Nesselsucht (Urtikaria) – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Urtikaria (Nesselsucht) hinweisen:
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Nesselsucht und werden oft zuerst bemerkt:
- Starker Pruritus: Stark ausgeprägter Juckreiz, der oft die Hauptbelastung darstellt (ca. 90 % der Betroffenen)
- Urticae (Quaddeln): Hauterhebungen, meist auf geröteter Haut, die innerhalb eines Tages abklingen. Die Quaddeln erscheinen plötzlich und sind oft mit starkem Juckreiz verbunden (ca. 70-80 % der Betroffenen).
- Schmerzhaftes, brennendes Angioödem: Plötzlich auftretende Schwellungen der Haut oder Schleimhäute, die schmerzhaft oder brennend sein können und bis zu zwei oder drei Tage anhalten (ca. 50 % der Betroffenen)
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Nesselsucht:
- Rötung der Haut (Erythem): Begleitet die Quaddeln und verstärkt das Auftreten von Schwellungen (ca. 50-60 % der Betroffenen)
- Hitzegefühl: In den betroffenen Hautbereichen wird oft ein brennendes oder heißes Gefühl beschrieben (ca. 30 % der Betroffenen).
- Spontanes Wiederauftreten: Nach Abklingen der Quaddeln können diese an verschiedenen Körperstellen erneut auftreten (ca. 30 % der Betroffenen).
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Fieber (ca. 10 % der Betroffenen)
- Kopfschmerzen: Manche Betroffene berichten über Kopfschmerzen während akuten Urtikaria-Episoden (ca. 20 % der Betroffenen).
- Schwindel oder Schwächegefühl: Tritt bei manchen Betroffenen auf, insbesondere bei schweren Angioödemen oder Beteiligung des Halsbereichs (ca. 10 % der Betroffenen)
- Atembeschwerden (Dyspnoe): In seltenen Fällen kann es bei Beteiligung der Schleimhäute im Halsbereich zu Atemproblemen kommen (ca. 5-10 % der Betroffenen).
- Anaphylaktische Reaktionen: In schweren Fällen, besonders bei allergischen Auslösern, kann eine systemische allergische Reaktion mit Atemnot und Kreislaufproblemen auftreten (ca. 5 % der Betroffenen).
Makroskopisch ("mit dem bloßen Auge sichtbar") können folgende Formen einer Urtikaria unterschieden werden:
- Urticaria bullosa ‒ mit Blasenbildung einhergehende Nesselsucht
- Urticaria circinata ‒ polyzyklisch begrenzte Herde
- Urticaria cum pigmentatione ‒ mit Hyperpigmentierung einhergehend
- Urticaria gigantea ‒ handflächengroße Herde
- Urticaria haemorrhagica ‒ mit Einblutungen einhergehend
- Urticaria pigmentosa ‒ gutartige generalisierte Vermehrung von Gewebsmastzellen
- Urticaria porcellanea ‒ weißlich-ödematöse Quaddeln
- Urticaria profunda ‒ mit tiefer Ödembildung einhergehend
- Urticaria rubra ‒ hellrote Verfärbung der Quaddeln
Weitere Hinweise
- Bei der akut spontanen sowie der chronisch spontanen Urtikaria ist das Auftreten der Urtica am gesamten Integument möglich.
- Bei der induzierbaren/physikalisch auslösbaren Urtikaria sind die auftretenden Effloreszenzen häufig auf die Kontaktstelle begrenzt, können jedoch auch generalisiert auftreten. Teilweise treten auch extrakutane Beschwerden auf wie Fieber, Pruritus (Juckreiz), Nausea (Übelkeit), Cephalgie (Kopfschmerzen), Vertigo (Schwindel), Dysphagie (Schluckstörung) und Dyspnoe (Atemnot).
- z. B. Kälte-Urtikaria: halbe Stunde lang einer Temperatur von unter 15 Grad ausgesetzt → brennender Hautausschlag; ggf. weitere Symptome wie Schüttelfrost, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Abgeschlagenheit
- Ein Angioödem tritt vor allem im Gesicht sowie im Kopf- und Halsbereich auf. Weitere Beschwerden sind schmerzhafte Abdominalbeschwerden/Bauchkrämpfe, Nausea (Übelkeit/Erbrechen, Diarrhoe (Durchfall) sowie Dyspnoe (Atemnot), Dysphagie (Schluckstörung) und Pruritus (Juckreiz) [s. u. Quincke-Ödem, auch bekannt als Angioödem].
Warnzeichen (red flags)
- Quaddeldauer > 24 Stunden → denken an: Urtikariavaskulitis (klinisches Bild: kleinfleckiges, makulo-papulöses ("knotig-fleckig"), an eine Urtikaria erinnerndes Exanthem (Hautausschlag), das juckend oder schmerzend ist; bis zu 50 % mit einem Lupus erythematodes assoziiert
- Abgeschlagenheit, Müdigkeit + Fieber + Nachtschweiß (nächtliches Schwitzen) → denken an: chronische lymphatische Leukämie (CLL)