Verbrennungen – Einleitung

Verbrennungen sind Gewebeschädigungen, die durch die Einwirkung von Hitze entstehen. Diese Hitze kann von verschiedenen Quellen ausgehen, wie heißen Körpern, erhitzten Gasen, Flüssigkeiten oder durch intensive Sonnenstrahlung (z. B. Sonnenbrand). Die Schädigung des Gewebes kann je nach Intensität der Hitze und der Dauer der Einwirkung unterschiedliche Schweregrade annehmen.

Synonyme und ICD-10:

  • Thermische Verletzung; ICD-10-GM T20-T32: Verbrennungen oder Verätzungen
  • Verbrühung; ICD-10-GM X19.9!: Verbrennung oder Verbrühung durch Hitze oder heiße Substanzen)

Formen der Erkrankung

Verbrennungen werden nach ihrer Ursache in verschiedene Typen eingeteilt:

  • Flammenverbrennungen: Durch Flammen verursacht (z. B. Grillunfälle), ca. 55 % der Fälle.
  • Verbrühungen: Durch heiße Flüssigkeiten oder Dämpfe verursacht, etwa 40 % der Fälle.
  • Elektrische Verbrennungen: Durch elektrischen Strom verursacht.
  • Chemische Verbrennungen: Durch chemische Substanzen verursacht, ca. 5 % der Fälle.

Zusätzlich werden Verbrennungen nach ihrer Tiefe und Ausdehnung klassifiziert:

  • Erste Grad: Oberflächliche Verletzung der Epidermis (äußerste Hautschicht), z. B. Sonnenbrand.
  • Zweiter Grad: Schädigung der Epidermis und der Dermis (Lederhaut), unterteilt in oberflächlich (Blasenbildung, Schmerzhaftigkeit) und tief (Blasenbildung, verminderte Schmerzempfindlichkeit).
  • Dritter Grad: Zerstörung aller Hautschichten bis zur Subkutis (unterste Hautschicht), typischerweise schmerzlos aufgrund von Nervenzerstörung.
  • Vierter Grad: Schädigung tieferer Strukturen wie Muskeln, Sehnen und Knochen.

Ursachen

Verbrennungen können durch verschiedene äußere Einflüsse hervorgerufen werden:

  • Hitzequellen: Offenes Feuer, heiße Gegenstände, kochende Flüssigkeiten.
  • Chemikalien: Säuren, Laugen.
  • Elektrizität: Hochspannung, Blitzschlag.
  • Strahlung: Intensive UV-Strahlung, ionisierende Strahlung.

Differentialdiagnosen

Zu den möglichen Differentialdiagnosen bei Verbrennungen gehören:

  • Verätzungen: Durch chemische Substanzen verursacht, wobei ähnliche Haut- und Gewebeschäden auftreten können.
  • Erysipel: Eine akute bakterielle Hautinfektion, die ähnlich wie eine Verbrennung aussehen kann.
  • Stevens-Johnson-Syndrom: Eine schwere Hautreaktion, die Blasenbildung und Hautablösungen verursacht und initial mit Verbrennungen verwechselt werden kann.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Häufigkeitsgipfel:

  • Verbrühungen: Vorwiegend im Kleinkindalter (bis 4 Jahre), machen etwa 70 % aller Verletzungen in dieser Altersgruppe aus.
  • Flammverbrennungen: Hauptsächlich bei Erwachsenen zwischen 15 und 64 Jahren, ein Drittel der Unfälle sind Arbeitsunfälle.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): In Deutschland gibt es jährlich etwa 350.000 thermische Verletzungen.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Für leichte Verbrennungen ca. 600 pro 100.000 Einwohner pro Jahr, für schwere Verbrennungen ca. 2-5 pro 100.000 Einwohner pro Jahr.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Leichte Verbrennungen: Heilen meist ohne medizinische Intervention. Die lokale Kühlung mit lauwarmem Wasser ist die primäre Behandlungsmethode zur Schmerzlinderung.
  • Schwere Verbrennungen: Können zu erheblichen Schmerzen führen, es besteht jedoch auch die Möglichkeit einer Schmerzlosigkeit bei tieferen Verbrennungen aufgrund der Nervenschädigung.
  • Schock und Komplikationen: Ausgedehnte Verbrennungen können zu einem Kreislaufschock und systemischen Entzündungsreaktionen führen, was im schlimmsten Fall zu Multiorganversagen (MOV) führen kann.

Prognose

  • Kleinere Verbrennungen: In der Regel gute Prognose mit vollständiger Heilung.
  • Schwere Verbrennungen: Höheres Risiko für Komplikationen, wie Infektionen und dauerhafte Narbenbildung. Die Prognose hängt stark von der Größe und Tiefe der Verbrennung sowie von der prompten und adäquaten medizinischen Versorgung ab.

Beachte: Bei Kindern ist die signifikant dünnere Haut im Vergleich zum Erwachsenen mit dem Risiko einer stärkeren Schädigung in kürzerer Zeit und daraus resultierend höherem Narbenrisiko verbunden. Des Weiteren liegt ein ungünstiges Verhältnis der betroffenen/verbrannten Körperoberfläche (VKOF) zum Körpergewicht vor.

In ein Schwerbrandverletztenzentrum gehören Patienten mit ausgedehnten Verbrennungen, insb. mit Beteiligung von Gesicht/Händen/Genitalen, Inhalationstrauma (hier: thermische Verletzung der Atemwege und des Lungengewebes durch Einatmen heißer Gase) oder relevanten Begleitverletzungen/-erkrankungen.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Thermische Verletzungen im Kindesalter (Verbrennung, Verbrühung), Behandlung. (AWMF-Registernummer: 006 - 128), April 2015 Langfassung
  2. S2e-Leitlinie: Schädel-Hirn-Trauma im Erwachsenenalter. (AWMF-Registernummer: 008-001), Dezember 2015 Kurzfassung Langfassung
  3. S2k-Leitlinie: Behandlung thermischer Verletzungen des Erwachsenen. (AWMF-Registernummer: 044 - 001), Februar 2021 Langfassung
  4. S3-Leitlinie: Polytrauma / Schwerverletzten-Behandlung. (AWMF-Registernummer: 187 - 023), Dezember 2022 Kurzfassung Langfassung