Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) – Medikamentöse Therapie

Therapieziel

  • Verbesserung der Symptomatik

Therapieempfehlungen (modifiziert nach [3])

  • Einsatz von Externa (Arzneimittel zur äußeren Anwendung):
    • Glucocorticoide (topische Glukokortikosteroide (TCS)topische Steroide; bevorzugt Mometasonfuroat und Methylprednisolonaceponat) [Leitlinien: 1; S1-Leitlinie]) in Kombination mit UV-B-Phototherapie*
      • Es wurden keine Unterschiede in der Wirksamkeit zwischen Clobetasol (Derivat des Betamethason) und Tacrolimus gefunden.
    • Calcipotriol  (Vitamin-D-Analogon) in Kombination mit UV-B-Phototherapie*
    • Pseudokatalase – in Kombination mit Heliotherapie
    • Calcineurin-Inhibitoren (Calcineurinhemmer; topische Calcineurin-Inhibitoren (TCI))
      • Tacrolimus (topischer Immunmodulator; Beschränkung der Therapie auf die Kopf- und Halsregion) – in Kombination mit UV-B-Phototherapie*
      • Pimecrolimus könnte als alternative Behandlung zu Clobetasol in Betracht gezogen werden.
  • Orale Minipulstherapie mit Dexamethason: Diese kann zur Erzielung eines Krankheitsstopps bei akuter, rasch progredienter Vitiligo erwogen werden. Als alleinige Therapie zur Repigmentierung wird diese Therapieform nicht empfohlen [S1-Leitlinie].
  • Neue Therapieansätze:
    • Afamelanotid (Analogon des Hormons alpha-MSH) (s.c.) in Kombination mit UV-B-Phototherapie* [1]
    •  JAK-Inhibitoren (Medikamente, die die Aktivität eines oder mehrerer Enzyme der Janus-Kinase-Familie hemmen)
      • Ruxolitinib als Creme (JAK-1/2-Hemmstoff; bei Patienten bei Depigmentierung von mindestens 0,5 Prozent des Gesichts sowie mindestens drei Prozent des restlichen Körpers) → deutliche Verbesserung der Läsionen am gesamten Körper und eine fast vollständige Repigmentierung im Gesicht [5].
  • Siehe auch unter "Weitere Therapie".

*Wenn > 15-20 % der Körperoberfläche vom Pigmentverlust betroffen sind

S1-Leitlinie

  • Topische Corticosteroide (TCS): Mittel der ersten Wahl bei limitierter Vitiligo und extrafascialem Befall (Region außerhalb des Gesichtes). Diese Therapie ist auch bei Kindern geeignet, wobei die systemische Resorption in intertriginösen Arealen (Areale der Körperoberfläche, wo sich gegenüberliegende Hautflächen berühren) zu beachten ist.
  • Topische Calcineur-Ininhibitoren (TCI):  Ähnlich wirksame Alternative zu topisch hochpotenten Corticosteroiden, insbesondere in Hautarealen, wo eine Atrophie durch topische hochpotente Corticosteroide nach prolongierter Therapie gefürchtet wird. Bei erfolgreicher Repigmentierung kommen sie auch als proaktive Therapie in Betracht.

Hinweise zur Kombinationstherapie

  • Glucocorticoide (topische Steroide, TCS) und Phototherapie: Die Kombination von TCS und UVB-Quellen (Schmalspektrum-UVB- und 308-nm-Excimer-Laser oder -lampen) kann für schwer zu behandelnde Bereiche, z. B. über knöcherne Vorsprünge, als geeignet bezeichnet werden.
  • Vitamin-D-Analoga und Phototherapie: Die Verwendung von Vitamin-D-Analoga in Kombination mit UV-Strahlung wird nicht empfohlen, da der Nutzen der Kombinationstherapie allenfalls sehr begrenzt zu sein scheint.
  • Phototherapie und andere Behandlungen: Die Versorgung mit Antioxidantien kann zur Wiederherstellung des intrazellulären Redoxstatus beitragen, der intrinsisch und durch UV beeinträchtigt ist. Die Verbindung von Phototherapie und oralen Antioxidantien mag vorteilhaft sein, aber die vorläufige Notwendigkeit muss bestätigt werden, bevor eine solche Kombination empfohlen werden kann.
  • Phototherapie nach der Operation: Es gibt gute Anhaltspunkte dafür, dass die Phototherapie (Schmalspektrum-UVB oder PUVA) 3 oder 4 Wochen nach chirurgischen Eingriffen angewendet werden sollte, um die Repigmentierung zu verbessern.

JAK-Inhibitoren

  • Einer Vitiligo-Patientin konnte mit dem Januskinase-Hemmer Tofacitinib (JAK-1/3-Hemmstoff) geholfen werden: nach 5 Monaten waren Gesicht und Hände praktisch wieder vollständig repigmentiert, nur 5 % der Körperfläche blieben weiß [2].
    Beachte: 
    • Tofacitinib führte bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA), bei einer erhöhten Dosis ( 2-mal täglich 10 mg; empfohlene Dosis: zweimal täglich 5 mg), die bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) nicht zugelassen ist, zu teilweise tödlichen Lungenembolien [4].
    • Cave: "Vorläufige Daten aus einer klinischen Studie mit Patienten mit rheumatoider Arthritis deuten auf ein höheres Risiko für schwerwiegende unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse und maligne Erkrankungen (außer nicht-melanozytärer Hautkrebs, NMSC) im Zusammenhang mit Tofacitinib im Vergleich zu einem TNF-Inhibitor hin" [6].
  • Ruxolitinib als Creme (JAK-1/2-Hemmstoff; bei Patienten bei Depigmentierung von mindestens 0,5 Prozent des Gesichts sowie mindestens drei Prozent des restlichen Körpers) führte zu einer deutlichen Verbesserung der Läsionen am gesamten Körper und eine fast vollständige Repigmentierung im Gesicht [5].

Phytotherapeutika

  • Die Datenlage über Naturprodukte (z. B. Ginkgo, Goldtüpfelfarn) in der Therapie der Vitiligo ist schlecht, deshalb werden dazu keine weiteren Ausführungen gemacht.

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)

Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für die Gesundheit von Haut, Haaren und Nägeln sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:

  • Vitamine (A, C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
  • Mineralstoffe (Magnesium)
  • Spurenelemente (Eisen, Kupfer, Mangan, Molybdän, Selen, Zink)
  • Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA); Omega-6-Fettsäure: Gamma-Linolensäure (GLA))
  • Sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Lycopin, Grüntee-Polyphenole, Traubenkern- und Oliven-Polyphenole)
  • Weitere Vitalstoffe (Coenzym Q10 (CoQ10), Hirse-Extrakt und Kieselerde)

Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.

Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.

Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

Literatur

  1. Lim HW et al.: Afamelanotide and Narrowband UV-B Phototherapy for the Treatment of Vitiligo A Randomized Multicenter Trial JAMA Dermatol. Published online September 17, 2014. doi:10.1001/jamadermatol.2014.1875
  2. Craiglow BG et al.: Tofacitinib Citrate for the Treatment of Vitiligo. A Pathogenesis-Directed Therapy. JAMA Dermatol. Published online June 24, 2015. doi:10.1001/jamadermatol.2015.1520
  3. De Menezes AF et al.: Pharmacologic treatment of vitiligo in children and adolescents: a systematic review. Ped Dermatol 2017;34:13-24. doi:10.1111/pde.13024
  4. FDA Drug Safety Communication: Safety trial finds risk of blood clots in the lungs and death with higher dose of tofacitinib (Xeljanz, Xeljanz XR) in rheumatoid arthritis patients; FDA to investigate. FDA Safety Alert Posted 02/25/2019
  5. Harris JE et al.: Efficacy and Safety of a 52-Week, Randomized, Double-Blind Trial of Ruxolitinib Cream for the Treatment of Vitiligo Presented at the 28th European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) Congress October 9-13, 2019; Madrid, Spain
  6. AkdÄ Drug Safety Mail: Rote-Hand-Brief zu Xeljanz® vom 24.03.2021

Leitlinien

  1. Taieb A et al.: Guidelines for the management of vitiligo: the European Dermatology Forum consensus. Br J Dermatol 2013 Jan;168(1):5-19. doi: 10.1111/j.1365-2133.2012.11197.x. Epub 2012 Nov 2.
  2. S1-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Vitiligo. (AWMF-Registernummer: 013-093), April 2021 Langfassung