Psoriasisarthritis – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Pathogenese der Psoriasisarthritis (PsA) ist komplex und multifaktoriell. Sie ist eine entzündliche Gelenkerkrankung, die typischerweise im Zusammenhang mit einer Hautpsoriasis (Schuppenflechte) auftritt. Während die genauen Mechanismen bislang nicht vollständig geklärt sind, wird angenommen, dass genetische, immunologische und Umweltfaktoren eine zentrale Rolle spielen.

Genetische Prädisposition:

  • Psoriasisarthritis weist eine hohe genetische Assoziation auf. Das Risiko, eine Psoriasisarthritis zu entwickeln, ist erhöht, wenn erstgradige Verwandte ebenfalls betroffen sind. Eine wesentliche Rolle spielen genetische Variationen in den HLA-Genen (insbesondere HLA-B27 und HLA-Cw6).
  • Weitere genetische Marker, wie IL-23R, IL-12B und TNF-Genvarianten, sind ebenfalls mit einer erhöhten Anfälligkeit für PsA assoziiert.

Immunologische Mechanismen:

  • Die Psoriasisarthritis wird als Autoimmunerkrankung angesehen, bei der das Immunsystem körpereigene Gewebe angreift. T-Zellen (insbesondere TH1- und TH17-Zellen) und Dendritische Zellen spielen eine zentrale Rolle in der Krankheitsentstehung.
  • Eine übermäßige Aktivierung dieser T-Zellen führt zur Freisetzung proinflammatorischer Zytokine wie Tumornekrosefaktor (TNF-α), Interleukin-17 (IL-17), Interleukin-23 (IL-23) und Interleukin-12 (IL-12).
  • Die entzündlichen Zytokine aktivieren Synovialzellen (Gelenkschleimhautzellen), Chondrozyten (Knorpelzellen) und Osteoklasten (knochenabbauende Zellen), was zu einer synovialen Entzündung, Knorpeldegradation und Knochenabbau führt.

Systemische Autoimmunreaktion:

  • Die Psoriasisarthritis wird als systemische Autoimmunerkrankung betrachtet, da sowohl Haut als auch Gelenke betroffen sind. Das zentrale Autoantigen ist bisher nicht bekannt, jedoch wird angenommen, dass Zytokeratine und andere strukturelle Haut- und Knorpelproteine als Autoantigene fungieren können.
  • Eine Fehlregulation der Immunantwort führt dazu, dass autoreaktive T-Zellen in die Haut und in die Gelenkschleimhaut (Synovia) einwandern, wodurch es zur chronischen Entzündung und Gelenkdestruktion kommt.

Rolle der Tumornekrosefaktoren (TNF):

  • Eine Schlüsselrolle spielt der Tumornekrosefaktor (TNF-α), der sowohl in psoriatischen Plaques als auch in der Synovialflüssigkeit der betroffenen Gelenke stark erhöht ist. TNF-α induziert die Produktion von Matrix-Metalloproteinasen (MMPs), die wiederum den Knorpelabbau vorantreiben.
  • Die Hemmung von TNF-α (z. B. durch TNF-Blocker wie Etanercept oder Infliximab) führt häufig zu einer deutlichen Besserung der Symptome, was die zentrale Rolle dieses Zytokins bestätigt.

Umweltfaktoren und Trigger:

  • Umweltfaktoren wie Infektionen (z. B. Streptokokkeninfektionen), mechanische Mikrotraumata (Koebner-Phänomen), Rauchen und Adipositas können als Triggerfaktoren wirken.
  • Die Gelenkbeteiligung wird häufig durch mechanische Stressfaktoren (z. B. Überlastung bestimmter Gelenke) oder durch Verletzungen ausgelöst.

Wechselspiel zwischen Haut und Gelenk:

  • Die Hautveränderungen bei Psoriasis und die Gelenkbeteiligung bei PsA sind durch eine gemeinsame immunologische Signatur gekennzeichnet. TH17-Zellen und IL-17 sind in beiden Geweben stark exprimiert.
  • Mikrobiomeffekte der Haut und des Darms könnten ebenfalls eine Rolle spielen, da mikrobiologische Dysbalancen das Immunsystem aktivieren und zur Entzündungsreaktion beitragen können.

Zusammengefasst ist die Psoriasisarthritis eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, bei der genetische Prädispositionen, dysregulierte Immunantworten und Umweltfaktoren zusammenwirken, was zu einer chronischen Entzündung in Haut und Gelenken führt. Die Freisetzung proinflammatorischer Zytokine, insbesondere TNF-α, IL-17 und IL-23, spielt eine zentrale Rolle in der Pathogenese und erklärt die Effektivität von biologischen Therapien, die diese Zytokine gezielt hemmen.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung
    • durch Eltern, Großeltern
    • vor allem durch die Vererbung des Gens HLA-B27 (30-50 %)
    • Assoziationen mit MHC-Klasse-I-Antigenen (HLA-B13, HLA-B57, HLA-B39, HLA-Cw6, HLA-Cw7)

Verhaltensbedingte Ursachen (Triggerfaktoren)

  • Rauchen
    • Rauchen verstärkt systemische Entzündungsprozesse und ist ein bekannter Risikofaktor für Psoriasis sowie Psoriasisarthritis.
  • Alkohol
    • Übermäßiger Alkoholkonsum erhöht das Risiko für Schübe der Psoriasis und kann die Gelenkbeteiligung verschlimmern.
  • Körperliche Belastung
    • Intensive körperliche Aktivitäten, insbesondere bei bereits bestehenden Gelenkschäden, können entzündliche Prozesse in den Gelenken begünstigen.
  • Übergewicht (BMI ≥ 25)
    • Adipositas ist mit einem höheren Risiko für Psoriasis und Psoriasisarthritis assoziiert, da Fettgewebe proinflammatorische Zytokine ausschüttet.

Krankheitsbedingte Faktoren

  • Bakterielle Infektionen
    • Streptokokken der Gruppe A – Häufig mit Schüben der Psoriasis und Psoriasisarthritis assoziiert.
    • Chronische Entzündungsherde – Zahn- und Racheninfekte (z. B. Zahngranulome) können entzündliche Prozesse triggern.
  • Virale Infektionen
    • HIV – Erhöhtes Risiko für schwere Formen der Psoriasis und Psoriasisarthritis aufgrund einer veränderten Immunantwort.

Immunologische Faktoren

  • T-Zell-vermittelte Immunreaktion
    • Dysregulation des Immunsystems mit übermäßiger Aktivierung von T-Zellen und Sekretion von prophlogistischen Zytokinen (z. B. TNF-α, IL-17, IL-23) führt zur Entzündung in Gelenken und Weichteilen.
  • Proliferativ-destruierende Entzündung
    • Betrifft Synovia, Sehnen, Bänder und Knochen, was zu Gelenkzerstörung und Versteifung führen kann.