Quincke-Ödem – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Quincke-Ödems (Angioödem) dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie Personen, die unter rezidivierenden (wiederkehrenden) Schwellungen oder einem diagnostizierten hereditären (angeborenen) Angioödem leiden?
- Sind in Ihrer Familie bekannte Allergien (z. B. Heuschnupfen, Nahrungsmittelallergien, Medikamentenunverträglichkeiten) oder Autoimmunerkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis, Lupus erythematodes, Hashimoto-Thyreoiditis, Psoriasis (Schuppenflechte)) vorhanden?
Sozialanamnese
- Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen oder Stresssituationen in Ihrem Umfeld?
- Bestehen Belastungen durch Beruf, Familie oder andere Lebensbereiche?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Sind Ihnen Schwellungen aufgefallen? Falls ja, wo befinden sich die Schwellungen?
- Gesicht (Augenlider, Lippen, Zunge)
- Hände, Arme
- Füße, Beine
- Genitalbereich
- Treten die Schwellungen plötzlich auf?
- Wie lange dauert eine Attacke in der Regel an? (Minuten, Stunden, Tage?)
- Hatten Sie in der Vergangenheit ähnliche Episoden?
- Tritt die Schwellung unter bestimmten Bedingungen oder nach Kontakt mit bestimmten Stoffen auf? (z. B. Lebensmittel, Insektenstiche, Medikamente)
- Haben Sie begleitende Symptome, wie:
- Atemnot oder Schluckbeschwerden* (Notfall!)
- Heiserkeit oder ein Engegefühl im Hals?*
- Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall?
- Bauchschmerzen (krampfartig/kolikartig)?
- Schwindel, allgemeine Müdigkeit oder Schwächegefühl?
- Seit wann bestehen die Beschwerden?
- Haben sich die Symptome im Verlauf verschlechtert oder verändert?
- Gab es vor dem Auftreten der Beschwerden Trigger oder auslösende Ereignisse (z. B. Infekte, Stress, Medikamente)?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Sind Ihnen Veränderungen in Ihrem Gewicht aufgefallen? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Haben Sie in letzter Zeit neue Lebensmittel oder ungewohnte Nahrungsmittel zu sich genommen?
- Haben Sie regelmäßig Schlafstörungen?
- Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Infektionen (z. B. chronische oder akute Infektionen der Atemwege)?
- Autoimmunerkrankungen oder Allergien (z. B. Heuschnupfen, Urtikaria (Nesselsucht))?
- Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Schilddrüsenerkrankungen?
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
- Wurden in der Vergangenheit operative Eingriffe vorgenommen (z. B. im Hals- oder Gesichtbereich)?
- Sind Sie schwanger oder planen Sie eine Schwangerschaft?
Medikamentenanamnese
- ACE-Hemmer (Antihypertensiva) [> 50 % der Fälle mit einem schweren Angioödem]
- Acetylsalicylsäure (ASS)
- Angiotensinrezeptor-Neprilysin-Antagonisten (ARNI) – duale Wirkstoffkombination: Sacubitril/Valsartan
- AT1-Antagonisten (Angiotensin-II-Rezeptor-Subtyp-1-Antagonisten, AT1-Rezeptorantagonisten, AT1-Blocker, Angiotensin-Rezeptorblocker, „Sartane“) (selten)
- Hormonersatztherapie (HET)
- Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) [1]
- Östrogenhaltige Kontrazeptiva – diese können die Anfälle häufen lassen
- Röntgenkontrastmittel (als Sofortreaktion)
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.
Literatur
- Camus P. The Drug-Induced Respiratory Disease Website. www.pneumotox.com.(zugegriffen: 6. 11. 2018)