Erfrierungen – Einleitung
Erfrierungen bezeichnen einen akuten, lokalen Gewebeschaden, der durch extreme Kälteeinwirkung ausgelöst wird. Besonders gefährdet sind die Akren (Finger, Zehen, Ohren, Nase). Oft geht eine Erfrierung mit einer allgemeinen Unterkühlung (Hypothermie) des Körpers einher.
Synonyme und ICD-10: Congelatio; ICD-10-GM T33-T35: Erfrierungen
Formen der Erkrankung
Man kann Erfrierungen in folgende vier Stadien einteilen:
Stadium |
Beschreibung des Stadiums |
I | Rötung (Congelatio erythematosa), Taubheit |
II | Ödem-/Blasenbildung (Congelatio bullosa) auf geröteter Haut |
III | Nekrosen (Kältebrand; Congelatio gangraenosa s. escharotica) |
IV | Vereisung |
Ursachen
Erfrierungen entstehen durch die Einwirkung extrem niedriger Temperaturen auf das Gewebe. Die häufigsten Faktoren, die zur Entstehung von Erfrierungen beitragen, sind:
- Exposition gegenüber extremer Kälte: Direkte Kältewirkung auf ungeschützte Körperstellen.
- Wind: Verstärkt den Kälteverlust durch Verdunstung und Konvektion.
- Feuchtigkeit: Erhöht das Risiko durch die Abkühlung der Haut.
- Erschöpfung oder Immobilität: Reduziert die körpereigene Wärmeproduktion.
- Schlechte Durchblutung: Verringert die Fähigkeit des Körpers, Wärme in die Extremitäten zu leiten.
Differentialdiagnosen
Bei der Diagnose von Erfrierungen sollten folgende Differentialdiagnosen berücksichtigt werden:
- Hypothermie (Unterkühlung): Eine systemische Reaktion auf Kälte mit Abfall der Körperkerntemperatur.
- Kälteurtikaria: Eine allergische Reaktion der Haut auf Kälteeinwirkung, die zu Rötung und Juckreiz führt.
- Raynaud-Syndrom: Durch Kälte ausgelöste, reversible Durchblutungsstörung, die zu Blässe, Zyanose (Blaufärbung der Haut) und anschließend zu Rötung führt.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Erfrierungen treten bei Männern und Frauen etwa gleich häufig auf, wobei Männer, insbesondere junge Männer, aufgrund von Outdoor-Aktivitäten und beruflicher Exposition häufiger betroffen sind.
Häufigkeitsgipfel: Wintersportler, Obdachlose und Personen, die unter extremen Kältebedingungen arbeiten, sind besonders gefährdet.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Die genaue Prävalenz von Erfrierungen variiert je nach Region und Exposition. In kälteren Klimazonen ist das Risiko deutlich höher.
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Die Inzidenz von Erfrierungen ist saisonabhängig, mit einem deutlichen Anstieg in den Wintermonaten.
Von einer Hypothermie spricht man, wenn die Körperkerntemperatur unter den Sollwert abgesenkt ist, folglich der ganze Körper betroffen ist.
Synonyme und ICD-10: Unterkühlung; ICD-10-GM T68)
Dabei kann man drei Stadien der Hypothermie unterscheiden:
Stadium |
Rektaltemperatur |
Beschreibung des Stadiums |
I | 37-34 °C | Hautgefäßkontraktion, Herzfrequenz und Blutdruck erhöht, Kältezittern |
II | 34-27 °C | zunehmende Schmerzunempfindlichkeit, Herzfrequenz und Atmung verlangsamt, Muskelstarre, Reflexe abgeschwächt; Bewusstlosigkeit (ab 32 °C) |
III |
27-22 °C | autonome Körperfunktionen brechen zusammen, Kältetod |
Von Erfrierungen und Hypothermie sind besonders Wintersportler oder Obdachlose betroffen.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Erfrierungen können sich je nach Expositionsdauer und Intensität der Kälteeinwirkung langsam oder rasch entwickeln.
- Hypothermie kann zu Erfrierungen führen, wenn die Extremitäten ungeschützt bleiben.
- Bei leichten Erfrierungen (1. Grades) ist die Prognose gut, und es kommt in der Regel zu einer vollständigen Heilung.
- Schwere Erfrierungen können zu bleibenden Schäden führen, einschließlich Gewebsnekrosen (Absterben von Gewebe), die eine Amputation erfordern können.
Prognose
- Leichte Erfrierungen heilen in der Regel folgenlos ab.
- Bei verzögerter oder unzureichender Behandlung, insbesondere bei schwereren Stadien, kann es zu dauerhaften Schäden oder zum Verlust von Gliedmaßen kommen.
- Die Prognose hängt maßgeblich von der Schnelligkeit und Angemessenheit der Behandlung ab. Ein schneller Wärmezufuhr und sachgemäße Pflege können das Risiko schwerer Folgen erheblich reduzieren.