es zu einem leichten Spannungs- oder Schweregefühl in den Beinen kommen, insbesondere nach längerem Stehen oder Sitzen. Dies betrifft etwa 10-20 % der Betroffenen.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Juckreiz: In einigen Fällen kann es in den betroffenen Bereichen zu leichtem Juckreiz kommen.
  • Empfindliche Haut: Einige Betroffene berichten über eine erhöhte Hautempfindlichkeit über den betroffenen Venen.

Ursachen

Die Ursache der Besenreiser ist multifaktoriell.

Das Auftreten wird gefördert durch Adipositas (Übergewicht) und Schwangerschaft.

Diskutiert werden eine chronische venöse Insuffizienz (CVI), hormonelle Störungen und eine konstitutionelle Gefäßwandschwäche.

Diagnostik

Klinische Untersuchung und Orientierung an der Stadieneinteilung der chronisch venösen Insuffizienz (CVI) nach Widmer (s. u. "Chronische venöse Insuffizienz (CVI)/Klassifikation"). 

In einem weiteren Untersuchungsschritt wird eine Duplexsonographie des oberflächlichen und tiefen Beinvenensystems durchgeführt, um das venöse Abstromsystem der unteren Extremitäten in seiner Gesamtheit beurteilen zu können und eine behandlungsbedürfigen Varikosis (Perforansinsuffizienzen?) ausschließen zu können, Letztere kann Ursache der Besenreiser sein.

Therapie

Operative Therapie der Varikosis:

  • Venenstripping (Synonym: Varizenstripping) – wesentlicher Bestandteil der operativen Therapie der Varikose (s. u. "Venenstripping"). Dabei kommen invaginierende Stripping-Methoden, zum Beispiel mittels Pin-Stripper, zum Einsatz.
  • Minichirurgische Phlebektomie (Synonym: Miniphlebektomie) – operatives Verfahren zur Entfernung von Seitenastvarizen (s. u. "Minichirurgische Phlebektomie").
  • VNUS-Closure® Radiowellentherapie (Synonym: endovaskuläre Radiofrequenzablation) – Verfahren zur Behandlung der Stammvarikose (Varikosis des Hauptstamms des oberflächlichen Venensystems am Bein) und gerade verlaufender Seitenastvarizen (s. u. "VNUS-Closure® Radiowellentherapie")

Operative Therapie der Besenreiservarikosis und der retikulären Varizen:

  • Sklerotherapie (Sklerosierung): Dabei wird 0,25 % bzw. 0,5 % Polidocanol-Injektionslösung (Polidocanol/ Macrogollaurylether; im Handel unter Aethoxysklerol®) direkt mit einer feinen Kanüle in die Besenreiser eingespritzt, welches in Verbindung mit einem Druckverband zum Verkleben der Besenreiservarizen führt. Die injizierte Lösung führt nach umschriebener Verteilung im Gefäßsystem über eine Entzündung der Venenwände zu einer Verklebung und in der Folge durch Resorption zu einem Verschwinden der Besenreiser.
  • Lasertherapie: Durch die Behandlung mit einem Laser für Gefäßveränderungen wird das in den Besenreisern gestaute Blut schmerzfrei zur Gerinnung gebracht. Der Körper löst den entstandenen kleinen Thrombus auf und verschließt dabei gleichzeitig die Besenreiservene. Da sich in der verschlossenen Vene kein Blut mehr befindet, sind sie auch nicht mehr als Besenreiser zu sehen. Die Besenreiser verschwinden völlig narbenfrei.
    Eine Laserbehandlung ist bei Gefäßdurchmessern bis zu 3,00 mm in ihrer Effektivität vergleichbar mit der einer Sklerotherapie [1, 2].
    Folgende Laser können verwendet werden: gepulster Farbstoff-Laser, Argonlaser, Diodenlaser, Neodym-YAG-Laser.

Literatur

  1. Coles CM et al.: Comparative pilot study evaluating the treatment of leg veins with a long pulse ND:YAG laser and sclerotherapy. Lasers Surg Med. 2002;30(2):154-9.
  2. Meesters AA et al.: Transcutaneous laser treatment of leg veins. Lasers Med Sci. 2014 Mar;29(2):481-92. doi: 10.1007/s10103-013-1483-2. Epub 2013 Nov 13.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Lasertherapie der Haut. (AWMF-Registernummer: 013-095), Januar 2022 Langfassung