Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) – Operative Therapie
Die operative Therapie der Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) wird bei therapieresistenter stabiler Vitiligo in Betracht gezogen, insbesondere bei segmentaler oder fokaler Vitiligo. Ziel der chirurgischen Maßnahmen ist die Repigmentierung (Wiederherstellung der Hautfarbe) durch Übertragung körpereigener pigmentbildender Zellen.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Stabile therapieresistente Vitiligo – Keine neue Fleckenbildung oder Krankheitsprogression über mindestens 6-12 Monate.
- Segmentale oder fokale Vitiligo – Besonders geeignet für chirurgische Verfahren [S3-Leitlinie].
- Entstellende Läsionen im Gesicht oder an exponierten Körperstellen.
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Aktive oder progressive Vitiligo – Risiko einer unzureichenden Repigmentierung.
- Entzündliche oder infektiöse Hauterkrankungen an den Transplantationsstellen.
- Narbenneigung (Keloidbildung) – Risiko einer kosmetisch unbefriedigenden Heilung.
Operationsverfahren
1. Ordnung
- Autologe Melanozyten-Keratinozyten-Transplantation (Spender- und Empfängerzellen stammen vom selben Patienten)
- Indikation: Entstellende Flecken im Gesicht oder an sichtbaren Körperstellen.
- Verfahren:
- Entnahme epidermaler Zellen aus nicht betroffener Haut.
- Vermehrung der Zellen im Labor.
- Reimplantation der Zellen in depigmentierte Areale zur Repigmentierung.
2. Ordnung
- Autologe Transplantation epidermaler Zellsuspensionen (ECS) sowie follikulärer Zellsuspensionen (FCS)
- Verfahren:
- Entnahme ultradünner Haut aus der Glutealregion (Gesäßregion).
- Separation von Melanozyten (pigmentbildende Zellen) und Keratinozyten (Hornbildene Zellen).
- Auftragen der Zellmischung auf die entpigmentierten Hautareale zur Repigmentierung.
- Verfahren:
- Follikuläre Zellsuspension (FCS)
- Indikation: Tieferliegende pigmentfreie Areale, schwer therapierbare Vitiligo.
- Verfahren:
- Gewinnung von follikulären Stammzellen aus Haarfollikeln.
- Aufbereitung der Zelllösung.
- Direkte Injektion oder Aufbringen der Zelllösung auf die depigmentierten Areale zur langfristigen Pigmentierung.
Postoperative Nachsorge
- Schutz der behandelten Hautareale vor UV-Strahlung für mindestens 3-6 Monate.
- Topische Immunsuppressiva (z. B. Tacrolimus, Pimecrolimus) zur Förderung der Zellintegration.
- Regelmäßige dermatologische Kontrollen zur Beurteilung der Repigmentierung.
Mögliche Komplikationen
- Ungleichmäßige Repigmentierung – Farbabweichungen in den behandelten Arealen.
- Infektionen oder Wundheilungsstörungen.
- Persistierende Depigmentierung trotz Transplantation.
Vergleich der Operationsmethoden
Verfahren | Indikation | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Autologe Melanozyten-Keratinozyten-Transplantation | Entstellende Flecken im Gesicht oder an sichtbaren Körperstellen | Hohe kosmetische Akzeptanz, natürliche Repigmentierung | Aufwendige Zellkultivierung erforderlich |
Autologe Transplantation epidermaler Zellsuspensionen (ECS) | Segmentale oder fokale Vitiligo | Minimalinvasiv, schnelle Durchführung | Repigmentierung nicht immer vollständig |
Follikuläre Zellsuspension (FCS) | Tieferliegende pigmentfreie Areale, schwer therapierbare Vitiligo | Gute Zellintegration, langfristige Pigmentierung | Weniger geeignet für großflächige Vitiligo |
Weitere Hinweise
- Chirurgische Therapien können nur für eine therapieresistente und stabile Vitiligo empfohlen werden, insbesondere für die segmentale und fokale Vitiligo [S1-Leitlinie].
- Autologe Transplantation epidermaler (ECS) sowie follikulärer Zellsuspensionen (FCS): Mit dieser Kombinationsbehandlung erreichten 32 von 42 Läsionen (76 %) eine deutliche und 22 von 42 (52 %) eine ausgezeichnete Repigmentierung in Woche 16 [2].
Fazit
Die operative Therapie der Vitiligo ist eine effektive Möglichkeit für Patienten mit stabiler, therapieresistenter Erkrankung. Durch die Transplantation von pigmentbildenden Zellen kann eine ästhetisch zufriedenstellende Repigmentierung erreicht werden. Eine sorgfältige Patientenauswahl und Nachsorge sind entscheidend für den Therapieerfolg.
Literatur
- Yiping Gan E et al.: Twelve-month and sixty-month outcomes of noncultured cellular grafting for vitiligo. J Am Acad Dermatol 2016; online 12. Mai. doi: 10.1016/j.jaad.2016.04.007
- Razmi T M et al.: Combination of Follicular and Epidermal Cell Suspension as a Novel Surgical Approach in Difficult-to-Treat Vitiligo: A Randomized Clinical Trial. JAMA Dermatol. 2018 Mar 1;154(3):301-308. doi: 10.1001/jamadermatol.2017.5795.
Leitlinien
- Taieb A et al.: Guidelines for the management of vitiligo: the European Dermatology Forum consensus. Br J Dermatol 2013 Jan;168(1):5-19. doi: 10.1111/j.1365-2133.2012.11197.x. Epub 2012 Nov 2.
- S1-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Vitiligo. (AWMF-Registernummer: 013-093), April 2021 Langfassung