Quallenstich – Einleitung

Ein Quallenstich führt zu unterschiedlichen Ausprägungen von Hautreaktionen und Schmerzen.

Quallen, im wissenschaftlichen Sprachgebrauch auch Meduse oder Medusa (pl. Medusen; Medusae) genannt, sind Meerestiere, die zur Gruppe der Nesseltiere (Cnidaria; altgr. κνίδη knidē ‚Nessel') gehören. Ihre Tentakeln sind mit Stechzellen (Nesselkapseln) ausgestattet, die bei Berührung Toxine freisetzen, um Beutetiere zu fangen oder sich zu verteidigen.

Synonyme und ICD-10: ICD-10-GM T63.6. Toxische Wirkung durch Kontakt mit sonstigen Meerestieren. Inkl.: Quallen, Schalentiere, Seeanemone, Seestern

Geographische Verbreitung der Quallen

  • Mittelmeerquallen: Feuer- und Leuchtquallen, die leichte Intoxikationen verursachen können.
  • Nord- und Ostseequallen: Haar- oder Nesselquallen, ebenfalls Verursacher leichter Intoxikationen.
  • Portugiesische Galeere (Physalia physalis): Nesselung mit starken Schmerzen, Gefahr eines anaphylaktischen Schocks bei geschwächten Patienten oder Allergikern.
  • Würfelqualle (Cubomedusae; Synonym: Seewespe): Schwere Intoxikationen mit Herzkreislaufstörungen und potenziell tödlichem Verlauf innerhalb von 30 Minuten.

Formen der Erkrankung

Die Reaktionen auf einen Quallenstich können in verschiedene Schweregrade unterteilt werden:

  • Leichte Intoxikationen: Diese sind häufig bei Stichen durch Mittelmeerquallen (Feuer- und Leuchtquallen) sowie Nord- und Ostseequallen (Haar- oder Nesselquallen) und führen zu lokalen Hautreaktionen und Schmerzen.
  • Schwere Intoxikationen: Besonders bei Stichen durch die Portugiesische Galeere und die Würfelqualle. Diese Stiche können zu starken Schmerzen, Herzkreislaufstörungen und in extremen Fällen zu Herzversagen führen.

Epidemiologie

Quallenstiche treten weltweit in maritimen Regionen auf. Die Häufigkeit variiert je nach geographischer Verbreitung der Quallenarten. In Europa sind tödliche Quallenunfälle in den vergangenen Jahrzehnten nicht dokumentiert worden.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Der Verlauf eines Quallenstichs hängt stark von der Quallenart und dem individuellen Gesundheitszustand ab:

  • Leichte Reaktionen: Beginnen oft mit einem brennenden Schmerz, gefolgt von Hautrötung, Schwellung und Juckreiz. Diese Symptome können mehrere Stunden bis Tage anhalten.
  • Schwere Reaktionen: Bei Stichen durch die Würfelqualle oder die Portugiesische Galeere können starke Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Herz-Kreislauf-Probleme und in extremen Fällen Herzversagen auftreten.

Prognose

Die Prognose eines Quallenstichs variiert je nach Schwere der Intoxikation und der rechtzeitigen medizinischen Intervention:

  • Leichte Intoxikationen: Haben in der Regel eine gute Prognose und heilen ohne bleibende Schäden aus.
  • Schwere Intoxikationen: Erfordern eine sofortige medizinische Behandlung. Bei rechtzeitiger Therapie ist die Prognose oft gut, allerdings können in schweren Fällen lebensbedrohliche Komplikationen wie anaphylaktischer Schock oder Herzversagen auftreten.

Komplikationen

  • Anaphylaxie: Eine schwerwiegende, potenziell tödliche allergische Reaktion, die bei allen Quallenarten möglich ist.
  • Kardiovaskuläre Komplikationen: Bei Stichen durch Würfelquallen können Herz-Kreislauf-Störungen und Herzversagen auftreten.

Therapie und Notfallmaßnahmen

Bei einem Quallenstich sind folgende Maßnahmen zu beachten:

  • Sofortmaßnahmen: Entfernen von Tentakelresten und mit Salzwasser abspülen (kein Süßwasser, da dies die Nesselkapseln aktiviert).
  • Schmerzmanagement: Lokale Schmerzbehandlung mit Essig (bei bestimmten Quallenarten) oder speziellen Quallengels.
  • Medizinische Intervention: Bei schweren Reaktionen oder Anzeichen einer Anaphylaxie (akute potenziell lebensbedrohliche allergische Reaktion) sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.