Nagelpilz (Onychomykose) – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die Onychomykose ist eine Pilzinfektion, die den Nagelapparat betrifft und durch verschiedene pathogene Pilze wie Dermatophyten, Hefepilze oder Schimmelpilze verursacht wird. Diese Pilzerreger haben die Fähigkeit, Keratin, das Hauptprotein der Nägel, zu nutzen, wodurch sie in das Nagelgewebe eindringen und sich dort vermehren können.
Dermatophyten als Hauptverursacher
Die häufigste Form der Onychomykose wird durch Dermatophyten verursacht. Die wichtigsten Erreger sind:
- Trichophyton rubrum: Hauptverantwortlich für etwa 91 % der Fälle von Onychomykose. Dieser Dermatophyt hat eine hohe Affinität zu Keratin und ist in der Lage, sowohl Haut als auch Nägel und Haare zu infizieren.
- Trichophyton interdigitale: Verantwortlich für etwa 7,7 % der Onychomykose-Fälle. Dieser Pilz ist häufiger im Interdigitalbereich (Zwischenräume der Finger oder Zehen) zu finden.
- Epidermophyton floccosum: Seltener Erreger von Onychomykosen, meist mit Haut- und Nagelinfektionen verbunden.
- Microsporum spp.: Diese Pilze sind seltener bei Onychomykosen beteiligt und befallen vor allem Haut und Haare, seltener die Nägel.
Pathogenese auf zellulärer Ebene
Der Infektionsprozess beginnt meist mit einem Eintritt der Pilzerreger über den freien Nagelrand (distaler Nagelbereich) oder seitliche Nagelfalten (lateraler Nagelbereich). Die Pilze penetrieren die Nagelplatte und breiten sich durch enzymatische Prozesse, die das Keratin abbauen, in das Nagelgewebe aus.
Die wesentlichen Schritte der Pathogenese umfassen:
- Adhäsion an das Keratin der Nagelplatte: Die Pilze heften sich mithilfe von Adhäsionsmolekülen an die Keratinstrukturen an.
- Penetration und Kolonisation: Enzyme wie Keratinasen und Proteinasen ermöglichen es den Pilzen, in das Nagelgewebe einzudringen.
- Vermehrung und Ausbreitung: Die Pilze besiedeln das Nagelbett und das subunguale Gewebe, was zu einer Verdickung und Verfärbung des Nagels führt.
- Entzündungsreaktion: In der Folge kommt es zu einer Immunreaktion, die zu einer Entzündung und weiteren Zerstörung des Nagelgewebes führen kann.
Weitere Erreger und Risikofaktoren
Neben den Dermatophyten können auch Hefepilze (z. B. Candida spp.) und Schimmelpilze (z. B. Aspergillus spp.) eine Onychomykose verursachen, vor allem bei vorbestehenden Nagelveränderungen oder bei immunsupprimierten Patienten. Hefepilze sind besonders in feuchten Umgebungen aktiv und befallen häufig Nägel, die bereits durch Traumata oder chronische Entzündungen geschädigt sind.
Risikofaktoren, die die Entstehung einer Onychomykose begünstigen, umfassen:
- Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter, da das Nagelwachstum langsamer wird und die Nägel anfälliger für Infektionen sind.
- Chronische Erkrankungen: Insbesondere Diabetes mellitus und periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) sind prädisponierende Faktoren.
- Immunsuppression: Patienten mit geschwächtem Immunsystem (z. B. bei HIV oder nach Transplantationen) haben ein höheres Risiko.
- Traumata: Kleine Verletzungen oder Druckstellen an den Nägeln erleichtern den Pilzen das Eindringen in das Nagelgewebe.
Epidemiologie und Übertragungswege
Die Onychomykose ist eine der häufigsten Nagelerkrankungen weltweit. Sie betrifft etwa 10 % der Gesamtbevölkerung und tritt bei älteren Menschen deutlich häufiger auf. Die Übertragung erfolgt meist durch direkten Kontakt mit infizierten Personen oder kontaminierten Oberflächen (z. B. in Schwimmbädern, Fitnessstudios).
Eine horizontale Übertragung innerhalb der Familie ist möglich, insbesondere bei engem körperlichem Kontakt oder gemeinsam genutzten hygienischen Einrichtungen (z. B. Handtücher, Nagelpflegegeräte).
Zusammenfassung
Die Onychomykose beginnt typischerweise als Infektion der distalen Nagelplatte und breitet sich dann in das Nagelbett und das subunguale Gewebe aus. Der Erreger nutzt seine Fähigkeit, Keratin abzubauen, um das Nagelgewebe zu zerstören. Dies führt zu einer Verdickung, Verfärbung und schließlich zur Zerstörung des Nagels. Bei unzureichender Therapie kann die Onychomykose zu dauerhaften Nagelschäden und bei immungeschwächten Personen zu einer weiteren Ausbreitung führen.
Ätiologie (Ursachen)
Biographische Ursachen
- Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern
- Alter – höheres Lebensalter
Verhaltensbedingte Ursachen
- Benutzung öffentlicher Badeeinrichtungen
- Beim Sport
- Heimisches Bad (soweit Familienangehörige die Infektionsquelle sind)
- Zu enges Schuhwerk, Kunststoffsocken
- Weiteres: Gegenstände wie Teppichböden, Handtücher oder Scheren
Krankheitsbedingte Ursachen
- Angiopathie (Gefäßerkrankung)
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- Fußfehlstellungen
- Hyperhidrosis pedis (starkes Schwitzen, z. B. beim Sport)
- Immundefekte
- Nagelpsoriasis (Schuppenflechte der Nägel)
- Nagelwachstumsstörungen
- Periphere Durchblutungsstörungen der unteren Extremitäten, wie chronisch venöse Insuffizienz (Behinderung des venösen Rückflusses) und periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
- Periphere Neuropathie (Nervenkrankheit, die mehrere (poly = viel) Nerven gleichzeitig befällt)
- Tinea pedis (Fußpilz) der Zehenzwischenräume und Fußsohlen (nach jahrelangem Bestehen)
- Wiederholte Traumata (Verletzungen) des Fußes (beim Sport oder Verletzung bei der Pediküre)
Weitere Ursachen
- Dialysepatienten
- Künstliche Fingernägel
- Transplantierte
- Tumorpatienten