Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Vitiligo ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der es zur Zerstörung der Melanozyten (pigmentbildende Zellen der Haut) kommt. Die genaue Ursache ist multifaktoriell und umfasst eine Kombination aus genetischer Prädisposition, Umweltfaktoren und einer gestörten Immunantwort. Zu den Hauptmechanismen gehören oxidativer Stress, eine gestörte Immunregulation und Autoimmunität.

Genetische und immunologische Grundlagen

Die Vitiligo wird durch autozytotoxische CD8+ T-Zellen vermittelt, die durch Interferon-gamma (IFN-γ) aktiviert werden. Diese Zellen erkennen spezifische Melanozyten-Antigene, was zur direkten Zerstörung der Melanozyten führt. Zusätzlich wurde eine Rolle für Regulatorische T-Zellen (Tregs) beschrieben, die in ihrer Funktion eingeschränkt sind, wodurch eine normale Immunregulation beeinträchtigt wird und autoreaktive T-Zellen nicht ausreichend kontrolliert werden können​.

Rolle des oxidativen Stresses

Melanozyten von Vitiligo-Patienten sind anfälliger für oxidativen Stress. Eine Dysfunktion im Keap1-Nrf2-ARE-Signalweg führt zu einer verminderten antioxidativen Kapazität, wodurch die Melanozyten empfindlicher auf oxidative Schäden reagieren. Dies resultiert in einer erhöhten Freisetzung proinflammatorischer Zytokine wie IL-6 und IL-2, die die Autoimmunreaktion zusätzlich verstärken​.

 Einfluss von T-Zell-Signalen und JAK-STAT-Weg

Ein wesentlicher pathologischer Mechanismus bei der Vitiligo ist die Aktivierung des IFN-γ-CXCL10-CXCR3-Signalwegs über den JAK-STAT-Weg. Diese Signalachse ist für die Rekrutierung von zytotoxischen CD8+ T-Zellen verantwortlich, die Melanozyten in der Haut angreifen und zerstören. Neue therapeutische Ansätze zielen darauf ab, diese Signalkaskaden zu unterbrechen, um das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern​.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Der aktuelle Stand der Forschung zeigt, dass die Vitiligo eine komplexe Autoimmunerkrankung ist, bei der oxidativer Stress und eine T-Zell-vermittelte Autoimmunantwort eine zentrale Rolle spielen. Die Entwicklung neuer Therapien, wie z. B. JAK-Inhibitoren, zielt darauf ab, diese entzündlichen Prozesse zu modulieren und eine neue Immunbalance herzustellen. Diese Ansätze haben in aktuellen Studien vielversprechende Ergebnisse gezeigt und könnten die Therapie der Vitiligo erheblich verbessern.

Ätiologie (Ursachen) 

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern wird vermutet: 
    • 25 % der Patienten haben Verwandte, die ebenfalls an Vitiligo erkrankt sind [2]
    • Häufigkeit der Vitiligo unter Geschwistern liegt bei 6,1 %; sie ist also 18-mal höher als in der Gesamtpopulation [1]
    • in monozygotischen Zwillingen (= eineiige Zwillinge) liegt die Konkordanz (Auftreten eines Merkmals oder einer Krankheit bei beiden Zwillingen (ein- oder zweieiig)) bei "nur" 23 %; dieses weist auf zusätzliche nicht genetische Trigger hin [1]

Verhaltensbedingte Faktoren, die die Vitiligo triggern können:

  • Stress
  • Mechanische Reize, Verletzungen

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Malignes Melanom – zwischen 2 % und 16 % aller Melanom-Patienten entwickeln eine Vitiligo (Weißfleckenkrankheit; Melanom-assoziierte Vitiligo, MAV); dreiviertel der Fälle entstehen spontan, aber es gibt auch Fälle, die nach einer Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren auftreten [3].

Medikamente

  • Anti-TNF-Biologika – verdoppeln das Risiko an einer Vitiligo zu erkranken [S1-Leitlinie]

Weitere Ursachen

  • Therapie mit Laser und Intense Pulse Light (IPL) – Empfehlungen zur Therapie mit diesen Verfahren [4]

Literatur

  1. Alkhateeb A et al.: Epidemiology of vitiligo and associated autoimmune diseases in Caucasian probands and their families. Pigment Cell Res. 2003; 16: 208-14
  2. Bleuel R, Eberlein B: Therapeutisches Management bei Vitiligo. J Dtsch Dermatol Ges. 2018 Nov;16(11):1309-1314. doi: 10.1111/ddg.13680_g.
  3. Cohen BE, Manga P, Lin K, Elbuluk N: Vitiligo and Melanoma-Associated Vitiligo: Understanding Their Similarities and Differences. Am J Clin Dermatol. 020 Oct;21(5):669-680. doi: 10.1007/s40257-020-00524-0.
  4. Post NF et al.: Consensus on the safety and risks of laser and intense pulse light treatments in patients with vitiligo: An e-Delphi study JAAD March 24, 2023 doi:https://doi.org/10.1016/j.jaad.2023.03.015

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Vitiligo. (AWMF-Registernummer: 013-093), April 2021 Langfassung