Juckreiz (Pruritus) – Weitere Therapie
Allgemeine Maßnahmen
- Vermeiden von Faktoren, die die Hauttrockenheit fördern
- Häufiges Waschen, Duschen oder Baden (Badezeit maximal 20 Minuten/bei chronischem Pruritus: Vollbad maximal 5 Minuten; eher in kühlem oder lauwarmem Wasser baden als in heißem)
Beachte: Nach Wasserkontakt Haut abtupfen. - Klima/Raumtemperatur (siehe auch unter "Vermeidung von Umweltbelastungen")
- trockenes, heißes oder sehr kaltes Klima
- starke Sonnenexposition
- kühle Raumtemperaturen zur Nacht
- im Winter bei Heizungsluft auf ausreichende Luftfeuchtigkeit achten
- Häufiges Waschen, Duschen oder Baden (Badezeit maximal 20 Minuten/bei chronischem Pruritus: Vollbad maximal 5 Minuten; eher in kühlem oder lauwarmem Wasser baden als in heißem)
- Hautreinigung inkl. Hautpflege
- Fettende Waschsyndets oder spreitende Dusch- und Badeöle (z. B. Paraffin-Sojaöl-Bad) verwenden.
- Milde pH-neutrale Hautreinigungsmittel benutzen (alkoholhaltige Reinigungsmittel vermeiden!)
- Direkt nach dem Duschen bzw. Baden Feuchtigkeitscreme (z. B. mit Mandelöl) anwenden, um die Feuchtigkeit vom Duschen bzw. Baden in der Haut zurückzuhalten.
- Rückfettende Präparate verwenden.
- Ggf. Präparate, die kühlendes Menthol oder lokalanästhetisch wirksames Polidocanol enthalten
- Kleidung
- Baumwolle statt Wollkleidung
- eng anliegende Kleidung meiden (z. B. Leggings)
- leichte Kleidung tragen
- keine synthetische Kleidung
- Bei Juckreiz das Kratzen vermeiden
- Nägel kurz schneiden
- nachts Baumwollhandschuhe tragen
- bei Juckreiz die Stellen reiben und nicht kratzen
- Überprüfung der Nahrungsmittel, insbesondere der Nahrungsmittelzusatzstoffe, auf allergene bzw. pseudoallergene Wirkung (s. u. "Pseudoallergie")
- Überprüfung der Dauermedikation wg. möglicher Auswirkung auf die vorhandene Krankheit
Hinweis: Auch Arzneimittel und deren Inhaltsstoffe (z. B. Hydroxyethylstärke, HES) können u. a. den Botenstoff Histamin freisetzen, der den Juckreiz auslöst. - Normalgewicht anstreben!
Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Patienten mit Untergewicht/Mangelernährung- Unterschreitung der BMI-Untergrenze (ab dem 19. Lebensjahr: 19; ab dem 25. Lebensjahr: 20; ab dem 35. Lebensjahr: 21; ab dem 45. Lebensjahr: 22; ab dem 55. Lebensjahr: 23; ab dem 65. Lebensjahr: 24) → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Patienten mit Untergewicht/Mangelernährung
- BMI-Rechner – ermitteln Sie unter Berücksichtigung von Geschlecht und Alter Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)
- Vermeidung psychosozialer Belastungen:
- Psychosomatische Belastung
- Stress
- Vermeidung von Umweltbelastungen:
- Reizstoffe (Chemikalien, Lösungsmittel)
- Klimaanlagen (trockene Luft)
- Überheizte Räume (maximal 21 °C)
- Trockenes Raumklima → Luftraumbefeuchter einsetzen
Beachte: Die optimale Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 40 und 60 %. - Sonne (häufige Sonnenbäder) → Sonnenschutz!
Ggf. dosierte Sonnenexposition im Sommer - Winter (Kälte) – kalt-trockene Klimabereiche; trockene Heizungsluft (→ Reduktion der Talgdrüsensekretion); dazu folgende Empfehlungen:
- Luftraumbefeuchter
Beachte: Die optimale Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 40 und 60 %. - Handschuhe tragen ab < 10 °C Außentemperatur
- Luftraumbefeuchter
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen
- Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen
Ernährungsmedizin
- Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
- Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet u. a.:
- täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
- ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
- ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte)
- Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (1,5-2,0 l/Tag)
- Heißes oder scharfes Essen (z. B. Chili) meiden
- Ernährung reich an der Omega-6-Fettsäure Gamma-Linolensäure (GLA). GLA-reiche Lebensmittel sind Fette und Öle wie Nachtkerzen-, schwarzes Johannisbeersamen- und Borretschsamenöl
- Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
- Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können. - Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns.
Physikalische Therapie (inkl. Physiotherapie)
- UVB 311 nm-Lichttherapie (Synonym: Schmalspektrum-UVB; 311-nm-UVB; UV (Ultraviolett)-B-Phototherapie) – Die Bestrahlungstherapie mit UV-B führte bei 9 von 10 Patienten mit urämischen Pruritus zu einer deutlichen Verringerung des Juckreizes [1].
- Schmal- und Breitspektrum-UV(ultraviolett)-B oder mit UV-A1-Licht – Linderung des Pruritus bei atopischer Dermatitis (Neurodermitis), Psoriasis (Schuppenflechte) oder kutanem T-Zell-Lymphom (gehört zur Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome)
Psychotherapie
- Die aktuelle S2k-Leitlinie weist darauf hin, dass die subjektive Belastung und die psychischen Auswirkungen der Patienten für Diagnose und Therapie erhoben werden sollten [S2k-Leitlinie].
- Ggf. Stressmanagement
- Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.
Komplementäre Behandlungsmethoden
- Kaltplasmatherapie – bei Patienten mit atopischer Dermatitis, chronischem Juckreiz der Vulva und Psoriasis [2]
- Kryotherapie mit flüssigem Stickstoff bei -196 °C [2]
- Purgation: Unter Purgation (v. lat. purgare „reinigen“) versteht man die Entleerung des Darms im Sinne einer "Ausleitungstherapie". Diese soll zur Sanierung der Darmflora beitragen.
Ausleitende Verfahren sind Behandlungsmethoden der komplementären Medizin, die mutmaßlich zur Entgiftung der Körpersäfte dienen sollen. Als Synonyme werden auch die Begriffe Humoraltherapie (von lat. humores „Säfte“) oder Aschner-Verfahren (nach dem Arzt Bernhard Aschner, 1883-1960) verwendet.
Hinweis!
- Im Falle einer Dysbiose (Störung der Darmflora) ist eine Therapie mit Probiotika (mikrobiologische Therapie; Symbioselenkung; Nahrungerergänzungsmittel mit probiotischen Kulturen) angezeigt.
- Traditionelle chinesische Medizin (TCM) – Akupunktur, Akupressur, Injektionsakupunktur, Moxibustion und Schröpfen [2].
Organisationen und Selbsthilfegruppen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300, E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
Literatur
- Gilchrest BA, Rowe JW, Brown RS et al. (1979) Ultraviolet phototherapy of uremic pruritus. Long-term results and possible mechanism of action. Ann Intern Med 91(1):17-21
- Zhu J et al.: Device-based physical therapies in chronic pruritus: a narrative review. J Am Acad Dermatol 2024;S0190-9622(24)00975-7; https://doi.org/10.1016/j.jaad.2024.06.045
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Diagnostik und Therapie des chronischen Pruritus. (AWMF-Registernummer: 013-048), März 2022 Langfassung