Hautausschlag (Exanthem) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Exanthems (Hautausschlag) dar.
Familienanamnese
- Gibt es Personen mit ähnlichen Hautbeschwerden in Ihrer Familie (z. B. Hautausschlag, Juckreiz)?
- Bestehen in Ihrer Familie bekannte Hauterkrankungen (z. B. Psoriasis, Neurodermitis) oder allergische Erkrankungen (z. B. Heuschnupfen, allergische Rhinitis)?
- Bestehen in Ihrer Familie bekannte Autoimmunerkrankungen (z. B. Lupus erythematodes, Sjögren-Syndrom, Dermatomyositis)?
Sozialanamnese
- Beruf:
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Sind Sie in Ihrem Beruf schädigenden Arbeitsstoffen oder chemischen Substanzen ausgesetzt?
- Haben Sie in letzter Zeit in beengten Räumen mit vielen Menschen gearbeitet (z. B. Krankenhäuser, Schulen, Betreuungseinrichtungen)?
- Haben Sie Stress oder psychosoziale Belastungen?
- Hatten Sie kürzlich Kontakt mit Personen, die ähnliche Symptome hatten?
- Haben Sie Haustiere? Wenn ja, welche?
Reiseanamnese
- Waren Sie in den letzten Wochen oder Monaten auf Reisen? Wenn ja:
- In welche Länder oder Regionen sind Sie gereist? Waren Sie in feuchtwarmen oder tropischen Gebieten unterwegs?
- Wann genau war Ihre Reise und wie lange dauerte der Aufenthalt?
- Haben Sie während oder nach Ihrer Reise Hautveränderungen bemerkt?*
- Haben Sie während der Reise oder nach der Rückkehr Fieber, Kopfschmerzen oder andere grippeähnliche Symptome entwickelt?*
- Hatten Sie Durchfall oder Erbrechen während oder nach der Reise?
- Hatten Sie Kontakt zu Personen mit ansteckenden Erkrankungen?
- Gab es in Ihrem Reisegebiet bekannte Ausbrüche von Infektionserkrankungen?
- Waren Sie in ländlichen oder urbanen Regionen unterwegs?
- Hatten Sie engen Kontakt zu Tieren oder Insekten?
- Haben Sie sich in Gegenden mit hoher Mücken- oder Zeckenpopulation aufgehalten?
- Haben Sie Insektenschutzmittel verwendet?
- Wurden Schutzmaßnahmen gegen Mückenstiche oder Zeckenbisse getroffen?
- Haben Sie in Gemeinschaftsunterkünften, Hostels oder Flüchtlingslagern übernachtet?
- Hatten Sie Kontakt mit Süßwassergewässern wie Flüssen oder Seen?
- Hatten Sie Kontakt mit Nutztieren oder streunenden Tieren?
- Hatten Sie keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und hygienischen Sanitäreinrichtungen?
- Haben Sie Lebensmittel aus Straßenständen oder unbekannten Quellen verzehrt?
- Haben Sie Rohmilchprodukte oder unzureichend gegarte Lebensmittel gegessen?
- Hatten Sie ungeschützten Geschlechtsverkehr während der Reise?
- Regionale Einteilung der möglichen Infektionskrankheiten mit Exanthem:
- Afrika: Masern, Röteln, Dengue-Fieber, Chikungunya-Fieber, Gelbfieber, Schistosomiasis (Bilharziose), Rickettsiosen (Fleckfieber, Zeckenbissfieber)
- Südostasien: Dengue-Fieber, Chikungunya-Fieber, Masern, Japanische Enzephalitis, Leptospirose, Rickettsiosen
- Mittel- und Südamerika: Dengue-Fieber, Chikungunya-Fieber, Zika-Virus-Infektion, Gelbfieber, Leptospirose, Brucellose
- Naher Osten & Mittelmeerraum: Sandmückenfieber (Pappataci-Fieber), Brucellose, Rickettsiosen, Leishmaniose (kutane Form)
- Indischer Subkontinent: Dengue-Fieber, Chikungunya-Fieber, Leptospirose, Rickettsiose
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Welche Symptome sind Ihnen aufgefallen?
- War der Beginn plötzlich oder schleichend?
- An welchen Körperstellen treten die Erscheinungen auf (Gesicht, Hände, Rücken, Beine, Mundbereich etc.)?
- Haben sich die Erscheinungen in Form, Farbe, Größe oder Anzahl verändert?
- Treten die Hautveränderungen symmetrisch oder asymmetrisch auf?
- Haben Sie im Bereich der Hautveränderungen folgende Beschwerden:
- Schmerzen?
- Brennen?
- Juckreiz?
- Schwellungen oder Bläschenbildung?*
- Wie lange bestehen diese Veränderungen schon?
- Treten die Hautveränderungen in Abhängigkeit von äußeren Faktoren auf?
- Jahreszeit (z. B. bei Kälte oder Hitze)?
- Sonnenexposition?
- Reizstoffe (wie Chemikalien, Kosmetika, Textilien)?
- Haben Sie weitere Symptome wie:
- Abgeschlagenheit?
- Fieber oder Schüttelfrost?*
- Nächtliches Schwitzen?*
- Müdigkeit?
- Gelenk- oder Muskelschmerzen?
- Lymphknotenschwellungen?*
- Magen-Darm-Beschwerden?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Haben Sie in letzter Zeit etwas Ungewöhnliches gegessen?
- Sind Ihnen Unverträglichkeiten auf Nahrungsmittel oder bestimmte Inhaltsstoffe bekannt?
- Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Allergien?
- Autoimmunerkrankungen?
- Hautkrankheiten wie Neurodermitis, Psoriasis?
- Infektionskrankheiten?
- Hatten Sie in der Vergangenheit ähnliche Hautreaktionen?
- Wurden Sie gegen Krankheiten wie Masern, Röteln oder Windpocken geimpft?
- Gab es eine Selbstbehandlung der Hautveränderungen (z. B. Salben, Cremes, Hausmittel)?
- Haben Sie kürzlich eine Operation oder andere medizinische Eingriffe gehabt?
- Sind Ihnen Allergien gegen Medikamente, Textilien, Chemikalien oder Pflanzen bekannt?
Medikamentenanamnese
- ACE-Hemmer4
- Allopurinol
- Analgetika
- Nichtsaure Analgetika (Metamizol, Paracetamol)
- Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) – Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen, Salicylate (Acetylsalicylsäure, ASS)
- Opioidrezeptorantagonist (Naltrexon)
- Opiate (Codein)
- Phenazonderivate6
- Pyrazolone6
- Antibiotika
- Aminoglykoside1
- Betalactam-Antibiotika1 (β-Lactam-Antibiotika) (ca. 50 % aller Arzneimittelunverträglichkeiten; ca. 0,7-8 % aller Patienten mit β-Lactam-Antibiotika reagieren allergisch)
- Aminopenicilline (Amoxicillin); insb. als Amoxicillin/Clavulansäure-Kombination (Häufigkeit: sehr gering)
- Cephalosporine
- Aminopenicilline (Amoxicillin); insb. als Amoxicillin/Clavulansäure-Kombination (Häufigkeit: sehr gering)
- Chinolone/Fluorchinolone/Gyrasehemmer (Ciprofloxacin, Moxifloxacin)
- Chloramphenicol3
- Epoxid-Antibiotika (Fosfomycin-Trometamol)
- Fusafungin
- Polypeptid-Antibiotikum (Bacitracin3)
- Makrolidantibiotika/Makrolide (Erythromycin)
- Neomycin3
- Nitrofurane (Nitrofurantoin)
- Penicilline3
- Sulfonamide1, 3, 6 (Sulfamethoxazol)
- Staphylokokkenpenicilline (Flucloxacillin)
- Tetracycline4, 6
- Trimethoprim
- Aminoglykoside1
- Antiepileptika
- Carboxamid-Derivate (Eslicarbazepinacetat)
- Klassische Antiepileptika (Carbamazepin)
- Antihistaminika3 (Cimetidin)
- Antihypertonika
- ACE-Hemmer (Enalapril)
- Betablocker4
- Methyldopa
- Antimykotika
- Allylamine (Terbinafin)
- Griseofulvin
- Antiprotozoika
- Analogon des Azofarbstoffs Trypanblau (Suramin)
- Pentamidin
- Anthelminthika (Diethylcarbamazin, Mebendazol, Niclosamid)
- Antitussiva
- Opioide (Codein, Dihydrocodein, Hydrocodon)
- nicht-opioide Antitussiva (Levodropropizin, Noscapin, Pentoxyverin)
- Antihistaminika (Cimetidin)
- Antipsychotika (Neuroleptika) – Chlorpromazin, Phenothiazin
- Arsentrioxid
- Biologicals
- TNFα-Blocker (Anti-TNF-α-Antikörper) – Adalimumab, Golimumab, Infliximab
- Chelatbildner
- D-Penicillamin
- Trieethylentetramin-Dihydrochlorid (Trien)
- Chinidin4
- Chloroquin4
- Cinnarizin5
- Diuretika (Furosemid, Hydrochlorothiazol, Thiazide4)
- Folsäureantagonist (Methotrexat)
- Gold4 (Goldsalze)
- Heparin2
- Hormone
- Insuline2
- Östrogene (Ethinylestradiol, Estradiol)
- Schilddrüsenmedikamente, nicht näher bezeichnet
- Hydantoine1
- Immunsuppressiva (Leflunomid)
- Insektizide und Akarizide (Kontaktinsektizide)
- Pyrethroide (Allethrin, Permethrin)
- Pyrethrine (Pyrethrum)
- Intestinaler Entzündungshemmer (Sulfasalzin)
- Lithium4
- Lokalanästhetika (Benzocain3, Lidocain3)
- Monoklonale Antikörper
- Anti-CD20 Antikörper (Rituximab)
- Anti-CD25-Antikörper Daclizumab (DAC)
- IgG2-anti-RANKL-Antikörper (Denosumab)
- PD-1-Immun-Checkpoint-Inhibitoren (Nivolumab)
- Perchlorate (Perchlorat)
- Parasympatholytika (auch Anticholinergika genannt) – Atropin
- Parasympathomimetika
- Anetholtrithion
- Pilocarpin
- Penicillamin5
- Phytotherapeutika (Johanniskraut)
- Sedativa
- Barbiturate1
- Benzodiazepine
- Barbiturate1
- Thrombopoetin-Rezeptor-Agonist (Eltrombopag)
- Tuberkulostatika (Isoniazid
- Urikostatika (Febuxostat)
- Vasodilatatoren (Hydralazin1)
- Virostatika
- Fusionsinhibitoren (Enfuvirtid)
- Integrase-Inhibitoren (Elvitegravir)
- Nukleosidanaloga (Aciclovir, Cidofovir, Famciclovir, Foscarnet, Ganciclovir, Valaciclovir)
- Proteaseinhibitoren (Simeprevir)
- Zytokine2 (Interferon ß-1a, Interferon ß-1b, Glatirameracetat)
- Zytostatika
- Alkylanzien (Adriamycin, Doxorubicin)
- Platinderivate (Carboplatin)
- Taxane (Paclitaxel)
1 Allergie vom Typ I (Soforttyp)
2 Allergie vom Typ III (Arthus-Phänomen)
3 Allergie vom Typ IV (Allergische Spättyp-Reaktion)/Allergische Kontaktdermatitis
4 Allergie vom Typ IV (Allergische Spättyp-Reaktion)/Lichen ruber artige oder psoriasiforme AME
5 Allergie vom Typ IV (Allergische Spättyp-Reaktion)/Blasenbildende AME
6 Fixes Arzneimittelexanthem
Die Liste der Medikamente stellt nur die häufigsten Auslöser dar. Ein Anspruch auf Vollständigkeit besteht nicht.
Umweltanamnese
- Dämpfe
- Kosmetika
- Sonne
- Stäube
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.