Aknenarben
Aknenarben sind permanente Hautveränderungen, die nach einer schweren oder entzündlichen Akne zurückbleiben. Sie entstehen durch eine gestörte Wundheilung, bei der das Gewebe während des Heilungsprozesses entweder zu viel oder zu wenig Kollagen produziert. Aknenarben können in unterschiedlichen Formen und Tiefen auftreten und haben häufig erhebliche kosmetische und psychologische Auswirkungen.
Synonyme und ICD-10: ICD-10-GM L90.5: Narben und Fibrosen der Haut
Formen der Aknenarben
Aknenarben lassen sich in verschiedene Typen einteilen, die sich hinsichtlich ihres Aussehens, ihrer Tiefe und ihrer Ursache unterscheiden:
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Atrophe Narben: Diese entstehen durch einen Verlust an Gewebe und zeichnen sich durch eine Vertiefung der Haut aus. Atrophe Narben sind die häufigste Form von Aknenarben und werden weiter unterteilt in:
- Eispickel-Narben (Ice Pick Scars): Tiefe, schmale Narben mit einem stechend spitzen Erscheinungsbild. Sie dringen tief in die Haut ein und sind schwer zu behandeln.
- Boxcar-Narben: Breite, rechteckige Vertiefungen mit scharfen Kanten, die der Haut ein unebenes Aussehen verleihen. Sie sind flacher als Eispickel-Narben, aber tiefer als Rolling-Narben.
- Rolling-Narben: Wellenartige Vertiefungen mit sanften Übergängen, die der Haut eine unregelmäßige, wellenförmige Struktur verleihen. Diese Narben entstehen durch fibröse Bänder, die die Haut mit tieferliegenden Strukturen verbinden und nach unten ziehen.
- Hypertrophe Narben: Diese Narben erheben sich über das Niveau der umgebenden Haut und entstehen durch eine übermäßige Kollagenproduktion während des Heilungsprozesses. Hypertrophe Narben sind dicker und oft rötlich oder dunkel verfärbt, verbleiben jedoch meist auf die ursprüngliche Wunde begrenzt.
- Keloidale Narben: Ähnlich wie hypertrophe Narben, jedoch wachsen Keloide über die Grenzen der ursprünglichen Wunde hinaus und können weiter an Größe zunehmen. Sie sind häufig fest und wölben sich über das Hautniveau hinaus. Keloide treten häufiger bei Menschen mit dunklerer Haut auf und können juckend oder schmerzhaft sein.
- Postinflammatorische Hyperpigmentierung (PIH): Obwohl dies technisch gesehen keine Narbe ist, wird PIH oft im Zusammenhang mit Aknenarben erwähnt. Es handelt sich um dunkle Flecken oder Verfärbungen, die nach der Abheilung von Akne zurückbleiben. Diese Flecken entstehen durch eine übermäßige Melaninproduktion als Reaktion auf die Entzündung und können mehrere Monate bis Jahre bestehen bleiben, bevor sie verblassen.
Klassifikation
Man unterscheidet atrophische, eingesunkene Narben, von hypertrophen, hervorstehenden Narben. Am häufigsten kommen atrophe Aknenarben vor.
Klassifikation der Aknenarben
Atrophe Narben | Hypertrophe Narben | ||
Typ | Beschreibung | Typ | Beschreibung |
Atrophe makulöse Narben |
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Perifollikuläre papulöse Narben (perifollikuläre Elastolyse) |
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Wurmstichartige Narben (Icepick scars, V-förmige Narben) |
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Brückennarben | |
Varioliforme Narben (Boxcar scars, U-förmige Narben) |
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Keloide (Wulstnarbe) |
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Wellenartige Narben (Rolling scars, M-förmige Narben) |
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Bei einem Betroffenen können mehrere Narbentypen auftreten.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.
Häufigkeitsgipfel: Am häufigsten treten Aknenarben im Jugend- und jungen Erwachsenenalter auf, da dies die Hauptphase für schwere Akne ist.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Aknenarben entstehen häufig nach schweren Akneformen und können sich über Jahre entwickeln.
- Sie sind zu Beginn meist rötlich, da sie stärker durchblutet werden als die restliche Haut. Nach einigen Wochen bis Monaten normalisiert sich die Durchblutung und die Rötung geht zurück.
- Besonders im Gesicht und im oberen Stammbereich können Aknenarben für die Betroffenen psychisch belastend sein.
Prognose
- Eine vollständige Wiederherstellung des Hautbildes ist selten, jedoch kann durch adäquate Therapie eine signifikante Verbesserung erreicht werden.
- Unterschiedliche Therapien wie Unterspritzung, Laserbehandlung, Dermabrasion, chemische Peelings und Mikroneedling können die Erscheinung der Narben deutlich reduzieren.
- Atrophe Narben reagieren in der Regel besser auf Behandlungen als hypertrophe Narben oder Keloide (Wulstnarbe), die oft hartnäckiger sind und schwerer zu behandeln.
- Langfristige Nachsorge und gegebenenfalls wiederholte Behandlungen sind oft notwendig, um die besten ästhetischen Ergebnisse zu erzielen.
Symptome – Beschwerden
Aknenarben sind zu Beginn meist rötlich, da sie stärker durchblutet werden als die restliche Haut.
Nach einige Wochen bis Monaten normalisiert sich die Durchblutung und somit geht auch die Rötung zurück.
Lokalisation: Insbesondere der Gesichts- und der obere Stammbereich sind betroffen.
Pathogenese (Krankheitsentstehung) – Ätiologie (Ursachen)
Bei der Akne werden die Talgdrüsen in der Haut zu vermehrtem Wachstum und zu starker Talgabsonderung angeregt. An den Ausführungsgängen der Talgdrüsen kommt es außerdem zu einer verstärkten Verhornung der Haut, sodass die Talgdrüsen verstopft werden. In dem gestauten Talg finden Bakterien einen idealen Nährboden. Sie vermehren sich und führen schließlich zur Entzündung der Talgdrüsen. Die entzündeten Talgdrüsen erscheinen als gerötete und schmerzhafte Akneknötchen. Wenn diese Entzündung schließlich auch auf andere Bereiche der Haut übergreift, entstehen störende Aknenarben.
Folgeerkrankungen
- Durch Aufkratzen oder Ausdrücken von Pickeln oder Pusteln (Eiterbläschen) wird die Narbenbildung begünstigt.
Diagnostik
Aknenarben werden durch Blickdiagnose festgestellt.
Therapie
Es gibt mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten, Aknenarben zu behandeln:
- Einzelne eingesunkene Narben können mittels Fett oder Hyaluronsäure unterspritzt werden, um sie wieder dem Hautniveau anzupassen.
- Hervorstehende Narben kann man nicht unterfüttern, sie müssen ausgeschnitten, mittels Fräse abgetragen oder durch andere Methoden behandelt werden.
- Großflächige Narben, die im gesamten Gesicht verteilt sind, werden mittels flächendeckender Methoden behandelt. Durch Kryopeeling (Kältepeeling), Dermabrasio (Hautabschleifung) oder chemische Peelings können alle Narben gleichzeitig behandelt werden.
- Die Behandlung mit
- einem topischen 0,1%igen Tazaroten-Gel (einmal täglich, vom Patienten selbst aufgetragen) zeigte bei Patienten mit atrophischen Aknenarben (Stadien 2-4) sechs Monate nach Behandlungsbeginn eine vergleichbare Wirksamkeit und Verträglichkeit mit dem Microneedling [2].
- einer Kombination minimalinvasiver Methoden wie Microneedling (Dermaroller) und 15%iger Trichloressigsäure (TCA) führte zu besonders guten Ergebnissen [1].
- Lasertherapie
- Aknenarben können auch durch Lasertherapie (CO2-Laser, Erbium-Yag-Laser) schmerzfrei entfernt werden. Da das Narbengewebe sich nur in den oberen Hautschichten befindet, wird dieses durch die Energie der Laserstrahlen narbenfrei verdampft.
- Pikosekundenlaser – Technisches Prinzip ist die selektive Photothermolyse (selektive Zerstörung der Zielstruktur ohne Schädigung der Umgebung). Wirkmechanismus ist das „laser-induced optical breakdown“ (LIOB), das mikroskopische Kavitationen in der Dermis verursacht und dadurch die Kollagen- und Elastinsynthese stimuliert. Dieses führt zu einer Volumenzunahme z. B. atropher Aknenarben.
Literatur
- El-Domyati M et al.: Microneedling combined with platelet-rich plasma or trichloroacetic acid peeling for management of acne scarring: A split-face clinical and histologic comparison. J Cosmet Dermatol. 2018 Feb;17(1):73-83. doi: 10.1111/jocd.12459. Epub 2017 Dec 10.
- Afra TP et al.: Topical Tazarotene Gel, 0.1%, as a Novel Treatment Approach for Atrophic Postacne Scars A Randomized Active-Controlled Clinical Trial JAMA Facial Plast Surg. Published online November 15, 2018. doi:10.1001/jamafacial.2018.1404
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Behandlung der Akne. (AWMF-Registernummer: 013-017), Februar 2010 Langfassung