Offene Wunde – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die Ursachen einer offenen Wunde sind vielfältig (s. u.).
Die physiologische Wundheilung verläuft in folgenden Phasen:
- Exsudative Phase (Hämostase (Blutstillung)) – in den ersten Stunden bzw. bis zum 1. Tag nach der Verletzung
- Einwanderung und Aggregation (Zusammenballen von einzelnen Zellen zu Verbänden) von Thrombozyten (Blutplättchen)
- Freisetzung von Zytokinen (Proteine, die eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen): Blutstillung
- Durch Exsudation (Absonderungen) von Fibrin (lat.: fibra ‚Faseŕ; „Klebstoff“ der Blutgerinnung) und koaguliertem (geronnenem) Blut wird der Wundspalt aufgefüllt. Es bildet sich Wundschorf, wodurch die Wunde nach außen gegen das Eindringen von Keimen geschützt ist.
- Inflammatorische Phase (Entzündungsphase) – 1. bis 3. Tag nach der Verletzung
- katabole Autolyse: Makrophagen ("Fresszellen") beseitigen die Blutkoagel (Blutgerinnsel) aus dem Wundgewebe
- Fibrinabbau
- Entzündungsreaktion und -zeichen
- Infektabwehr
- Proliferative Phase (Granulationsphase) – 4. bis 7. Tag nach der Verletzung
- Bildung von Granulationsgewebe durch Mediatoren, Angioblasten, Fibroblasten (Bindegewebszellen), Myofibroblasten
- Regeneration von Basalmembranzone und Epithel (oberflächliche Zellgrenzschicht)
- Reparative Phase (Narbenbildungsphase) oder Epithelisationsphase – 8. bis 12. Tag nach der Verletzung
- Ausbildung kollagener Fasern
- Wundkontraktion: Reißfestigkeit nimmt zu
- Epithelialisierung (die Wunde wächst mit Epithelzellen zu)
- Differenzierungsphase – ab 2. bis 3. Woche oder bis zu 1 Jahr
- Remodeling (Umbauvorgänge) spezifischen Gewebes: intakte narbenfreie Haut
oder - das Granulationsgewebe wird umgebaut in belastungsstabiles Bindegewebe; die Wunde zieht sich zusammen und wird reißfest; es entsteht eine Narbe – Narben sind zu Beginn gut durchblutet und erscheinen kräftig rot; allmählich werden die Blutgefäße abgebaut und die Narbe erscheint immer weniger rot, bis sie schließlich verblasst.
- Remodeling (Umbauvorgänge) spezifischen Gewebes: intakte narbenfreie Haut
Hinweis: Diese Phasen verlaufen nicht strikt sequentiell, sondern gehen ineinander über oder verlaufen teilweise parallel.
Folgende Formen der Wundheilung werden unterschieden:
- Primäre Wundheilung (sanatio per primam intentionem)
- Sekundäre Wundheilung (sanatio per secundam intentionem)
Ätiologie (Ursachen)
Mechanisch verursachte Wunden
- Ablederungswunde
- größere Hautpartien werden durch einwirkende Gewalt (stumpfe Gewalt) von den tiefer liegenden Weichteilschichten getrennt
- Abtrennungswunde
- inkomplette Amputation eines Körperteils
- Bisswunde
- verursacht durch Bisse vom Tier, aber auch vom Menschen
- Brandwunde
- verursacht durch thermische Einwirkung
- Kratzwunde (oberflächliche Risswunde)
- Pfählungsverletzungen
- verursacht durch das Eindringen pfahlartiger Gegenstände (senkrechte Gewalt)
- Risswunde
- Die Haut reagiert auf die einwirkende Kraft (tangentiale Gewalt) mit auseinander reißen.
- Riss-Quetschwunde (Platzwunde)
- Die Haut reagiert auf die einwirkende Kraft (stumpfe Gewalt) mit auseinander reißen.
- Schnittwunde
- verursacht durch einen scharfen Gegenstand, der die Hautkontinuität unterbricht (senkrechte oder tangentiale Gewalt)
- Schürfwunde
- Verletzung der oberflächlichen Haut durch tangentiale Gewalteinwirkung
- Schusswunde (Durchschuss oder Steckschuss)
- stumpfe Gewalt
- Stichwunde
- verursacht durch einen schmalen und spitzen Gegenstand (senkrechte Gewalt)
Thermische Wunden – durch Einwirkung von Hitze oder Kälte
- Erfrierung
- Verbrennung
Chemische Wunden
- Durch Einwirkung von
- Laugen (Kolliquationsnekrosen; Verflüssigung des Gewebes, führt zu tieferen Schäden)
- Säuren (Koagulationsnekrosen)
Aktinische Wunden (Strahlenwunde; Hautnekrosen; Strahlenulkus (Strahlengeschwür))
- Ionisierende Strahlung: z. B. Röntgenstrahlen
- Radioaktive Isotope