Offene Wunde – Folgeerkrankungen

Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch offene Wunden mit bedingt sein können:

Atmungssystem (J00-J99)

  • Lungenemphysem * –Zustand, bei dem vermehrt Luft in der Lunge vorkommt
  • Spannungspneumothorax * – lebensbedrohliche Form des Pneumothorax, bei der es durch einen erhöhten Druck im Pleuraraum zu Problemen mit dem Blutfluss zum Herzen sowie zur eingeschränkten Ausfaltung der gegenseitigen Lunge kommt; als Pleuraraum wird der Raum in der Brusthöhle zwischen der inneren Oberseite des Brustkorbes und dem Brustfell (Pleura) bezeichnet

Haut und Unterhaut (L00-L99)

  • Bei Wundheilungsstörungen Übergang in Ulcus (Geschwür) oder in eine chronische Wunde möglich – Störungen der Wundheilung können resultieren aus:
    • chronischer Schädigung (z. B. durch Druck: Dekubitalulkus),
    • vorgeschädigter Haut (bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK), chronischer Veneninsuffizienz (Venenschwäche), Polyneuropathie/Erkrankungen des peripheren Nervensystems, die mehrere Nerven betreffen),
    • Wundinfektionen und
    • systemischen Ursachen wie Diabetes mellitus, Proteinmangel und Faktor-XIII-Mangel.
    Ebenso sollte bei schlecht heilenden Wunden nach Dispositionsfaktoren gesucht werden (Tumorausschluss).
  • Mangelhafte Narbenbildung – hypertrophe Narben, Keloide (Wulstnarbe)

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • Infektion der Wunde – die Wunde ist eine Eintrittspforte für Erreger, wodurch es zur lokalen Wundinfektion kommen kann; auch ein Erysipel (Wundrose; eine durch Streptococcus pyogenes hervorgerufene Infektion der Haut) ist möglich. Bei zerfetzten Wundrändern ist die Infektionsgefahr signifikant höher als bei glatten Wundrändern.
    • Gasbrand – ausgelöst durch das Bakterium Clostridium perfringens mit Enterotoxinbildung
    • Tetanus (Wundstarrkrampf) – ausgelöst durch das Bakterium Clostridium tetani mit Neurotoxinbildung (bei verunreinigten Wunden durch Erde, Holzsplitter etc.)
    • Spezielle Wundinfektionen sind:
      • Bissverletzungen – hier kann es zu sehr hartnäckigen Mischinfektionen kommen (durch erregerreichen Speichel)

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  •  Bei Bisswunden: Osteomyelitis (infektiöse Entzündung des Knochenmarks)

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)

  • Blutungen
  • Dysphonie * (Heiserkeit)
  • Dysphagie * (Schluckstörungen)
  • Dyspnoe * (Atemnot) 
  • Hämoptyse * (Bluthusten)
  • Schock * 

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Begleitverletzungen von Muskeln, Gefäßen, Nerven, Knochen, Organen (Schussverletzungen im Kopfbereich: Mortalität (Sterberate): - 90 %)
  • Fremdkörpereinsprengung – z. B. von Schwarzpulver, Holz- und Metallsplitter 
  • Hämatom (Bluterguss wg. Nachblutung)
  • Intraperitoneale Läsion (Verletzungen des Bauchfells) [1]:
    • abdominelle Stichverletzungen durchdringen nur in 60-75 % die peritoneale Grenze und führen entsprechend nicht zwingend zu Organverletzungen.
    • abdominelle Schussverletzungen durchdringen in über 95 % die peritoneale Grenze und führen entsprechend häufig zu Organverletzungen.
  • Kompartmentsyndrom (massive Gewebeschwellung, die bei fehlender Akutbehandlung eine Amputation zur Folge haben kann) – vor allem bei Quetschungen im Bereich des Unterschenkels, Fuß, Unterarm, Hand
  • Penetrierende Thoraxverletzungen  (→ Anlage einer Thoraxdrainage über eine Minithorakotomie/chirurgische Eröffnung des Thorax durch einen Interkostalschnitt)
  • Schädel-Hirn-Trauma (SHT)
  • Wundruptur – z. B. auf Grund mangelnder Ruhigstellung (Husten, Niesen, Erbrechen)

Weiteres 

  • Serombildung (Ansammlung von Wundsekret)

*nach Schuss- und Stichverletzungen im Thorax- und Halsbereich

Literatur

  1. Tonus C, Preuss M, Kasparek S et al (2003) Adequate management of stab and gunshot wounds. Chirurg 74:1048-1056