Erfrierungen – Operative Therapie

Die operative Therapie bei Erfrierungen (lokale Gewebeschäden durch Kälteexposition) ist zurückzustellen, bis eindeutig erkennbar ist, welches Gewebe ausreichend durchblutet ist und welches nekrotisch (abgestorben) ist. Die Priorität liegt zunächst auf der Wiederherstellung der Durchblutung und der Vermeidung weiterer Schäden.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Erfrierungen 3. Grades:
    • Schwere Gewebeschädigungen mit irreversibler Nekrose (Gewebezerfall), die nach vollständiger Demarkation (Abgrenzung von vitalem und nekrotischem Gewebe) sichtbar ist.
    • Notwendigkeit einer Amputation bei nicht erhaltungsfähigem Gewebe.
  • Schwere Infektionen:
    • Sekundäre bakterielle Infektionen in nekrotischen Bereichen, die konservativ nicht beherrschbar sind.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Frühzeitige chirurgische Eingriffe vor vollständiger Demarkation des betroffenen Gewebes, da noch vitales Gewebe geschädigt werden könnte.
  • Allgemeine Kontraindikationen wie schwerer Allgemeinzustand oder Multiorganversagen.

Operative Maßnahmen

  • Amputation bei irreversiblen Gewebeschäden:
    • Indikation: Erfrierungen 3. Grades mit vollständiger Nekrose nach klarer Abgrenzung zu vitalem Gewebe.
    • Ziel: Entfernung nekrotischen Gewebes zur Verhinderung von Komplikationen wie Infektionen oder Sepsis.
    • Vorgehen:
      • Planung der Amputation nach Demarkation.
      • Durchführung möglichst gewebeschonend, um die Funktion der betroffenen Extremität weitgehend zu erhalten.
  • Debridement (chirurgische Wundreinigung):
    • Indikation: Entfernung kleinerer, nekrotischer Gewebeanteile zur Förderung der Wundheilung.
    • Vorgehen: Schonendes Ausschneiden nekrotischer Haut- und Gewebeteile.
  • Rekonstruktive Eingriffe:
    • Indikation: Wiederherstellung der Funktionalität und Ästhetik nach schwerer Gewebeschädigung.
    • Optionen: Hauttransplantationen oder plastische Rekonstruktion, z. B. mit Lappenplastiken.

Postoperative Maßnahmen

  • Infektionsprophylaxe:
    • Gabe von Antibiotika bei sekundären Infektionen oder nach Amputation.
  • Wundversorgung:
    • Regelmäßige Verbandswechsel und Kontrolle der Wundheilung.
  • Physiotherapie:
    • Förderung der Mobilität und Funktion, insbesondere nach Amputationen.

Prognose

Die operative Therapie bei Erfrierungen 3. Grades ist häufig unumgänglich und führt nach der Entfernung nekrotischen Gewebes zu einer Reduktion des Komplikationsrisikos. Rekonstruktive Maßnahmen können Funktion und Ästhetik in vielen Fällen wiederherstellen, wobei der Grad der Funktionserhaltung individuell variieren kann. Frühzeitige konservative Maßnahmen sind entscheidend, um die Notwendigkeit umfangreicher chirurgischer Eingriffe zu minimieren.