Lichen sclerosus – Operative Therapie
Lichen sclerosus ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die insbesondere den Genitalbereich betrifft. Die operative Therapie wird in Abhängigkeit vom Geschlecht, dem Schweregrad der Erkrankung und dem Therapieerfolg konservativer Maßnahmen eingesetzt.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Männliche Patienten:
- Chronisch-rezidivierender Verlauf mit therapieresistenter Phimose (Vorhautverengung)
- Funktionelle Einschränkungen durch narbige Veränderungen
- Weibliche Patienten:
- Fortschreitende Sklerosierung mit funktionellen Einschränkungen (z. B. Dyspareunie (Schmerzen beim Geschlechtsverkehr), Dysurie (Beschweden beim Wasserlassen))
- Stenosen des Introitus vaginae (Scheideneingangsverengung) oder Urethrastenosen (Harnröhrenverengung)
- Fehlende Wirkung konservativer Therapieoptionen:
- Langzeittherapie mit Corticosteroiden ohne ausreichenden Therapieerfolg
- Wiederkehrende Exazerbationen (Verschlimmerung der Symptome) trotz optimaler lokaler Therapie
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Akute Infektionen im Operationsbereich – Risiko der Wundheilungsstörung und Sekundärinfektion
- Schwere Allgemeinerkrankungen – Erhöhtes OP-Risiko bei Patienten mit dekompensierter kardiovaskulärer oder metabolischer Erkrankung
- Patientenwunsch – Ablehnung invasiver Maßnahmen trotz Indikation
Operationsverfahren
1. Ordnung: Zirkumzision (Beschneidung) bei Jungen und Männern
- Standardtherapie mit besten Langzeitergebnissen
- Entfernung der befallenen Vorhaut mit vollständiger Exzision der sklerotischen Hautveränderungen
- Verhindert Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung) und reduziert funktionelle Einschränkungen
2. Ordnung: Interventionen bei Frauen mit ausgedehnter Symptomatik
- Kryotherapie (Vereisung)
- Ziel: Verbesserung des Pruritus (Juckreiz) und der Sklerosierung (Verödung)
- Besonders geeignet für Genital- und perianale Läsionen
- Kann auch bei Kindern angewendet werden
- Ablative Lasertherapie
- Einsatz bei unzureichender Wirkung konservativer Therapie
- Abtragung sklerotischer Areale durch gepulste Laserstrahlung
- Chirurgische Maßnahmen
- Indiziert bei stenosierenden Veränderungen mit funktioneller Beeinträchtigung
- Beispiele:
- Urethrastenose (Harnröhrenverengung)
- Stenose des Introitus vaginae (Scheideneingangsverengung)
Postoperative Nachsorge
- Lokale Wundversorgung: Anwendung von antiseptischen und wundheilungsfördernden Salben
- Schmerztherapie: NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) bei postoperativen Beschwerden
- Engmaschige Kontrolle: Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen zur Beurteilung der Wundheilung und Prävention von Rezidiven
- Langzeitprävention: Fortführung einer immunsuppressiven Lokaltherapie bei verbleibendem Erkrankungsrisiko
Mögliche Komplikationen
- Wundheilungsstörungen – Verzögerte Heilung, insbesondere bei Diabetes mellitus oder Nikotinabusus
- Narbenbildung – Risiko von funktionellen Einschränkungen bei unzureichender Nachsorge
- Rezidive – Erneutes Auftreten von Lichen sclerosus trotz operativer Therapie
- Postoperative Infektionen – Bakterielle Superinfektionen bei unzureichender Hygiene
Vergleich der Operationsmethoden
Verfahren | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
Zirkumzision | Hohe Heilungsrate, geringe Rezidivrate | Nicht anwendbar bei Frauen |
Kryotherapie | Minimalinvasiv, gut verträglich | Mehrere Sitzungen nötig |
Ablative Lasertherapie | Gezielte Abtragung, geringe Narbenbildung | Hoher technischer Aufwand |
Chirurgische Maßnahmen | Effektiv bei Stenosen | Höheres Risiko für Narbenbildung |
Fazit
Die operative Therapie des Lichen sclerosus richtet sich nach dem individuellen Befund und der geschlechtsspezifischen Symptomatik. Die Zirkumzision bei männlichen Patienten bietet die besten Langzeitergebnisse. Bei Frauen mit ausgeprägtem Befall stehen Kryotherapie, Lasertherapie und chirurgische Interventionen zur Verfügung. Eine konsequente postoperative Nachsorge ist essenziell, um Rezidive und funktionelle Einschränkungen zu minimieren.
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Lasertherapie der Haut. (AWMF-Registernummer: 013-095), Januar 2022 Langfassung
Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring