Nagelbettentzündung (Paronychie) – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die Paronychie (Nagelbettentzündung) ist eine Entzündung der Haut, die den Nagel seitlich oder am proximalen Rand umgibt. Man unterscheidet zwischen der akuten und der chronischen Paronychie.
Akute Paronychie
Die akute Form entwickelt sich oft aufgrund kleiner Traumata (Verletzungen) wie Nagelhautverletzungen, Mikrorisse, manuellen Tätigkeiten oder durch eingewachsene Nägel. Diese kleinen Hautverletzungen dienen als Eintrittspforten für Keime. Der Infekt wird in den meisten Fällen durch Bakterien wie Staphylokokken (z. B. Staphylococcus aureus) oder Streptokokken hervorgerufen. Bei Erwachsenen und Jugendlichen sind Staphylokokken die häufigsten Erreger.
Weitere prädisponierende Faktoren sind:
- Manikürefehler
- Nagelkauen (Onychophagie)
- Unzureichende Hygiene oder eine kontinuierliche Manipulation an der Nagelhaut.
Chronische Paronychie
Die chronische Paronychie betrifft häufiger Menschen, die beruflich oder privat ständig einem feuchten Milieu ausgesetzt sind (z. B. Reinigungspersonal, Gastronomie). Eine permanente Feuchtigkeit weicht die Haut auf und macht sie anfälliger für Mikrotraumen und das Eindringen von Keimen. Auch Chemikalien und allergene Substanzen können die Hautbarriere schwächen.
- Ein wichtiges Kennzeichen der chronischen Form ist, dass neben Bakterien auch Pilze (häufig Candida albicans) eine Rolle spielen. Candida begünstigt die persistierende Entzündung des Nagelbetts.
- Patienten mit Diabetes mellitus sind aufgrund der gestörten Immunabwehr und einer veränderten Mikrozirkulation häufiger betroffen und neigen zu schwerwiegenderen Verläufen.
Pathophysiologischer Ablauf
- Initiation der Entzündung: Mikrotraumen oder eingewachsene Nägel schaffen Eintrittspforten für Bakterien (häufig Staphylococcus aureus, seltener Streptococcus pyogenes).
- Infektionsausbreitung: Die Erreger dringen in die Haut ein und verursachen eine lokale Entzündungsreaktion.
- Bildung eines Abszesses: In schweren Fällen kann sich ein eitriger Abszess (Eiteransammlung) bilden, der das umliegende Gewebe schädigt.
- Chronische Entzündung: Wiederholte Entzündungen führen zur Verdickung des Nagelwalls und können schließlich zu Verformungen oder Dystrophien (Fehlbildung) des Nagels führen.
Zusammenfassung
Die akute Paronychie wird meist durch Verletzungen oder eingewachsene Nägel hervorgerufen und ist häufig auf Bakterien zurückzuführen. Bei der chronischen Paronychie sind Feuchtigkeit und dauerhafte Hautirritationen prädisponierende Faktoren. Patienten mit Diabetes mellitus und Berufe mit hoher Exposition gegenüber Feuchtigkeit sind besonders gefährdet.
Ätiologie (Ursachen)
Verhaltensbedingte Ursachen
- Feuchtarbeit
- Arbeiten in feuchtem Milieu – Langfristiger Kontakt mit Wasser oder Reinigungsmitteln erhöht das Risiko für Haut- und Nagelschäden.
- Mechanische Traumata
- Verletzungen des Nagelbettes – Z. B. durch Splitter, Dornen, falsch angewendete Nagelpflegeinstrumente oder scharfkantige Gegenstände.
- Nagelmanipulationen – Häufiges Schneiden oder Entfernen der Nagelhaut, unsachgemäße Maniküre oder Pediküre.
- Kontakt mit irritierenden Substanzen
- Chemikalien und Reinigungsmittel – Direkter Hautkontakt mit aggressiven Substanzen wie Lösungsmitteln oder Desinfektionsmitteln kann die Hautbarriere schwächen.
- Berufliche Exposition – Kontakt mit Lebensmitteln (Köche, Bäcker), Zement (Bauarbeiter) oder andere potenziell irritierende Materialien.
- Unsachgemäße Hygiene
- Ungenügendes Händewaschen oder Desinfizieren – Fördert das Wachstum von Keimen und Pilzen unter und um die Nägel.
- Teilen von Nagelpflegeutensilien – Kann zur Übertragung von Bakterien oder Pilzinfektionen führen.
- Nagelpflege
- Künstliche Nägel – Können als Reservoir für Bakterien und Pilze dienen.
- Nägelkauen (Onychophagie) – Führt zu Mikroverletzungen, die eine Eintrittspforte für Keime darstellen.
Krankheitsbedingte Ursachen
- Diabetes mellitus – chronisch erhöhte Blutzuckerwerte beeinträchtigen die Wundheilung und begünstigen bakterielle sowie pilzbedingte Infektionen.
- Ekzeme und Dermatitis (z. B. atopisches Ekzem) – chronische Hauterkrankungen mit entzündlichen Veränderungen der Haut um die Nägel erhöhen das Risiko für sekundäre Infektionen.
- Hyperhidrose (übermäßiges Schwitzen) – führt zu anhaltender Feuchtigkeit, die eine ideale Umgebung für bakterielle und pilzbedingte Infektionen darstellt.
- Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) – kann zu brüchigen Nägeln und trockener Haut führen, was die Barrierefunktion der Haut schwächt und Infektionen begünstigt.
- Immundefizienz (Abwehrschwäche)
- Angeborene oder erworbene Immundefekte (z. B. HIV/AIDS) erhöhen das Risiko für bakterielle und pilzbedingte Infektionen, einschließlich Paronychie.
- Immunsuppressive Therapien (z. B. bei Organtransplantationen, Autoimmunerkrankungen) führen zu einem erhöhten Infektionsrisiko.
- Morbus Raynaud – Durchblutungsstörungen in den Fingern können zu kleinen Verletzungen führen, die das Eindringen von Krankheitserregern erleichtern.
- Onychomykose (Nagelpilz) – Pilzinfektionen der Nägel schaffen einen prädisponierenden Zustand für bakterielle Superinfektionen und damit Paronychie.
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) – Durchblutungsstörungen in den Extremitäten beeinträchtigen die Wundheilung und erhöhen die Anfälligkeit für Infektionen im Nagelbereich.
- Psoriasis (Schuppenflechte) – Psoriasis der Nägel (Nagelpsoriasis) kann zu brüchigen Nägeln, Onycholyse (Ablösung des Nagels) und sekundären Infektionen führen.
- Rheumatoide Arthritis – Gelenkfehlstellungen und die eingeschränkte Feinmotorik können das Verletzungsrisiko im Nagelbereich erhöhen. Zudem führen systemische Entzündungen zu einer erhöhten Infektionsanfälligkeit.
- Systemischer Lupus erythematodes (SLE) – chronische Autoimmunerkrankung, die die Haut und Nägel anfällig für Infektionen macht.