Krätze (Scabies) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Scabies (Krätze) wird durch die Krätzmilbe Sarcoptes scabiei var. hominis verursacht, die sich durch Hautkontakt von Mensch zu Mensch überträgt. Die Milbe bevorzugt Bereiche der Haut mit dünner Hornschicht und relativ hoher Temperatur, wie Fingerzwischenräume, Handgelenke und Achselhöhlen.

Lebenszyklus und Hautinvasion

Die Krätzmilben durchlaufen mehrere Entwicklungsstadien (Ei, Larve, Protonymphe, Tritonymphe und Adultform) innerhalb des Stratum corneum der Epidermis. Nach der Begattung an der Hautoberfläche graben die befruchteten Weibchen Gänge in die Hornschicht, um dort täglich 2-4 Eier abzulegen. Die Larven schlüpfen innerhalb von 2-4 Tagen und wandern an die Hautoberfläche, wo sie sich weiterentwickeln. Der gesamte Lebenszyklus dauert etwa 4-6 Wochen​.

Übertragung und Überlebensfähigkeit

Die Scabies-Milbe wird in erster Linie durch längeren Hautkontakt übertragen, typischerweise bei engem Zusammenleben in Haushalten, Pflegeheimen oder Gefängnissen. Sie kann jedoch auch indirekt durch kontaminierte Kleidung oder Bettwäsche weitergegeben werden. Die Milben überleben unter idealen Bedingungen (15-25 °C und 25-97 % Luftfeuchtigkeit) bis zu 9 Tage außerhalb des Wirts. Allerdings bleibt ihre Ansteckungsfähigkeit nur 1-3 Tage erhalten, je nach Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit​.

Immunologische Reaktion

Die Milben lösen durch ihre Bewegungen und die Freisetzung von Enzymen eine Entzündungsreaktion in der Haut aus. Diese wird durch die Aktivierung der Keratinozyten, dendritischen Zellen und Langerhans-Zellen im Stratum corneum (Hornschicht) eingeleitet. Diese Immunzellen präsentieren die Milben-Antigene an T-Zellen, wodurch eine adaptive Immunantwort entsteht. Bei schwereren Formen wie der Krustenscabies kommt es zu einer verstärkten Reaktion der Th2-Zellen und einer erhöhten Produktion von IL-4, IL-5 und IL-13, was zur Anhäufung von Eosinophilen (wichtig für die Abwehr gegen parasitäre Infektionen) führt​.

Zusammenfassung

Diese immunologische Reaktion führt zu den typischen Symptomen der Scabies, wie starkem Juckreiz, insbesondere nachts, und entzündlichen Hautveränderungen. Die Gänge der Milben sind als feine, kommaförmige Linien auf der Haut sichtbar, meist in den Fingerzwischenräumen und an den Handgelenken. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um die Übertragung zu unterbrechen und Komplikationen wie Sekundärinfektionen zu vermeiden.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Sozioökonomische Faktoren – niedriger sozioökonomischer Status
  • Schlechte hygienische Bedingungen
  • Hohe Bevölkerungsdichte
  • Schlechte medizinische Versorgung

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Schlechte hygienische Bedingungen
  • Häufige (intensive) Körperkontakte (z. B. Kuscheln mit Kindern; Geschlechtsverkehr)
  • Eine Übertragung durch gemeinsam benutzte Bettwäsche, Unterwäsche, Handtücher etc. ist theoretisch möglich

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Immundefizienz (Abwehrschwäche)

Risikofaktoren für Scabies crustosa (modifiziert nach [1])

  • Chronische Erkrankungen: Autoimmunerkrankungen, Diabetes mellitus, Lebererkrankungen, Alkohol- und Drogenabhängigkeit, Fehl- und Mangelernährung, Dialyse
  • Immunsuppression:
    • Erkrankungen: Down-Syndrom, HIV-, HTLV-1-Infektion, Graft-versus-Host-Krankheit, Leukämien, Lymphome, kongenitale Immundefekte
    • Medikamente: Corticosteroide (systemische und topische), Biologika, Immunsuppressiva, Zytostatika
  • Sensibilitätsstörungen der Haut: sensorische Neuropathie, Lepra, Rückenmarksverletzungen, senile Demenz, Syringomyelie, Tabes dorsale,
  • Körperliche Behinderung: Paresen, Paraplegie, Epidermolysis bullosa, schwere Arthropathie

Hinweis: Bei der Scabies crustosa lassen sich Tausende bis Millionen Milben in und auf der Haut nachweisen.

Literatur

  1. Hamm H: Skabies. In: Von Stebut E (ed.): Reisedermatosen: Berlin, Heidelberg, New York: Springer 2015; 151-7