Haarausfall (Alopecia) – Labordiagnostik
Bei Verdacht auf Alopecia androgenetica (AGA)
Männer mit AGA
Bei typischem klinischen Befund ist beim Mann keine weiterführende Labordiagnostik erforderlich.
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Testosteron
- Androstendion
- Dehydroepiandrosteronsulfat (DHEAS)
- Sexualhormonbindendes Globulin (SHBG)
- TSH (Schilddrüsen-stimulierendes Hormon)
Weitere Hinweise
- Männer mit Alopecia androgenetica haben gemäß einer Studie ein ähnliches Hormonmuster wie Frauen, die an einem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom) erkrankt sind [2]; nachfolgende Werte im Vergleich zur Kontrollgruppe
- Testosteron (24,61 vs. 20,57 nmol/l; p = 0,04).
- DHEAS (3,63 vs. 2,64 µg/ml; p = 0,02)
- LH (7,78 vs. 4,56 mIU/ml; p ˂ 0,001)
- Prolaktin (14,14 vs. 9,97 ng/ml; p = 0,01)
- Freie Androgenindex (FAI; Gesamttestosteron zu SHBG; 74,49 vs. 49,99; p ˂ 0,001)
- FSH (4,02 vs. 5,66 mIU/ml; p ˂ 0,001) und SHBG (35,07 vs. 46,41 nmol/l; p ˂ 0,001)
- LH/FSH-Quotient (2,34 vs. 0,89; p ˂ 0,001)
- Insulin: keine Unterschiede
Fazit: Männer mit Alopecia androgenetica könnten wie Patientinnen mit PCO-Syndrom ein erhöhtes Risiko etwa für ein metabolisches Syndrom, Insulinresistenz, kardiovaskuläre Erkrankungen und Infertilität haben.
Frauen mit AGA
Bei Hinweisen auf hormonelle Dysregulation (z. B. Akne, Hirsutismus) ist eine gynäkologisch-endokrinologische Untersuchung/Diagnostik erforderlich.
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- LH (luteinisierende Hormon)
- FSH (follikelstimulierende Hormon)
- 17-Beta-Östradiol
- Testosteron
- Sexualhormon-bindendes Globulin
- 17-alpha-Hydroxyprogesteron
- Dehydroepiandrosteron-Sulfat (DHEAS)
Bei Verdacht auf hypoöstrogenämisches Effluvium (Östrogenmangel-bedingter Haarausfall)
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- FSH (zum Ausschluss eines Climacterium praecox oder POF-Syndrom/prämature Ovarialinsuffizienz: Erlöschen der Ovarialfunktion vor dem 40. Lebensjahr)
- Östradiol
- TSH (wenn pathologisch: TRH-Test sinnvoll)
- SHBG
Bei Verdacht auf Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall)
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- ANA – Auto-Ak (IgG) gegen Zellkernantigene (wg. Ausschluss von Kollagenosen, insbesondere Dermatomyositis und Polymyositis)
- Lues-Serologie – wg. Ausschluss einer Syphilis
- IgE – wg. Ausschluss einer atopischen Erkrankung (Atopie)
- Mykologische Diagnostik – bei Verdacht auf Mikrosporie (Hautpilzerkrankung) bzw. Tinea capitis (Pilzerkrankung)
- Mikronährstoffe (Vitalstoffe)
- Vitamin D3
- Vitamin B12 – wg. Ausschluss einer perniziosen Anämie
- Zink (s. u. "Weitere Hinweise")
- TPO-Ak – Autoantikörper gegen Thyroideaperoxidase (wg. Ausschluss einer Hashimoto-Thyreoiditis)
Des Weiteren ist stets auch im Rahmen der Labordiagnostik das Eisen zu untersuchen: Dazu erfolgt eine Ferritin-Serumspiegel-Untersuchung.
Ferritin ist ein Transport- beziehungsweise Speicherprotein des menschlichen Körpers, das in der Lage ist, eine große Zahl von Eisenionen zu speichern. Der Ferritin-Serumspiegel ist somit ein Spiegelbild für den gesamten Eisenspeicher des Organismus.
Um eine Mangelernährung der Haarwurzeln auszuschließen, können zusätzlich die Konzentrationen folgende Vitamine, Spurenelemente oder Schadstoffe bestimmt werden:
- Biotin
- Eisen – Ferritin (s. o.)
- Kupfer
- Selen
- Zink
- Arsen
- Blei
- Quecksilber
- Thallium
Weitere Hinweise
- Patienten mit Alopecia areata wiesen gemäß einer Studie verringerte Zink-Serumspiegel auf (Risikogruppe). Diese korrelieren invers mit der Therapieresistenz. Je ausgeprägter die Zustände einer Alopecia areata waren, desto niedriger waren die Zink-Serumspiegel [1].
Die Messung des Spurenelements erfolgte im Serum nach Entnahme von venösem Nüchternblut.
Literatur
- Abdel Fattah NS et al.: Evaluation of serum zinc level in patients with newly diagnosed and resistant alopecia areata. International Journal of Dermatology 2015; online: 3. Juli. doi: 10.1111/ijd.12769
- Sanke S et al.: A Comparison of the Hormonal Profile of Early Androgenetic Alopecia in Men With the Phenotypic Equivalent of Polycystic Ovarian Syndrome in Women. JAMA Dermatol. 2016; online 15. Juni 2016; doi:10.1001/jamadermatol.2016.1776