Schuppenflechte (Psoriasis) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Psoriasis ist eine komplexe, multifaktorielle Autoimmunerkrankung, bei der genetische Prädispositionen und Umweltfaktoren eine zentrale Rolle spielen. Die Aktivierung bestimmter Immunzellen führt zu einer chronischen Entzündungsreaktion, die eine beschleunigte Vermehrung der Hautzellen verursacht. Typischerweise handelt es sich um eine Fehlregulation des IL-23/Th17-Signalweges, die als zentrale pathophysiologische Achse gilt und in zahlreichen genetischen Studien als entscheidend identifiziert wurde​.

Genetische Prädispositionen

  • Eine genetische Veranlagung ist der größte Risikofaktor. Genome-Wide Association Studies (GWAS) haben mehr als 80 Genloci identifiziert, die mit Psoriasis assoziiert sind. Ein Schlüsselgen ist das HLA-C*06:02, das das Risiko, an Psoriasis zu erkranken, um ein Vielfaches erhöht.
  • Die IL-23/Th17-Achse und weitere Signalwege, wie NF-κB und Typ-1-Interferone, spielen eine wichtige Rolle in der Regulation der Immunantwort und sind daher wichtige Zielstrukturen für neue Therapien​.

Immunologische Mechanismen

  • Die Psoriasis gilt als T-Zell-vermittelte Erkrankung, bei der CD8+ und CD4+ T-Zellen Autoantigene erkennen und eine entzündliche Kaskade auslösen. Es kommt zur Produktion von proinflammatorischen Zytokinen (entzündungsfördernde Botenstoffe) wie Interleukin-17 (IL-17) und Interleukin-23 (IL-23), die zur Proliferation der Keratinozyten (hornbildende Zellen) führen.
  • Zusätzlich wurde das Phänomen der molekularen Mimikry beschrieben, insbesondere bei Streptokokkeninfektionen, die Psoriasis-Schübe auslösen können. Hierbei erkennen CD8+ T-Zellen sowohl bakterielle als auch körpereigene Proteine, was zu einer Autoimmunantwort führt​.

Exogene Triggerfaktoren

  • Infektionen (besonders durch Streptokokken, aber auch Staphylococcus aureus oder virale Infektionen wie HIV) spielen eine zentrale Rolle als Auslöser von Psoriasisschüben.
  • Umweltfaktoren wie Rauchen, mechanische Reize, hormonelle Veränderungen und Stress können das Risiko erhöhen und Schübe hervorrufen.
  • Medikamente wie Betablocker, Lithium oder Antimalariamittel sind bekannte Trigger, die eine Psoriasis verschlimmern oder zum erstmaligen Auftreten führen können​.

Klinische Relevanz

Die Erkenntnisse über die Pathogenese haben die Entwicklung gezielter Biologika ermöglicht, die auf spezifische Zytokine (z. B. IL-17, IL-23) abzielen. Diese haben die Therapie der Psoriasis erheblich verbessert und erlauben eine langfristige Kontrolle der Krankheit bei vielen Patienten.

Durch diese neuen therapeutischen Ansätze können die entzündlichen Prozesse spezifisch beeinflusst werden, was die Lebensqualität der Betroffenen deutlich erhöht​.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern (polygene Erkrankung; genetischer Anteil am Psoriasisrisiko beträgt ca. 60-70 %)
    • Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
      • SNP: rs1265181 in einer intergenischen Region
        • Allel-Konstellation: CT (5,0-fach)
        • Allel-Konstellation: TT (22,6-fach)

Folgende Faktoren/Ursachen können bei gleichzeitig bestehender genetischer Belastung eine Psoriasis auslösen:

Biographische Ursachen

  • Hormonelle Faktoren – Menarche (Beginn der ersten Regelblutung), Menopause (Wechseljahre der Frau)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Hohe Aufnahme der Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure (tierische Lebensmittel, besonders Schweinefleisch und -produkte sowie Thunfisch)
    • Gewichtszunahme
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol
    • Tabak (Rauchen), inkl. Passivrauchen bei Kindern [4]
  • Psycho-soziale Situation
    • Psychischer Stress
  • Chemische Hautirritation
  • Mechanische Hautirritation
  • Thermische Hautirritation wie beispielsweise ein Sonnenbrand
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) [1]

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) – Auswertung erfolgte nach der Methode der Mendel'schen Randomisierung auf Grundlage von genetischen Informationen, die auf eine ganz charakteristische Weise mit beiden Erkrankungen zusammenhängen.
    Ergebnis: Eine CED erhöht das Risiko, dass später auch eine Schuppenflechte mit oder ohne Gelenkentzündung auftritt (
    gilt insbesondere bei Vorliegen von Morbus Crohn) [5].
  • Infektionen – besonders durch Streptokokken, aber auch Staphylococcus aureus oder virale Infektionen wie HIV
  • Hypertonie (Bluthochdruck) [2]
  • Verletzungen der Haut
  • Hautentzündungen

Medikamente

  • ACE-Hemmer
  • Betablocker – Medikamente zur Therapie von Hypertonie (Bluthochdruck); Frauen, die sechs Jahre oder länger regelmäßig Betablocker einnahmen, hatten ein um 39 % erhöhtes Risiko, eine Psoriasis zu entwickeln, im Vergleich zu Frauen, die keine Betablocker einnahmen [2, 3]
  • Chloroquin – Medikament zur Therapie der Malaria
  • Interferon – Medikament, das eine immunstimulierende, vor allem antivirale und antitumorale Wirkung entfaltet
  • Lithium – Medikament zur Behandlung psychischer Erkrankungen
  • Tetracycline (Antibiotikum)
  • u. v. m.

Weitere Ursachen 

  • Schwangerschaft
  • Stillzeit

Literatur

  1. Setty AR, Curhan G, Choi HK: Obesity, Waist Circumference, Weight Change, and the Risk of Psoriasis in Women Nurses' Health Study II
    Arch Intern Med. 2007;167:1670-1675.
  2. Shaowei Wu; Jiali Han; Wen-Qing Li; Abrar A. Qureshi: Hypertension, Antihypertensive Medication Use, and Risk of Psoriasis JAMA Dermatol. 2014 Sep 1; 150(9): 957-963. doi: 10.1001/jamadermatol.2013.9957
  3. Wu S, Han J, Li WQ, Qureshi AA: Antihypertensive Medication Use, and Risk of Psoriasis. JAMA Dermatol. 2014 Jul 2. doi: 10.1001/jamadermatol.2013.9957.
  4. Atak MF et al.: Link between childhood tobacco exposure and childhood psoriasis: A case-control study. Pediatr Dermatol 2021; https://doi.org/10.1111/pde.14896
  5. Freuer D et al. Association Between Inflammatory Bowel Disease and Both Psoriasis and Psoriatic Arthritis A Bidirectional 2-Sample Mendelian Randomization Study JAMA Dermatol. Published online September 14, 2022. doi:10.1001/jamadermatol.2022.3682