Nagelschuppenflechte (Nagelpsoriasis) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Psoriasis unguium (Nagelpsoriasis) ist eine Sonderform der Psoriasis (Schuppenflechte), die die Nägel betrifft. Sie tritt bei 10-55 % der Patienten mit Psoriasis vulgaris auf und kann die Finger- oder Fußnägel betreffen. Die genaue Ätiologie (Ursache) der Psoriasis ist noch unklar, jedoch wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischer Prädisposition und umweltbedingten Triggerfaktoren für die Entstehung verantwortlich ist.

Genetische Disposition

Die genetische Prädisposition spielt eine zentrale Rolle in der Entstehung der Psoriasis. Mehr als 40 % der Patienten berichten von familiären Vorbelastungen, insbesondere bei Vorliegen der HLA-Cw6-Genmutation. Diese genetischen Faktoren erhöhen das Risiko für eine gestörte Immunantwort, die zur unkontrollierten Keratinocytenproliferation (übermäßige Vermehrung der Hautzellen) und zur Ausbildung der charakteristischen Plaques führt.

Immunologische Veränderungen

Die Psoriasis ist eine entzündliche Autoimmunerkrankung, bei der T-Zellen eine zentrale Rolle spielen. Insbesondere Th1-, Th17- und Th22-Zellen sind an der Pathogenese beteiligt. Diese T-Zellen setzen vermehrt proinflammatorische Zytokine wie Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α), Interleukin-17 (IL-17) und Interleukin-23 (IL-23) frei, was zu einer chronischen Entzündung und einer beschleunigten Keratinocytenproliferation führt.

Triggerfaktoren

Bestimmte Triggerfaktoren können das erstmalige Auftreten oder einen Schub der Psoriasis auslösen:

  • Infektionen
    • Besonders Streptokokkeninfektionen der oberen Atemwege (z. B. Angina tonsillaris) können einen Psoriasis-Schub auslösen oder das erstmalige Auftreten einer Psoriasis triggern.
    • Weitere Infektionen wie HIV oder Pilzinfektionen können ebenfalls eine Rolle spielen.
  • Medikamente
    • Einige Medikamente wie Betablocker, Lithium, Antimalariamittel oder Interferone sind bekannte Triggerfaktoren für Psoriasis-Schübe.
  • Traumata (Verletzungen)
    • Das Köbner-Phänomen beschreibt das Auftreten neuer Psoriasisherde an zuvor verletzten Hautstellen (z. B. durch Schnittverletzungen, Kratzen oder Reibung).
  • Stoffwechselstörungen
    • Patienten mit Metabolischem Syndrom (Adipositas (Übergewicht), Hypertonie (Bluthochdruck), Hyperlipidämie (Fettstoffwechselstörung), Insulinresistenz/verringerte zelluläre Antwort auf Insulin) weisen ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Psoriasis auf. Die Hyperinsulinämie fördert die Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen (entzündungsfördernde Botenstoffe).

Pathogenese der Nagelveränderungen

Die Pathogenese der Nagelschuppenflechte ähnelt der Hautpsoriasis, zeigt jedoch einige Besonderheiten:

  • Befall der Nagelmatrix: Eine Entzündung der Nagelmatrix führt zu Grübchenbildung (Onychia punctata) und Leukonychia (weiße Flecken).
  • Befall des Nagelbettes: Eine Entzündung im Bereich des Nagelbettes verursacht Ölunstellen (gelbliche Verfärbungen), subunguale Hyperkeratose (Verdickung unter der Nagelplatte) und Onycholyse (Ablösung des Nagels).
  • Veränderungen der periungualen Haut: Auch die Haut um den Nagel (Nagelfalz) kann entzündlich verändert sein, was zu zusätzlichen Beschwerden wie Schmerzen und Schwellungen führt.

Einfluss von Zytokinen

Eine Vielzahl von proinflammatorischen Zytokinen ist an der Entstehung der Psoriasis und der Psoriasis unguium beteiligt:

  • Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α): Einer der Hauptmediatoren, der sowohl die Keratinozytenproliferation als auch die Rekrutierung von Entzündungszellen fördert.
  • Interleukin-17 (IL-17): Spielt eine Schlüsselrolle bei der Aufrechterhaltung der chronischen Entzündungsreaktion.
  • Interleukin-23 (IL-23): Fördert die Differenzierung und Proliferation von Th17-Zellen.

Diese Zytokine stellen auch wichtige therapeutische Zielstrukturen dar, weshalb Biologika, die diese Zytokine hemmen, eine effektive Therapieoption darstellen.

Zusammenfassung

Die Pathogenese der Psoriasis unguium basiert auf einer komplexen Interaktion zwischen genetischen, immunologischen und umweltbedingten Faktoren. Die zentrale Rolle spielen entzündliche Prozesse, die durch eine Dysregulation des Immunsystems vermittelt werden. Die Nagelschuppenflechte manifestiert sich durch Veränderungen der Nagelmatrix und des Nagelbettes, was zu einer Vielzahl von Nagelveränderungen wie Grübchenbildung, Onycholyse und subungualer Hyperkeratose führt.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern (polygene Erkrankung; genetischer Anteil am Psoriasisrisiko beträgt ca. 60-70 %)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol – Übermäßiger Alkoholkonsum kann bei einigen Patienten ebenfalls einen Psoriasis-Schub auslösen
    • Tabak (Rauchen) – kann bei einigen Patienten ebenfalls einen Psoriasis-Schub auslösen
  • Psycho-soziale Situation
    • Stress
  • Vorgeschädigte Haut – Traumata, Kratzer, Verbrennungen, chemische Reizungen, Stöße, Risse, Bisse, Sonnenbrand

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Infektionen insbesondere mit Streptokokken

Medikamente

  • ACE-Hemmer
  • Betablocker
  • Chloroquin
  • Indometacin kann bei einigen Patienten mit Psoriasis zur Exazerbation (deutliche Verschlechterung des Krankheitsbildes) führen
  • Interferon
  • Lithium
  • NSAR (Nicht-steroidale Antirheumatika)

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Therapie der Psoriasis vulgaris. (AWMF-Registernummer: 013-001), Februar 2021 Kurzfassung Langfassung