Malignes Melanom – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des malignen Melanoms (MM) dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie häufig Tumoren der Haut?
- Gab es Fälle von malignem Melanom bei nahen Verwandten?
- Sind Ihnen genetische Erkrankungen bekannt, die die Haut betreffen (z. B. Xeroderma pigmentosum (extreme Überempfindlichkeit gegenüber UV-Strahlung), familiäres atypisches Nävus-Syndrom)?
Soziale Anamnese
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Waren oder sind Sie beruflich UV-Strahlung ausgesetzt (z. B. Bauarbeiter, Seeleute, Landwirte)?
- Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Welche Veränderungen sind Ihnen aufgefallen?
- Haben sich einzelne Nävi (Muttermale) in ihrer Form, Farbe oder Struktur verändert?
- Neigen diese Hautveränderungen zu Blutungen oder Krustenbildungen?
- Wachsen diese Hautveränderungen sehr schnell?
- Wie lange bestehen diese Veränderungen schon?
- Wo haben Sie die Veränderungen bemerkt (z. B. Brust, Rücken, Extremitäten, Gesicht)?
- Besteht Juckreiz oder ein Brennen der Hautveränderung?
- Haben Sie Schmerzen im Bereich der Veränderungen?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Sind Sie/Waren Sie häufig intensiver UV-Bestrahlung ausgesetzt? (z. B. Sonnenbäder, Solarien)
- Haben Sie in Ihrer Kindheit oder Jugend Sonnenbrände gehabt?
- Reisen Sie häufig in Länder mit hoher UV-Intensität?
- Sind Sie übergewichtig? Geben Sie bitte Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Ernähren Sie sich ausgewogen und antioxidantienreich (z. B. Obst, Gemüse)?
- Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Bestehen Hauterkrankungen wie aktinische Keratosen oder Basalzellkarzinome?
- Leidet/Leidete jemand in Ihrer Familie unter Hautkrebs?
- Haben Sie Bluthochdruck oder eine Immunschwäche?
- Wurden bereits Hautveränderungen entfernt?
- Bestehen Allergien gegen Medikamente oder andere Substanzen?
Medikamentenanamnese
- Angiotensin-Rezeptorblocker (möglicherweise wg. photosensibilisierender Wirkung) [1]
- Hydrochlorothiazid (HTC; gehört zur Gruppe der Thiazid-Diuretika) – erhöhtes Risiko für die Entstehung eines nodulären oder lentiginösen Melanoms) [4]
- Sildenafil (PDE-5-Hemmer) [2]
Umweltanamnese
- Leben oder arbeiten Sie in sonnigen, hoch gelegenen oder tropischen Regionen?
- Arbeiten Sie mit Herbiziden, Pestiziden oder anderen Chemikalien?
- Herbizide (berufliche Exposition); Risikoerhöhung ca. 85 % bei jeglicher Exposition; keine signifikante Risikoerhöhung jedoch gegenüber Insektiziden oder Pestiziden) [5] Beachte: Verzerrungsrisiko durch UV-Strahlung
- Wohnen Sie in einer Region mit erhöhter Radonbelastung (Bodengas)? [3]
- Setzen Sie sich beruflich oder privat intensivem UV-Licht aus?
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.
Literatur
- Schmidt SA et al.: Use of antihypertensive drugs and risk of skin cancer. JEADV 2015; online 15. Jan. 2015 | doi: 10.1111/jdv.12921
- Dhayade S et al.: Sildenafil Potentiates a cGMP-Dependent Pathway to Promote Melanoma Growth. Cell Reports (2016), http://dx.doi.org/10.1016/j.celrep.2016.02.028
- Vienneau D et al.: Effects of Radon and UV Exposure on Skin Cancer Mortality in Switzerland. Environ Health Perspect June 2017, Volume 125, Issue 6; doi:10.1289/EHP825
- Pottegård A et al.: Association of Hydrochlorothiazide Use and Risk of Malignant Melanoma. JAMA Intern Med. Published online May 29, 2018. doi:10.1001/jamainternmed.2018.1652
- Stanganelli I et al.: The association between pesticide use and cutaneous melanoma: a systematic review and meta-analysis. JEADV 2019; https://doi.org/10.1111/jdv.15964