Mesotherapie

Die Mesotherapie ist eine Behandlungsmethode der alternativen Medizin, die sich vor allem in Frankreich einer großen Beliebtheit erfreut und vor ca. fünfzig Jahren von dem französischen Landarzt Pistor etabliert wurde. Bei dem Verfahren handelt es sich um eine Kombination aus mehreren Therapieprinzipien wie etwa der Neuraltherapie, der Arzneitherapie sowie der Akupunktur. Bei der Mesotherapie werden multiple Mikroinjektionen sowohl subkutan (unter die Haut) als auch intrakutan (in die Haut) direkt über der erkrankten Körperstelle gesetzt. Dabei werden verschiedene Substanzen, die mit einem Lokalanästhetikum (Mittel zur örtlichen Betäubung) kombiniert sind, injiziert.

Zielsetzung und Wirkungsweise der Mesotherapie

Zielsetzung

  • Therapeutische Vielseitigkeit: Die Mesotherapie verfolgt das Ziel, eine breite Palette von Beschwerden zu behandeln, indem sie verschiedene therapeutische Prinzipien kombiniert.
  • Diagnostische Anwendung: Neben der Therapie dient sie auch diagnostischen Zwecken, um Krankheiten zu identifizieren und zu behandeln.
  • Fokussierte Injektionstechnik: Durch gezielte Mikroinjektionen in und unter die Haut über der betroffenen Stelle wird eine lokale Behandlung ermöglicht.

Wirkungsweise

  • Kombinationstherapie: Die Mesotherapie kombiniert Prinzipien der Neuraltherapie, Arzneitherapie und Akupunktur, um eine ganzheitliche Behandlung zu ermöglichen.
  • Lokale Wirkung: Durch subkutane und intrakutane Injektionen direkt an der erkrankten Stelle wird eine gezielte und lokale Wirkung erzielt.
  • Modulation körpereigener Mechanismen: Die Therapie zielt darauf ab, das Immunsystem zu stärken, das Nervensystem zu regulieren und die Durchblutung zu verbessern, um die Heilung zu fördern.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Indikationen der ästhetischen Medizin – z. B. Cellulite, Falten oder Alopecia (Haarausfall)
  • Indikationen der Gynäkologie – z. B. Dysmenorrhoe (Regelschmerzen)
  • Durchblutungsstörungen – z. B. Ulcus cruris (lat. Ulcus = Geschwür und crus = Schenkel, Unterschenkel); dieses sind schlecht heilende (chronische), tiefe Wunden/Geschwüre an Unterschenkeln und Füßen; umgangssprachlich spricht man dabei häufig von "offenen Beinen".
  • Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises – z. B. chronische Gelenksentzündungen
  • Erschöpfungszuständen – Burnout-Syndrom
  • Cephalgie (Kopfschmerzen) – z. B. Migräne
  • Insomnie (Schlafstörungen)
  • Klimakterisches Syndrom – Beschwerden in den Wechseljahren
  • Raucherentwöhnung
  • Rezidivierende Infektionen/ Immunschwäche
  • Sportverletzungen – z. B. Distorsion (Stauchung; Zerrung), Tendinitis (Sehnenentzündung) oder Kontusion (Prellung)
  • Stress
  • Wundheilungsstörungen

Die Mesotherapie wird laut DGM empfohlen bei:

Infektionen

  • Allgemeine Abwehrschwäche

Psyche – Mentales

  • Stress
  • Nervosität
  • Burnout-Syndrom
  • Schlaflosigkeit
  • Depressive Verstimmung
  • Raucherentwöhnung

Gehirn – Nerven

  • Migräne
  • Spannungskopfschmerz
  • Neuralgien (Nervenschmerzen)
  • Vertigo (Schwindel)

Augen und Augenanhangsgebilde

  • Altersfehlsichtigkeit

Ohren

  • Altersschwerhörigkeit
  • Tinnitus (Ohrgeräusche)

Herz – Kreislauf

  • Durchblutungsstörungen im arteriellen und venösen System

Haut – Haare – Nägel

  • Alopecia (Haarausfall)
  • Cellulite
  • Falten
  • Störungen in der Wundheilung

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe

  • Rheuma
  • Arthrose
  • Tendinitis (Sehnenentzündung)
  • Prellungen
  • Distorsion (Zerrung)

Niere – Harnblase – Geschlechtsorgane

  • Reizblase
  • Infertilität – Unvermögen, ein Kind auszutragen
  • Rezidivierende Infektionen der weiblichen Geschlechtsorgane wie Vaginitis (Scheidenentzündung)
  • Dysmenorrhoe – schmerzhafte Regelblutung

Zähne – Zahnbett

  • Gingivitis (Zahnfleischentzündung)
  • Parodontitis (Erkrankung des Zahnhalteapparates)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Allergien und Unverträglichkeiten: Vorliegen einer bekannten Allergie oder Unverträglichkeit gegenüber den verwendeten Substanzen.
  • Gerinnungsstörungen: Bestehende Probleme mit der Blutgerinnung, einschließlich der Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten.
  • Schwangerschaft: Nicht empfohlen während der Schwangerschaft aufgrund des potenziellen Risikos für den Fötus.
  • Akute Infektionskrankheiten: Vorhandensein von systemischen oder lokalen Infektionen, einschließlich Hautinfektionen im Behandlungsbereich.
  • Autoimmunerkrankungen: Besondere Vorsicht oder Ausschluss bei bestimmten Autoimmunkrankheiten:
    • Systemischer Lupus Erythematodes (SLE): Diese Krankheit kann durch bestimmte Medikamente und Behandlungen verschlimmert werden, weshalb die Mesotherapie kontraindiziert sein kann.
    • Multiple Sklerose (MS): Bei MS-Patienten kann jede Form von Stress oder körperlicher Reizung, einschließlich Injektionen, potenziell Symptome verschlimmern.
    • Rheumatoide Arthritis (RA): Wegen der Möglichkeit einer verstärkten Entzündungsreaktion kann die Mesotherapie bei RA-Patienten kontraindiziert sein.
    • Psoriasis: Obwohl nicht immer ein direkter Ausschlussgrund, sollte bei Psoriasis-Patienten besonders vorsichtig vorgegangen werden, insbesondere wenn die Hautläsionen im geplanten Behandlungsbereich liegen.
  • Krebserkrankungen: Vorgeschichte oder aktuelles Vorliegen von Krebserkrankungen, besonders im geplanten Behandlungsbereich.
  • Schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Vorhandensein von signifikanten Herz-Kreislauf-Problemen.
  • Schwere Hauterkrankungen: Akute Ekzeme, Psoriasis oder andere schwere Hauterkrankungen im Behandlungsbereich.
  • Immunschwäche: Zustände, die zu einem geschwächten Immunsystem führen und das Risiko für Infektionen erhöhen.

Vor der Therapie

  • Individuelle Beratung: Erfassung der medizinischen Vorgeschichte und Diskussion der Behandlungsziele.
  • Hautprüfung: Untersuchung der zu behandelnden Hautareale auf Anzeichen von Infektionen oder Entzündungen.
  • Allergietest: Überprüfung auf mögliche Allergien gegen die verwendeten Substanzen.
  • Aufklärung: Informieren über den Ablauf der Therapie, Erwartungen und mögliche Nebenwirkungen.
  • Kontraindikationen: Ausschluss von Patienten mit bekannten Gerinnungsstörungen, Unverträglichkeiten oder Schwangerschaft.

Das Verfahren

Der Begriff Mesotherapie leitet sich von dem griechischen Wort meso ab, das „-mittel” bedeutet. Dies bezieht sich auf das sogenannte Mesoderm, eine Struktur in der embryonalen Entwicklung des Menschen, das sogenannte mittlere Keimblatt. Aus dem sich bestimmte Zelllinien zu unterschiedlichen Geweben „mesodermalen” Ursprungs differenzieren. Hierzu gehören unter anderem das Binde- und Stützgewebe (Knochen), Muskeln und die Milz. Bei der Mesotherapie sind unter anderem diese Strukturen Ziel der Behandlung.

Der Mesotherapeut setzt, wie bereits erwähnt, eine Vielzahl von oberflächlichen Injektionen, die sogenannten Salven. Dabei bedient er sich unterschiedlicher Techniken. Eine Möglichkeit ist das Quaddeln: Es werden Depots in die Haut gesetzt, die eine lange Wirkdauer garantieren. Bei den sehr dünnen Kanülen handelt es sich um steriles Einwegmaterial. Neben den pharmakologischen Effekten wird den Injektionen eine positive Wirkung auf die folgenden Strukturen zugesprochen:

  • Immunsystem – das Immunsystem wird lokal moduliert und gestärkt
  • Neuro-vegetatives System – die Regulation des lokalen vegetativen Nervensystems wird zugunsten der Heilung beeinflusst
  • Gefäßsystem – durch den Einfluss auf die Mikroregulation kann die Durchblutung verbessert werden, diese Wirkung wird bei arteriellen und venösen Durchblutungsstörungen genutzt

Die injizierten Lösungen enthalten verschiedene Substanzen und ein Lokalanästhetikum, das allerdings nur sehr gering dosiert ist und die Trägerlösung bildet. In Kombination mit dem Lokalanästhetikum werden  Homöopathika, Phytopharmaka (pflanzliche Arzneistoffe), Allopathika (chemische Medikamente) sowie Vitamine, Spurenelemente, Organ- und Enzympräparate appliziert. Die folgende Aufzählung gibt einen Überblick zu den häufig verwendeten Stoffen:

  • Äthoxysklerol® – Sklerosierungsmittel, das z. B. zur Verödung von Krampfadern eingesetzt wird
  • Buflomedil (Sympatholytikum) – Substanz, die zur Behandlung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) eingesetzt wird, und unter anderem eine Vasodilatation (Gefäßerweiterung) erzeugt
  • Botulinumtoxin – starkes Nervengift, das die Muskulatur lähmt
  • Cholincitrat – Parasympathomimetikum
  • Epinephrin (Adrenalin)
  • Etamsylat – Antihämorrhagikum, verringert die Blutungsneigung
  • Hyaluronsäure – Protein, das einen Bestandteil des Bindegewebes darstellt
  • Lachs-Calcitonin – bei der Behandlung von Osteoporose eingesetzt
  • Organextrakte
  • Pentoxiphyllin – durchblutungsförderndes Mittel
  • Phosphatidylcholin – Bestandteil der natürlichen Zellmembranen
  • Phytopharmaka – pflanzliche Arzneistoffe
  • Procain und Lidocain (Lokalanästhetika)
  • Theophyllin – Stoff, der bronchodilatierend (erweitert die Bronchien) wirkt und bei Asthma bronchiale eingesetzt wird
  • Trijodthyronin – Schilddrüsenhormon
  • Vitalstoffe – Vitamine und Mineralstoffe

Nach der Therapie

  • Hautpflege: Anweisungen zur Pflege der behandelten Bereiche, um Infektionen oder Hautirritationen zu vermeiden.
  • Beobachtung: Achten auf Anzeichen einer allergischen Reaktion oder Infektion im Behandlungsbereich.
  • Nachfolgetermine: Planung von Folgeterminen zur Bewertung des Behandlungserfolgs und möglicher weiterer Sitzungen.

Mögliche Komplikationen

  • Hautreaktionen: Rötungen, Schwellungen oder leichte Blutergüsse an den Injektionsstellen.
  • Allergische Reaktionen: Selten, aber möglich, insbesondere bei Verwendung mehrerer Substanzen.
  • Infektionen: Risiko einer Infektion, insbesondere bei nicht steril durchgeführten Injektionen.
  • Unzufriedenstellende Ergebnisse: Möglicherweise keine deutliche Verbesserung der behandelten Zustände.

Nach der Aussage der Deutschen Gesellschaft für Mesotherapie (DGM) sind bei richtiger Anwendung kaum Nebenwirkungen zu erwarten, bei schneller und lang anhaltender Wirksamkeit.

Ihr Nutzen

Die Mesotherapie ist ein Verfahren, das vielseitig einsetzbar ist, kaum Nebenwirkungen aufzeigt und eine alternative Behandlungsmöglichkeit bei therapieresistenten Leiden darstellt.

Literatur

  1. Kardorff B: Selbstzahlerleistungen in der Dermatologie und der ästhetischen Medizin. Springer Verlag 2005
  2. Gleditsch JM, Ogal HP: Mikroakupunktsysteme. Georg Thieme Verlag 2002
  3. Website der deutschen Gesellschaft für Mesotherapie (DGM)