Neurodermitis (atopisches Ekzem) – Weitere Therapie

Allgemeine Maßnahmen

  • Hinweise zur Hautpflege:
    • Tägliche Basispflege zur lokalen Behandlung der Haut:
      • Haut gereizt, entzündet und nässt → leichte, fettarme Dermatika (Arzneimittel, die zur Anwendung auf der Haut bestimmt sind)
      • Haut trocken, nicht entzündete Haut → fetthaltige Präparate
    • Verwendung von Seife einschränken
    • Nicht in heißem Wasser baden, sondern lieber kurz duschen
    • Nach dem Duschen die Haut nicht mit dem Handtuch abreiben, sondern abtupfen
    • Die nach dem Baden noch feuchte Haut mit einer rückfettenden Creme/ Salbe einreiben
    • Vielfaches Händewaschen vermeiden
    • Umgang mit hautreizenden Stoffen vermeiden
  • Arbeiten im feuchten Milieu vermeiden
  • Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum)
  • Begrenzter Alkoholkonsum (Männer: max. 25 g Alkohol pro Tag; Frauen: max. 12 g Alkohol pro Tag)
  • Meiden von reizenden Stoffen (Wollkleidung, Tierhaare, Parfüm etc.)
  • Tägliches Durchlüften der Wohnung
  • Konstanthaltung der Luftfeuchtigkeit!
    Achtung!
    Überheizte Räume, Fußbodenheizung und Klimaanlagen führen zur Austrocknung der Haut.
  • Meidung von Materialien aus tierischen Produkten wie Matratzen mit Federn
  • Vermeidung von Produkten, die Formaldehydabspalter als Konservierungsstoff enthalten; diese lösen besonders häufig eine Allergie vom Typ-IV (Synonym: Allergische Spättyp-Reaktion) aus
  • Hinweis für die Schwangere: Stillen von Säuglingen (protektiver Effekt der Muttermilchernährung; Stillen über mindestens > 4 Monate) reduziert das Neurodermitisrisiko des Neugeborenen
  • Vermeidung psychosozialer Belastungen:
    • Stress
  • Vermeidung von Umweltbelastungen:
    • Luftallergene oder Bakterien

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet:
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte)
  • Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
    • Salzarme Ernährung (wg. Hinweis, das Natriumchlorid in vitro Einfluss auf die TH(T-Helfer)2-Zellen-Immunität hat, und in läsionaler Haut (in betroffener Hautveränderung) von Neurodermitispatienten sich erhöhte Natriumchlorid(NaCl)-Konzentrationen nachweisen ließen [2-4].
    • Da eine Nahrungsmittelallergie bei Kindern mit dem Schweregrad einer atopischen Dermatitis assoziiert ist, kann eine sogenannte Eliminationsdiät hilfreich sein.
    • Ernährung reich an:
      • Vitaminen (D, E)
      • Omega-3-Fettsäuren (Meeresfisch) und Gamma-Linolensäure (GLA)
      • Sekundären Pflanzenstoffen (z. B. Beta-Carotin)
      • probiotischen Lebensmitteln (ggf. Nahrungsergänzungsmittel mit probiotischen Kulturen)
    • Da die Erkrankung mit Entzündungsprozessen einhergeht, sollten Erkenntnisse in Bezug auf eine antiinflammatorische (entzündungshemmende) Ernährung auch Grundlage der Ernährung bei Neurodermitis sein. Siehe unter Ernährung bei „Subklinische Inflammation“.
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Achtung! Die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels mit probiotischen Kulturen (Probiotika) reduziert das Erkrankungsrisiko des Neugeborenen.
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns

Psychotherapie

  • ggf. Stressmanagement
  • Adjuvanter Einsatz psychotherapeutischer Verfahren:
    • Verhaltenstherapie (geeignet)
    • Psychotherapie
       Indikationen: Vorliegen psychologischer Faktoren als individuelle Risikofaktoren der Neurodermitis bzw. sekundärer psychosozialer Folgen für den Patienten durch die Neurodermitis
  • Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.

Physikalische Therapie (inkl. Physiotherapie)

  • Phototherapie: Lichttherapie (Blaulichtherapie; UVB 311 nm-Lichttherapie; eher als Breitband UVB) – zur Stabilisierung der Haut nach einer medikamentösen Therapie; Kinder mit einem mittelgradigen bis schweren atopischen Ekzem wie Erwachsene profitieren von der Therapie.
  • Balneophototherapie – Behandlungsmethode bei der substanzhaltige Bäder (z. B. mit hohen Salzkonzentrationen) zusammen mit phototherapeutischen Maßnahmen (UV-Licht) eingesetzt werden; Wirksamkeit gilt bei der Indikation Neurodermitis als gesichert [1]
  • Klimatherapie (Hochgebirgslagen über 1500 m sowie Nordseeinseln) – bei einigen Patienten kann dadurch eine Stabilisierung des Hautbefundes über einen längeren Zeitraum reicht werden.
  • Zur Unterstützung der Heilung kann eine Hydrotherapie in Form von Öl- oder Teerbädern angewendet werden.

Hinweis: Eine UVB-Lichttherapie bei Patienten mit atopischer Dermatitis führt nicht zu Inzidenzen für verschiedene Hautkrebstypen, die höher sind als in der Allgemeinpopulation. Gefährdet sind allerdings Patienten mit immunsuppressiver Therapie [5].

Schulungsmaßnahmen

  • Altersadaptierte interdisziplinäre Neurodermitisschulungen in Kleingruppen

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
  • Deutscher Neurodermitis Bund e. V.
    Spaldingstr. 210, 20097 Hamburg
    Telefon: 040/230810, Fax: 040/231008, E-Mail: info@dnb-ev.de, Internet: www.dnb-ev.de
  • Bundesverband Neurodermitiskranker in Deutschland e. V., Selbsthilfeorganisation für Neurodermitis-, Asthma- und Allergiekranke
    Oberstr. 171, 56 154 Boppard
    Telefon: 06742/87130, Fax: 06742/2795, E-Mail: Bvneuro@aol.com oder info@neurodermitis.net, Internet: www.neurodermitis.net

Literatur

  1. Balneofototherapie: Studien zeigen höheren Nutzen jetzt auch bei Neurodermitis. IQWiG Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen Pressemitteilung: 22.11.2018
  2. Bach JF: The effect of infections on susceptibility to autoimmune and allergic diseases. N Engl J Med 2002; 347(12):911-920
  3. Finkelstein H (1921) Lehrbuch der Säuglingskrankheiten. Springer, Berlin, S 812-814
  4. Xu W et al.: Hydration status regulates sodium flux and inflammatory pathways through epithelial sodium channel (ENaC) in the skin. J Invest Dermatol 2015;135(3):796-806
  5. Ahad T et al.: Incidence of Skin Cancers in Patients with Eczema Treated with Ultraviolet Phototherapy. J Am Acad Dermatol 2021; https://doi.org/10.1016/j.jaad.2021.11.048

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Stationäre dermatologische Rehabilitation. (AWMF-Registernummer: 013 - 083), Januar 2020 Langfassung