Seborrhoisches Ekzem – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Pathogenese des seborrhoischen Ekzems (Seborrhoische Dermatitis) ist bislang nicht vollständig geklärt, jedoch gibt es neue Erkenntnisse über die zugrunde liegenden molekularen Mechanismen und immunologischen Prozesse, die das Verständnis der Erkrankung erweitern.

  • Mikrobielles Ungleichgewicht (Dysbiose): Ein zentrales Merkmal ist die Überbesiedelung mit Malassezia-Hefepilzen, die natürlicherweise auf der Haut vorkommen. Diese Pilze setzen Lipasen frei, die Talg in freie Fettsäuren spalten. Diese Fettsäuren wirken irritierend und entzündungsfördernd, was zu einer gestörten Hautbarriere führt. Studien zeigen, dass bei Patienten mit seborrhoischem Ekzem eine verstärkte Aktivierung von proinflammatorischen Signalwegen auftritt, die durch Malassezia-Produkte getriggert werden​.
  • Immunologische DysregulationDie Erkrankung geht mit einer gestörten Immunantwort einher, insbesondere bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, wie z. B. HIV-Patienten oder bei Parkinson-Erkrankungen. Neueste Daten zeigen eine erhöhte Aktivierung von Th17- und Th22-Zellen in betroffenen Hautarealen, was die Entzündungsreaktion verstärkt. Die Immunantwort scheint bei Patienten mit seborrhoischem Ekzem auf eine verstärkte Reaktion gegen Malassezia- und andere Mikrobenprodukte gerichtet zu sein​.
  • Störung der HautbarriereEine Veränderung in der Hautbarriere spielt ebenfalls eine Schlüsselrolle. Dies betrifft insbesondere die Tight Junctions der Hautzellen und die Lipidmetabolismuswege. Diese Störungen führen zu einer erhöhten Permeabilität der Haut, wodurch entzündungsfördernde Substanzen leichter eindringen und die Immunantwort weiter verstärkt wird​.
  • Sebum-ProduktionBei seborrhoischen Ekzemen liegt häufig eine Überfunktion der Talgdrüsen vor. Dies ist hormonell bedingt und wird insbesondere bei Männern durch Androgene stimuliert. Auch neuroendokrine Faktoren, wie der Dopaminmangel bei Parkinson-Patienten, tragen zu einer erhöhten Sebumproduktion bei, was das Wachstum von Malassezia begünstigt​.

Klinische Relevanz

Durch die Erkenntnisse über die spezifischen Signalwege und die veränderte Immunantwort gibt es neue Ansätze in der Therapie, die auf spezifische Zielstrukturen wie die Th17/Th22-Achse und den Lipidstoffwechsel abzielen. Biologika, die IL-17 blockieren, sowie neue topische Behandlungen wie Roflumilast (ein PDE-4-Inhibitor), zeigen in aktuellen Studien vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung des seborrhoischen Ekzems.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern
  • Hormonelle Faktoren wie androgenes Effluvium – Alopecia aufgrund eines erhöhten Testosteron-Serumspiegels

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Psycho-soziale Situation
    • Stress* – kann die Symptome verstärken

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Depression/Erschöpfung*
  • Immunsuppression (z. B. durch HIV-Infektion)

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Klimatische Einflüsse* – Sonneneinstrahlung kann die Symptome verbessern

*Triggerfaktoren: In einer Studie mit 2.159 Patienten mit seborrhoischem Ekzem (> 16. Lebensjahr), gaben 96 % Triggerfaktoren für die Auslösung an: Stress, Depression/Erschöpfung (76 %) sowie saisonale Einflüsse (44 %) [1]

Literatur

  1. Peyrí J, Lleonart M: Grupo español del Estudio SEBDERM (2007) [Clinical and therapeutic profile and quality of life of patients with seborrheic dermatitis]. Actas Dermosifiliogr 98(7):476-482