Handekzem – Prävention

Zur Prävention des Handekzems muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Fehlernährung – Kann die Hautbarriere schwächen und das Risiko für Ekzeme erhöhen.
    • Mangelernährung – Besonders der Mangel an essentiellen Fettsäuren beeinträchtigt die Hautgesundheit. Essentielle Fettsäuren wie Omega-3-Fettsäuren und Omega-6-Fettsäuren sind entscheidend für die Aufrechterhaltung der Hautbarriere. Ein Ungleichgewicht zwischen diesen Fettsäuren kann entzündliche Prozesse in der Haut fördern.
      • Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure) – Entzündungshemmend; enthalten in fettem Fisch (z. B. Lachs, Makrele), Leinsamen, Walnüssen und Chiasamen.
      • Omega-6-Fettsäuren – Notwendig für die Hautbarriere, jedoch können hohe Mengen entzündungsfördernd wirken, wenn sie nicht im Gleichgewicht mit Omega-3-Fettsäuren stehen. Quellen sind pflanzliche Öle wie Sonnenblumenöl, Maisöl und Distelöl.
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – Besonders ein Mangel an Vitamin D, E und B3 kann die Hautgesundheit negativ beeinflussen.
  • Genussmittelkonsum
    • Rauchen – Beeinträchtigt die Durchblutung der Haut und fördert Entzündungsprozesse.
    • Alkoholkonsum – Kann die Haut austrocknen und die Symptome eines Handekzems verschlimmern.
  • Waschverhalten
    • Häufiges Händewaschen – Übermäßiger Gebrauch von Seifen oder Duschmitteln entfernt den natürlichen Talgfilm der Haut.
    • Nutzung von Badezusätzen – Verstärkt die Austrocknung der Haut.
    • Verwendung alkoholhaltiger Reinigungsmittel – Kann die Haut weiter reizen und austrocknen.
  • Tätowierungen (s. u. exogene Faktoren) → allergisches Kontaktekzem

Umweltbelastung

  • Reizstoffe (Chemikalien, Lösungsmittel) – Exposition gegenüber reizenden Substanzen erhöht das Risiko für Hautirritationen.
  • Trockenes Raumklima – Kann zu verstärktem Feuchtigkeitsverlust der Haut führen.
  • Sonne (häufige Sonnenbäder) – Übermäßige UV-Belastung kann die Haut schädigen.
  • Winter (Kälte) – Kalt-trockene Klimabedingungen und trockene Heizungsluft reduzieren die Talgdrüsensekretion.
  • Exposition gegenüber potenziell auslösenden Stoffen
    • Duftstoffe – bei ca. 2 % lässt sich per Epikutantest (Synonyme: Patch-Test, Pflastertest) eine Kontaktallergie nachweisen; Hauptallergene sind: Hydroxyisohexyl-3-Cyclohexen-Carboxaldehyd (HICC), Eichenmoos, Zimtaldehyd, Hydroxycitronella, Hexylzimtaldehyd [2].
    • Epoxidharz – Häufig in Klebstoffen und Beschichtungen enthalten.
    • Formaldehyd – Konservierungsstoff in verschiedenen Haushaltsprodukten.
    • Kaliumdichromat – Bestandteil in Zement und Leder.
    • Kobaltchlorid – In Metallen und Schmuck.
    • Lanolin (Alkohole) – In Pflegeprodukten.
    • Natriumthiosulfatoaurat – In der Medizin verwendet.
    • Neomycin (Antibiotikum) – Bestandteil einiger Salben.
    • Nickel (Nickelsulfat) – Potentiell enthalten in: Schmuck, Gehäuse und Bänder von Armbanduhren, Knöpfe, Nieten, Schnallen, Reißverschlüsse und Metallmarkierungen, sofern sie in Kleidung verwendet werden; ein Anspruch auf Vollständigkeit besteht nicht!
    • Octocrylen (UV-Filter) – Bestandteil von Sonnenschutzmitteln.
    • Palladium – In Zahnkronen und Schmuck.
    • Paraben-Mix (Konservierungsstoffe) – In Kosmetika und Pflegeprodukten.
    • Perubalsam – Bestandteil von Parfums und Salben.
    • P-Phenylendiamin (Farbstoffe) – In Haarfärbemitteln.
    • Terpentin – In Lösungsmitteln.
    • Toluene-2,5-Diamin – In Haarfärbemitteln.
    • Zahnkronen (Palladium) – Kann bei Metallkontaktallergien problematisch sein [1].
    • Tattoo-Farbstoffe – Einige Pigmente und Konservierungsstoffe in Tätowierfarben können Kontaktallergien und Ekzeme auslösen.

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Hautpflege
    • Gründliche Reinigung – Verwendung von pH-neutralen, milden Reinigungsprodukten.
    • Feuchtigkeitspflege – Regelmäßige Anwendung von rückfettenden Cremes mit Harnstoff, Glycerin oder Hyaluronsäure zur Stabilisierung der Hautbarriere.
    • Vermeidung irritierender Substanzen – Keine alkohol- oder parfumhaltigen Pflegeprodukte nutzen.
  • Raumklimaoptimierung
    • Luftbefeuchtung – Verwendung von Luftbefeuchtern, um die Raumluft feucht zu halten (optimale Luftfeuchtigkeit 40-60 %).
    • Vermeidung überheizter Räume – Raumtemperaturen auf maximal 21 °C begrenzen.
  • Kleidung und Schutzmaßnahmen
    • Schutzhandschuhe bei Risikokontakten – Verwendung von Baumwollhandschuhen unter Latex- oder Gummihandschuhen, um Hautirritationen zu vermeiden.
    • Atmungsaktive Kleidung – Vermeidung von synthetischen Materialien, die Hautreizungen fördern können.
  • Ernährung und Flüssigkeitszufuhr
    • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr – Trinken von mindestens 1,5 bis 2 Litern Wasser täglich zur Unterstützung der Hautfeuchtigkeit.
    • Omega-3-Fettsäuren – Verzehr von fettem Fisch, Leinsamen oder Walnüssen zur Förderung entzündungshemmender Prozesse.
    • Vitamin D – Sicherstellen einer ausreichenden Vitamin-D-Zufuhr durch moderate Sonneneinstrahlung oder Nahrungsergänzungsmittel.
  • Vermeidung von Allergenkontakten
    • Allergenkontakt vermeiden – Vermeidung bekannter Allergene, insbesondere Duftstoffe, Nickel und Formaldehyd.
  • Hygienemaßnahmen
    • Regelmäßiges Händewaschen – Nutzung von milden, hautfreundlichen Produkten.
    • Händedesinfektion – Verwendung von alkoholischen Desinfektionsmitteln ohne Duftstoffe und Konservierungsmittel.

Schützen Sie Ihre Haut auch vor dem Kontakt mit diesen Reizsubstanzen. Reinigungsprodukte können zu einer Hautirritation führen, indem Sie Ihre Haut austrocknen und weitere Inhaltsstoffe eine allergische Reaktion bewirken.

Inhaltsstoffe
Enthalten in
Ammoniak Desinfektionsmittel, Fußbodenreiniger, Fenster- und Glasreiniger, Allzweck-Reinigungsmittel 
Chloride und Alkyl- und Ammoniumchlorid
Schimmelentferner
Salmiakgeist (Ammoniumhydroxid)
Fleckenentferner
Chlorwasserstoff Abflussreiniger, Toilettenbeckenreiniger
Laugen Ofenreiniger, Abflussreiniger
Erdöldestillate Möbelwachs und Möbelpolituren
Erdölhaltige Lösungsmittel
Fußbodenreiniger, Fußbodenwachs
Phenol (Karbol)
Antibakterielle Reinigungsmittel, Toilettenbeckenreiniger, Möbelpolituren
Natriumbisulfat Toilettenbeckenreiniger
Natriumhypochlorid Desinfektionsmittel, Fleckenentferner, Allzweck-Reinigungsmittel
Natrium- oder Kaliumhydroxid Abflussreiniger, Ofenreiniger

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, erste Anzeichen eines Handekzems frühzeitig zu erkennen und effektiv zu behandeln.

  • Früherkennung und Behandlung
    • Regelmäßige dermatologische Kontrollen zur Überwachung gefährdeter Hautbereiche.
    • Anwendung von entzündungshemmenden Cremes oder Salben bei ersten Anzeichen von Hautirritationen.
  • Vermeidung von Verschlechterung
    • Schnelle Anpassung der Pflege- und Reinigungsroutinen.
    • Verwendung von Schutzhandschuhen bei der Arbeit mit reizenden Substanzen.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention zielt darauf ab, Rückfälle zu vermeiden und Komplikationen zu minimieren.

  • Langzeittherapie
    • Regelmäßige Anwendung von Pflegeprodukten zur Stabilisierung der Hautbarriere.
    • Einsatz von kortisonfreien, entzündungshemmenden Präparaten zur langfristigen Behandlung.
  • Lebensstilinterventionen
    • Anpassung der Hautpflegegewohnheiten.
    • Vermeidung bekannter Allergene im Alltag.
  • Psychosoziale Unterstützung
    • Beratung bei psychischen Belastungen durch die chronische Erkrankung.
    • Teilnahme an Selbsthilfegruppen für Betroffene.

Literatur

  1. Muris J, Goossens A, Gonçalo M, Bircher AJ, Giménez-Arnau A, Foti C, Rustemeyer T, Feilzer AJ, Kleverlaan CJ. Sensitization to palladium and nickel in Europe and the relationship with oral disease and dental alloys. Contact Dermatitis. 2015 Jan 12. doi: 10.1111/cod.12327.
  2. Diepgen TL et al.: Prevalence of fragrance contact allergy in the general population of five European countries: a cross-sectional study. Br J Dermatol 2015, online 7. November; doi: 10.1111/bjd.14151