Schuppenflechte (Psoriasis) – Einleitung

Die Psoriasis, umgangssprachlich als Schuppenflechte bezeichnet, ist eine chronisch-entzündliche, systemische Erkrankung. Sie manifestiert sich typischerweise durch scharf begrenzte, entzündliche und schuppende Papeln (Knötchen) und Plaques (Herde mit tastbarer Verdickung der Haut), die vor allem an den Knien, Ellenbogen und der Kopfhaut auftreten. Neben den Hautsymptomen kann Psoriasis auch eine Gelenkbeteiligung (Psoriasisarthritis) und verschiedene charakteristische Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) umfassen.

Synonyme und ICD-10: Akrodermatitis continua pustulosa; Akrodermatitis continua suppurativa; Akrodermatitis perstans; ICD-10-GM L40.-: Psoriasis

Formen der Psoriasis

  • Psoriasis vulgaris Typ I: Positive Familienanamnese und deutliche Assoziation zu HLA-Cw6; macht 60-70 % aller Psoriasis-Fälle aus.
  • Psoriasis vulgaris Typ II: Häufig negative Familienanamnese und weniger ausgeprägte Assoziation zu genetischen Markern; 30-40 % der Fälle.

Weitere Formen:

  • Psoriasis arthropathica (Arthritis psoriatrica, Psoriasisarthritis, PsA): Auftreten der beschriebenen Hautveränderungen mit gleichzeitiger Arthritis (Gelenkentzündung) der kleinen Gelenke wie der Finger- oder Zehengelenke; macht 20 % der Fälle aus.
  • Psoriasis pustulosa: Auftreten von Pusteln (Eiterbläschen) im Zuge einer akuten Psoriasis; 0,5-2,5 % der Fälle.

Zur Ermittlung des Schweregrades von Psoriasis-Erkrankungen steht der PASI-Score (engl. Psoriasis Area and Severity Index) zur Verfügung (s. u. "Körperliche Untersuchung“).

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel: Psoriasis vulgaris Typ I tritt erstmalig vorwiegend vor dem 40. Lebensjahr auf. Psoriasis vulgaris Typ II manifestiert sich nach dem 40. Lebensjahr (Spättyp).

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): 1-2 % in den westlichen Industrieländern, vor allem hellhäutige Menschen sind betroffen. Im Kindesalter steigt die Prävalenz der Psoriasis vulgaris linear von 0,12 % im Säuglingsalter bis auf 1,2 % bei 17-Jährigen.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Die Psoriasis ist eine chronische entzündliche Hauterkrankung, die durch schubweise auftretende, scharf begrenzte, erythematöse Plaques mit silbriger Schuppung charakterisiert ist. Diese Plaques sind typischerweise an den Extremitäten, insbesondere an Knie und Ellenbogen, sowie an der Kopfhaut lokalisiert.
  • Die Erkrankung verläuft typischerweise schubweise, mit Phasen der Exazerbation (deutliche Verschlechterung des Krankheitsbildes) und Remission (vorübergehendes Nachlassen von Krankheitssymptomen). Insbesondere der Typ I zeigt oft einen schwereren Verlauf als der Typ II.

Prognose

  • Die Prognose der Psoriasis ist im Allgemeinen gut, da die Erkrankung mit modernen therapeutischen Ansätzen gut zu managen ist. Dazu gehören topische Therapien, systemische Medikamente und biologische Behandlungen, die auf die spezifischen pathophysiologischen Mechanismen der Psoriasis abzielen.
  • Etwa 90 % der Patienten erleben einen chronischen Verlauf ohne dauerhafte Heilung. Eine signifikante Komplikation der Psoriasis ist die Psoriasisarthritis, die bei etwa 5-15 % der Psoriasis-Patienten auftritt und zu erheblichen Gelenkschmerzen und -schäden führen kann. Die Erkrankung kann auch die Nägel betreffen, was bei etwa 66 % der Patienten mit Psoriasisarthritis der Fall ist [2].
  • Das Mortalitätsrisiko (Sterberisiko) für Personen mit Psoriasis ist leicht erhöht, insbesondere bei schweren Formen der Erkrankung. Das mittlere Sterbealter liegt bei 74,4 Jahren für Patienten mit leichter Psoriasis und bei 72 Jahren für Patienten mit schwerer Psoriasis, verglichen mit 76,5 Jahren bei Personen ohne Psoriasis [4].
  • Insgesamt ist die Lebensqualität der Betroffenen stark von der Effektivität der Behandlung und dem Management der Symptome abhängig. Bei adäquater Therapie können die meisten Patienten eine gute Lebensqualität erreichen.

Komorbiditäten

Die Psoriasis kann mit zahlreichen Begleiterkrankungen einhergehen:

  • Adipositas (Übergewicht)1+2 [5]
  • Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck)1+2 [5]
  • Arthritis (Gelenkentzündung)1 [5] – bei Kindern als juvenile Arthritis (JIA); kann der Psoriasis um Monate bis Jahre vorausgehen
  • Asthma bronchiale (1,38-fach häufiger) [1]
  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED; engl.: inflammatory bowel disease, IBD), z. B. Morbus Crohn ca. zweifach häufiger
  • Diabetes mellitus Typ 2 –  durchschnittliche Diabetesrisiko der psoriasisfreien Patienten 1,21 und der Psoriasis-Patienten 1,64 [5, 6]
  • Leberzirrhose (irreversible Schädigung der Leber, die zu einem schrittweisen bindegewebigen Umbau der Leber mit Einschränkung der Leberfunktion führt; 14,1 % aller Patienten mit schwerer Psoriasis) [7]
  • Metabolische Veränderungen wie Hyperlipoproteinämien (Fettstoffwechselstörungen)1+2 [5] 
  • Psychiatrische Erkrankungen1+2: Infolge des Hautbildes und sozialer Ausgrenzung sind Angsterkrankungen*, Depressionen* sowie Substanzmissbrauch* deutlich erhöht [5]
  • Rheumatoide Arthritis (ca. 4-fach häufiger)
  • Zöliakie (4,1 %); eine glutenfrei Diät zeigt auch positive Auswirkungen auf Hautläsionen [3]

1Komorbiditäten im Kindesalter
2 Komorbiditäten altersunabhängig

Literatur

  1. Fang HY, Liao WC, Lin CL, Chen CH, Kao CH: Association Between Psoriasis and Asthma: A Population-Based Retrospective Cohort Analysis. Br J Dermatol. 2014 Nov 10. doi: 10.1111/bjd.13518.
  2. Sandre MK et al.: Psoriatic arthritis and nail changes: Exploring the relationship. Published Online: May 06, 2014 doi: http://dx.doi.org/10.1016/j.semarthrit.2014.05.002
  3. De Bastiani R et al.: Association between Coeliac Disease and Psoriasis: Italian Primary Care Multicentre Study. Dermatology. 2015 Feb 3., doi:10.1159/000369615
  4. Salahadeen E et al.: Nationwide population-based study of cause-specific death rates in patients with psoriasis. J Eur Acad Dermatol Venereol 2015 May;29(5):1002-5. doi: 10.1111/jdv.12523. Epub 2014 Jun 9.
  5. Osier E et al.: Pediatric Psoriasis Comorbidity Screening Guidelines. Send to JAMA Dermatol. 2017 Jul 1;153(7):698-704. doi: 10.1001/jamadermatol.2017.0499.
  6. Wan MT, Shin DB, Hubbard RA et al.: Psoriasis and the Risk of Diabetes: A Prospective Population-Based Cohort Study. J J Am Acad Dermatol. 2018 Feb;78(2):315-322.e1. doi: https://doi.org/10.1016/j.jaad.2017.10.050
  7. Maybury CM et al.: Prevalence of Advanced Liver Fibrosis in Patients With Severe Psoriasis JAMA Dermatol. Published online June 5, 2019. doi:10.1001/jamadermatol.2019.0721

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Therapie der Psoriasis vulgaris. (AWMF-Registernummer: 013-001), Februar 2021 Kurzfassung Langfassung
  2. S2k-Leitlinie: Therapie der Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen. (AWMF-Registernummer: 013-094), Januar 2022 Langfassung