Tierbiss – Einleitung
Ein Tierbiss ist eine Verletzung, die durch die Zähne eines Tieres verursacht wird und weltweit ein häufiges Ereignis darstellt. Diese Art von Verletzung kann je nach Tierart und der Schwere des Bisses unterschiedliche medizinische Herausforderungen mit sich bringen, insbesondere aufgrund der hohen Infektionsgefahr.
Thesaurus-Synonyme und ICD-10: Bisswunde; Hundebiss; Hundebissverletzung; offene Wunde durch Tierbiss; Tierbissverletzung; ICD-10-GM T74.1: Offene Wunde an einer nicht näher bezeichneten Körperregion: Tierbiss
Anatomie und Funktionen
Da Tierbissverletzungen die Haut, das darunterliegende Bindegewebe und in schwereren Fällen auch Muskeln, Sehnen und Knochen betreffen können, ist das Wissen über die Anatomie dieser Gewebe essentiell für eine adäquate Behandlung. Hunde- und Katzenbisse unterscheiden sich deutlich in ihrer anatomischen Auswirkung. Hundebisse führen oft zu Riss-Quetsch-Wunden mit erheblichen Weichteilschädigungen, während Katzenbisse tiefe, punktförmige Wunden verursachen, die bis zum Knochen reichen können. Pferdebisse führen typischerweise zu Quetschwunden.
Formen der Erkrankung
Tierbissverletzungen lassen sich nach Art des verursachenden Tieres unterscheiden:
- Hundebiss: Riss-Quetsch-Wunden mit Weichteilschädigung.
- Katzenbiss: Punktförmige, tiefe Verletzungen, die häufig bis zum Knochen reichen.
- Pferdebiss: Quetschwunden durch die Mahlzähne.
- Menschenbiss: Hohe Infektionsgefahr durch humanpathogene Keime, Risiko der Übertragung von HIV und Hepatitis B und C.
Ursachen
Die häufigsten Ursachen für Tierbissverletzungen sind:
- Aggressives Verhalten von Tieren: Oft in Stresssituationen oder als Verteidigungsreaktion.
- Unfälle: Unvorsichtiger Umgang mit Tieren, insbesondere bei Kindern.
- Berufsrisiko: Besonders bei Personen, die regelmäßig mit Tieren arbeiten (Tierärzte, Tierpfleger).
Differentialdiagnosen
Bei der Abklärung von Bissverletzungen müssen folgende Differentialdiagnosen berücksichtigt werden:
- Erysipel (Wundrose): Bakterielle Hautinfektion, die sich ausbreiten kann.
- Phlegmone: Tiefe, diffuse bakterielle Weichteilinfektion.
- Sehnen- oder Gelenkschädigung: Bei tiefen Bissen, insbesondere an den Händen oder Füßen.
- Frakturen: Bei schweren Bissen, die den Knochen betreffen.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.
Häufigkeitsgipfel: Tierbissverletzungen treten in allen Altersgruppen auf, mit einer Häufung bei Kindern und älteren Erwachsenen.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): In Industrieländern machen Tierbissverletzungen 1-3 % aller Vorstellungen in der Notaufnahme aus.
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Variiert je nach Region, Tierpopulation und menschlichem Verhalten.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Nach einem Tierbiss treten Anzeichen einer Infektion in der Regel 6 bis 24 Stunden nach dem Biss auf. Diese umfassen Rötung, Schwellung, Überwärmung und Schmerzen im Bereich der Wunde. Infektionen können schwerwiegende Komplikationen wie Abszesse, Sepsis oder eine Ausbreitung der Infektion auf Sehnen und Gelenke verursachen.
- Stichartige und während der Behandlung verschlossene Bisswunden von Hunden sind hoch infektionsgefährdet – eine prophylaktische Gabe von Antibiotika sollte erwogen werden [1].
Prognose
- Die Prognose hängt von der Schwere der Verletzung und dem Zeitpunkt der Behandlung ab. Bei adäquater und frühzeitiger Behandlung, einschließlich gründlicher Wundreinigung und gegebenenfalls antibiotischer Prophylaxe, ist die Prognose in der Regel gut. Unbehandelte oder fehlerhaft behandelte Bissverletzungen können jedoch zu schwerwiegenden Komplikationen führen.
Literatur
-
Tabaka ME et al.: Predictors of infection from dog bite wounds: which patients may benefit from prophylactic antibiotics? Emerg Med J 2015, online 29. Januar; doi: 10.1136/emermed-2014-204378